iOS-Virenscanner mit zweifelhaftem Nutzen

Avira hat eine Virenschutz-App für iOS herausgegeben, die vor schadhaften Prozessen schützen soll. Welche das sind und wie diese erkannt werden, verrät das Unternehmen nicht.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Ronald Eikenberg

Der Virenschutz-Hersteller Avira bietet im App Store seit kurzem Avira Mobile Security an, das iOS-Nutzer vor Schädlingen beschützen soll. Das ist insofern überraschend, als dass es kaum Schädlinge gibt, die es auf die iOS-Plattform abgesehen haben. Ferner hat die Avira-App in ihrer Sandbox wenig Möglichkeiten, die Integrität des Systems ernsthaft zu überprüfen. Trotzdem – oder gerade deshalb – wurde unser Interesse geweckt.

Laut Avira Mobile Security sind wir geschützt – aber wovor?

Zunächst zeigt die App vor allem eine Liste der derzeit laufenden Prozesse an. Anschließend starteten wir sie auch noch auf einem iOS-Gerät, mit dem wir zuvor einen Jailbreak vollzogen hatten. Dort konnten wir mit dem Analyse-Tool Snoop-It schließlich einen Blick auf die Funktions- und Dateiaufrufe der Avira-App werfen.

Wir entdeckten regelmäßige Zugriffe auf eine Datei namens Malicious.plist, die anscheinend die Namen der Prozesse enthält, die Avira als bösartig einstuft. Ihr Inhalt war allerdings ernüchternd: Mehr als ein Eintrag "xyz123" befand sich darin nicht. Als wir den Inhalt gegen "Avira" austauschten, bestätigte sich unser Verdacht, dass der Virenscanner die Prozessliste nach dem Inhalt dieser Datei durchforstet; plötzlich wurde er fündig – und stufte sich selber als potentiell böse ein.

Nachdem wir den Beispieleintrag der Blacklist durch "Avira" ersetzten, wurde die App fündig.

Laut Avira handelt es sich bei der Zeichenfolge "xyz123" lediglich um ein Beispiel. Allerdings könne die App tatsächlich iOS-Schädlinge erkennen, nämlich drei an der Zahl. Als Beispiel hat das Unternehmen das Programm Find & Call angegeben, das ungefragt das Adressbuch ausgelesen und für Spam-SMS missbraucht hatte. Ob Avira Mobile Security den Schädling erkennt, konnten wir nicht überprüfen, da es uns trotz intensiver Suche nicht gelangt, eine installierbare Version der Malware-App aufzutreiben. Die App wurde im Sommer 2012 kurzzeitig im App Store angeboten.

Auf unsere Rückfragen, wie Avira bei der Erkennung der Schad-App vorgeht und wie die anderen beiden Apps heißen, die das Schutzprogramm als schädlich einstuft, haben wir keine Antworten erhalten. Da die übrigen Funktionen der Sicherheits-App im Wesentlichen Funktionen nachbilden, die iOS ohnehin bereits an Bord hat, spricht nach derzeitigem Kenntnisstand wenig dafür, Avira Mobile Security zu installieren. Die App ist zwar kostenlos, lässt sich aber nur nutzen, wenn man einen Avira-Account erstellt. (rei)