NSA-Affäre: Hunderte Schriftsteller protestieren gegen Überwachung

Weit mehr als 500 Schriftsteller aus aller Welt haben sich einem öffentlichen Protest gegen die totale Überwachung angeschlossen. In einer Petition – der sich nun jeder anschließen kann – fordern sie, die Demokratie im digitalen Zeitalter zu schützen.

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Insgesamt 560 Schriftsteller aus aller Welt protestieren am heutigen Dienstag öffentlichkeitswirksam gegen die totale Überwachung der Kommunikation, wie sie seit Monaten enthüllt wird. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung dokumentiert, verlangen sie, die "Demokratie in der digitalen Welt zu verteidigen". Sie erklären, dass alle Menschen das Recht haben, ihre Gedanken schriftlich und mündlich frei zu äußern. Dieses "existenzielle Menschenrecht" sei aber inzwischen "null und nichtig", weil Staaten und Konzerne Technik für die Überwachung massiv missbrauchten. Eine Gesellschaft unter ständiger Beobachtung sei aber keine Demokratie mehr.

Der Aufruf in der FAZ

In vier Punkten erläutern sie ihre Kritik. So verletze die Überwachung die Gedanken- und Meinungsfreiheit und behandle jeden Bürger als Verdächtigen. Außerdem zerstöre sie mit der Unschuldsvermutung "eine unserer historischen Errungenschaften". Darüber hinaus entstehe ein Machtungleichgewicht, denn durch die Überwachung würden die Einzelnen durchleuchtet, während Staaten und Konzerne im Geheimen operierten. Und diese Macht werde systematisch missbraucht. Schließlich bezeichnen sie die Schnüffelei noch als Diebstahl, denn die abgegriffenen Daten seien kein öffentliches Eigentum. Wenn sie genutzt würden, um Verhalten vorherzusagen, würde der freie Wille gestohlen, der aber unabdingbar sei für die Freiheit in der Demokratie.

Aus diesem Grund fordern sie, dass jeder Bürger das Recht haben müsse, mitzuentscheiden, welche persönlichen Daten gesammelt und verarbeitet werden. Außerdem müsse er löschen können, was sie illegal gesammelt und gespeichert wurde. Dieses Recht müssten Staaten und Konzerne respektieren und die Bürger ihrerseits verteidigen. Deshalb sollten die Vereinten Nationen eine "Internationale Konvention der digitalen Rechte" verabschieden, um deren zentrale Bedeutung anzuerkennen.

Zu den Unterzeichnern gehören neben jeder Menge der bekanntesten Autoren der Welt mit J. M. Coetzee, Günter Grass, Elfriede Jelinek, Orhan Pamuk, Tomas Tranströmer auch fünf Literaturnobelpreisträger. Auf der kompletten Liste finden sich unter anderem Umberto Eco, T. C. Boyle, Björk, James Salter, Nick Cave, Richard Ford, Péter Esterházy, Julian Barnes. Initiiert wurde der Protest unter anderem von den deutschen Schriftstellern Juli Zeh und Ilija Trojanow, die in einem ausführlichen Interview ihre Beweggründe darlegen. Sie sind überzeugt, es sei inzwischen alles gesagt, jetzt müssten Taten folgen. Ihrer Forderung kann sich inzwischen auf Change.org jeder anschließen. (mho)