Eltern und Schüler wollen Informatik als Pflichtfach

Der Bitkom zitiert eine Forsa-Studie und fordert die Einführung eines Informatikpflichtfachs, den allgemeinen Einsatz von Computern und Internet im Unterricht, die Stärkung der Naturwissenschaften und die zumindest teilweise Abschaffung der Koedukation.

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Von
  • Jürgen Kuri

Beim Thema Computer sind sich Eltern und Schüler ausnahmsweise einmal einig: Eine Mehrheit wünscht sich Informatik als Pflichtfach, ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa. So sprachen sich 78 Prozent der Eltern für die Einführung eines Pflichtfachs Informatik in den Klassenstufen fünf bis zehn aus. Unter den Schülern waren es immerhin 52 Prozent, erklärte der IT-Branchenverband Bitkom mit. Der Verband hatte die Befragung in Auftrag gegeben. Allerdings sind unter den Eltern noch 13 Prozent und unter den Schülern 22 Prozent gegen ein Informatikpflichtfach; unter den Schülern ist der Anteil der Unentschiedenen mit 22 Prozent am höchsten.

Computer im Klassenzimmer sollten intensiver genutzt werden, fordern zudem Eltern ebenso wie Schüler: 77 Prozent der Eltern und sogar 81 Prozent der Schüler gaben das an. Derzeit nutzen nur 12 Prozent der Schüler den Computer täglich im Unterricht, 41 Prozent mindestens einmal pro Woche. Aber 45 Prozent schalten den Rechner der Umfragen zufolge im Schulunterricht nur selten oder gar nicht ein.

Aus Sicht der Hightech-Branche sollten die Fächer Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften einen Anteil von einem Drittel des gesamten Unterrichts haben. Bisher haben Mathematik und Naturwissenschaften einen Anteil von 22 Prozent an den Wochenstunden in der Sekundarstufe I, erklärte der Bitkom. Den Schulen gelinge es nicht ausreichend, den Nachwuchs für technische Themen zu begeistern. Die Folge seien zu wenige Studierende in den Fächern Informatik, Maschinenbau und Elektrotechnik, sagte Hermann Eul vom Bitkom-Hauptvorstand. Die Firmen brauchten aber dringend mehr Informatiker und Ingenieure: "In der Informationsgesellschaft verlangt der Arbeitsmarkt zunehmend nach IT-Komptenzen, die weit über reine Anwenderkenntnisse hinausgehen. Auf diese Herausforderung müssen die Schulen reagieren", betonte Eul.

Außerdem dürfe sich der Einsatz von Computern und Internet nicht auf den Informatikunterricht beschränken; die Politik müsse zudem trotz besserer PISA-Ergebnisse die Reformen des Bildungssystems konsequent fortführen, forderte Eul. "Der Fachkräftemangel in den Hightech-Branchen zeigt, dass es noch immer viele strukturelle Defizite gibt."

Die geschlechterspezifische Rollenaufteilung gerät ebenso wieder ins Blickfeld des Bitkom: Frauen seien in technischen Berufen deutlich unterrepräsentiert. Eine Bitkom-Forderung lautet daher, dass es für Mädchen an allen Schulen spezielle Zusatzangebote geben solle. Auch stellt der IT-Branchenverband die Koedukation in Frage: Der getrennte Unterricht von Jungen und Mädchen sei ein weiterer Ansatz, um mehr Frauen zu technischen Ausbildungen zu bringen: "Viele Unterrichtsprojekte und Pilotstudien haben es bewiesen: Spezifische Interessen und andere Lernwege können Mädchen oftmals besser ohne ihre männlichen Mitschüler entwickeln."

Für die Erhebung der Daten hat Forsa 1016 Eltern sowie 501 Schüler im Alter von 14 bis 19 Jahren befragt. Am Wochenende erst wurde eine Forsa-Studie im Auftrag der Microsoft-Initiative IT-Fitness bekannt, nach der lediglich ein Drittel aller Schüler im Unterricht regelmäßig mit einem Computer arbeitet. 28 Prozent der Schüler in Deutschland kommen nach eigenen Angaben im Unterricht gar nicht mit einem Computer in Berührung. (jk)