Heldentaten

Viele Computerspiele sind als Apps in der Basisversion kostenlos zu haben. Wer etwas Geld investieren will, kann sich durch zugekaufte Assets einen Vorteil verschaffen. Was sich wirklich lohnt, zeigt sich aber erst im Spiel.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Kai König
  • Diane Sieger
Inhaltsverzeichnis

Bei den sogenannten Freemium-Spielen (manchmal auch mit dem Begriff Free-to-play-Spielen bezeichnet) handelt es sich um Applikationen, die zunächst kostenlos erhältlich sind, jedoch im Verlauf der Nutzung den Spieler an verschiedenen Stellen durch In-App-Käufe zur Kasse bitten. Je nach Spiel kann das mehr oder weniger subtil ausfallen und gegebenenfalls stark ins Geschehen eingreifen. Oftmals kauft man mit echtem Geld Einheiten einer in das Spiel eingearbeiteten Währung; mit deren Hilfe lässt sich das Erreichen bestimmter Ziele beschleunigen oder der Nutzer bekommt Zugriff auf bestimmte Funktionen, beispielsweise Waffen oder weitere Spielfiguren.

Das Freemium-Geschäftsmodell sowie dessen Vor- und Nachteile werden seit dem Aufkommen dieses Spieltyps regelmäßig in der Szene diskutiert. Offensichtlich können solche Anwendungen bei übermäßigem Konsum eine Bezahlfalle darstellen und das persönliche App-Budget leicht sprengen. Auf der anderen Seite liegen Vollpreis-Spiele für PC, Mac und Konsolen üblicherweise im Kostenrahmen von 40 bis 50 Euro, sodass es durchaus gerechtfertigt sein kann, für gut gemachte Freemium-Spiele mit fairem Preismodell einen Kostenbeitrag zu leisten.

Als EA Games Mitte 2012 das Spiel „The Simpsons Tapped Out“ auf den Markt brachte, wurde es innerhalb kürzester Zeit Opfer des eigenen Erfolgs. Der Andrang neuer Spieler war so groß, dass die Server-Kapazität überschritten wurde und das Spiel aus dem iTunes Store entfernt werden musste. Doch seither hat sich eine Menge getan und das Spiel ist heute nicht nur für iOS, sondern auch für Android-Geräte erhältlich.

Denkbar einfach beginnt es: Homer Simpson ist durch das Spielen auf seinem Tablet bei der Arbeit abgelenkt und führt einen Atomunfall herbei, der die Stadt Springfield auslöscht. Glücklicherweise überleben die Bewohner, und für den menschlichen Spieler gilt es nun, Springfield wieder in ein florierendes Städtchen zu verwandeln. Er bekommt in spannende Geschichten verpackte Aufgaben zugewiesen, deren erfolgreiche Bewältigung mit neuen Figuren, Gebäuden oder digitaler Währung belohnt wird. Zusätzliche Spieldollars und XP (Experience Points) lassen sich dadurch verdienen, dass man seinen Figuren weitere Aufgaben stellt.

Das Besondere an „The Simpsons Tabbed Out“ ist, dass sich EA immer wieder saisonale Updates einfallen lässt. Ob am St. Patrick’s Day die Flüsse grün werden, Grusel-Elemente an Halloween ein Schaudern hervorrufen oder ganz Springfield im Dezember im Schnee versinkt – das Spiel wird niemals langweilig. Hinzu kommen soziale Inhalte: Wer mit Freunden spielt, kann deren Städte täglich besuchen und ihnen sowohl zusätzliche Dollars und XPs bescheren als auch selbst von der eigenen Großzügigkeit profitieren. Diese Sozialkomponente wird ebenfalls an die saisonalen Updates angepasst; zu Weihnachten brachte man den Freunden zum Beispiel Geschenktüten.

Die eigentliche Währung des Spiels sind virtuelle Dollars, die der Anwender im Spielverlauf verdient. Damit kann man bereits erfolgreich spielen, es ist nicht unbedingt notwendig, reales Geld auszugeben. Die Premium-Währung (= Donuts) erlaubt jedoch das Platzieren anderweitig nicht erhältlicher Bauelemente oder die Einführung von Geschöpfen, die das Spiel beschleunigen oder sonstige Vorteile verschaffen können.

Zwar bietet das Simpsons-Spiel einiges an kreativer Freiheit, dem neuen Aufbau Springfields sind jedoch dadurch Grenzen gesetzt, dass Größe und Gestaltung von Gebäuden und Figuren vorgegeben sind. Wer sich mehr Details wünscht und auf eine realistischere Darstellung Wert legt, dem sei Megapolis empfohlen. Hier wird ebenfalls eine Stadt errichtet, jedoch ist das Erstellen von Gebäuden nicht auf Elemente einer TV-Serie limitiert. In Megapolis kann es sowohl Wohn- und Geschäftsviertel geben als auch Flughäfen, Bahnhöfe, Häfen, U-Bahnen, Brücken, Repliken weltbekannter Bauwerke und vieles mehr.

Der Spielmechanismus ähnelt ebenfalls dem der Simpsons: Der Spieler bekommt Aufgaben gestellt und muss bestimmte Gebäude erstellen. Auch das Konzept der zwei verschiedenen Währungen ist vergleichbar: Die zu verdienenden Coins (die man bei Knappheit mit realem Geld auffüllen kann) sowie die für echtes Geld käuflichen Megabucks. Auch hier gilt: Megapolis ist spielbar, ohne jemals Megabucks kaufen zu müssen, manche Bauarbeiten dauern aber schmerzhaft lang, sodass der Anreiz, die Premium-Währung zu erstehen, durchaus gegeben ist. Megapolis gibt es für iOS- und Android-Geräte.

Doch nicht bei allen Freemium-Spielen geht es ums Bauen. Bei New Star Soccer (für iOS und Android) etwa handelt es sich um einen Vertreter der Kategorie Fußball-Manager-Spiele. Der Anwender betreut jedoch keine Fußballmannschaft, sondern nur die Karriere eines einzelnen Spielers. Dieser beginnt seine Laufbahn als Nachwuchstalent im Alter von 16 Jahren, und der menschliche Betreuer ist verantwortlich für seine sportlichen Fertigkeiten, Zufriedenheit und finanzielle Situation.

Die Besonderheit von New Star Soccer liegt im Mix zwischen Management-Aufgaben und praktischen Fußball-Aktivitäten. Während der Liga- oder Pokalspiele wird man mit Spielsituationen konfrontiert, in denen es auf die Finger-Geschicklichkeit ankommt, um einen Pass zu vollenden oder Vorlagen zum Torschuss zu geben. Dieser Mix sorgt für Abwechslung im Spielverlauf auch ohne Zukauf.

Die In-App-Käufe sind eine Mischung aus Beschleunigung und neuen Funktionen. Heuert man beispielsweise einen Manager oder Trainer für jeweils 0,89 Euro (Profi) oder 1,79 Euro (Experte) an, sorgen diese für effektiveres Training und bessere Sponsoren. Das führt zu geringeren Kosten beziehungsweise höheren Einnahmen, sodass man sein Nachwuchstalent schneller zu Karrierehöhen führen kann. Andere Kaufoptionen beinhalten Fußballschuhe für 2,69 Euro. Sie verbessern die sportlichen Fertigkeiten und schalten neue Funktionen wie bestimmte Swipe-Gesten für die Spielsituationen frei. Weiterhin kann man Einfluss auf Rasen, Wetter sowie den Ball ausüben und Einheiten der Spielwährung Star Bux kaufen, etwa für Luxusgüter wie Autos oder Häuser, mit deren Hilfe der Jungstar eine passende Spielerfrau finden soll.

Ein alter Bekannter ist Pocket Planes für iOS vom Anbieter NimbleBit. Dabei schlüpft der Spieler in die Rolle eines Airline-Managers und muss eine Fluglinie aufbauen. Im Laufe des Spiels erschließt er neue Flughäfen und -linien und aktualisiert seine Flotte mit weiteren Flugzeugen. Eine Langzeitmotivation wird dadurch erreicht, dass man neue Levels erreichen, mehr Flugzeuge freischalten und andere Spieler herausfordern kann.

Pocket Planes kennt zwei Währungen: Münzen und Scheine, die sogenannten Plane Bux. Münzen verdient man einfach durch den Transport von Fracht und Passagieren, Geldscheine sind seltener erhältlich, werden aber unter anderem zum Kauf von Flugzeugen benötigt. Die In-App-Käufe sind daher Plane Bux in verschiedenen Bündelungen, die den Spielerfolg/-spaß beschleunigen können – die App ist aber auch ohne In-App-Kauf empfehlenswert. Vom gleichen Anbieter gibt es Pocket Trains, das ein ähnliches Spielprinzip für Eisenbahnfreunde umsetzt (sowohl für Android als auch für iOS).

Im Bereich der Fantasy-Spiele angesiedelt ist Hero Academy (für iOS und Android). Thema ist der Kampf zweier Helden-Mannschaften in einer Arena. Das Strategiespiel wird in Runden gespielt. Nach der Auswahl der Teammitglieder hat jeder Spieler pro Zug eine bestimmte Anzahl Aktionspunkte zur Verfügung. Dieser Mechanismus erlaubt es, zeitverzögerte Kämpfe mit Freunden auszutragen – Hero Academy informiert die andere Partei über den erfolgten Zug des Gegners mittels Push-Nachrichten. Darüber hinaus bietet die App einen Modus für einen Einzelspieler, in dem er Puzzles wie „Besiege drei der fünf Gegner in 5 Zügen“ lösen muss.

Die Freemium-Anteile des Spiels im Einzelspieler-Modus sind vergleichsweise gering – es wird ein zusätzliches Paket von sogenannten Challenges zum Preis von 0,89 Euro angeboten. Vor allem für Mehrspieler-Partien interessant sind die In-App-Kauf-Optionen für weitere Mannschaften wie Dunkelelfen, Zwerge oder Shaolin-Mönche zum Preis von ebenfalls je 0,89 Euro. (ka)