Facebook kauft WhatsApp

Das größte soziale Netzwerk schluckt den beliebtesten Instant Messenger: 19 Milliarden US-Dollar legt Marc Zuckerberg für die populäre kleine App hin, die zuletzt immer häufiger als gefährlichster Konkurrent für Facebook gehandelt wurde.

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Von
  • Jan-Keno Janssen

Die beiden Logos von Facebook und WhatsApp auf einem Smartphone.

(Bild: dpa, Patrick Pleul)

Das weltgrößte soziale Online-Netzwerk Facebook kauft den Instant Messenger WhatsApp. Dafür legt Facebook insgesamt 19 Milliarden US-Dollar (13,8 Milliarden Euro) auf den Tisch, wie das US-Unternehmen am Mittwochabend nach US-Börsenschluss mitteilte. Demnach zahlt Facebook 4 Milliarden US-Dollar in bar und 12 Milliarden in Aktien. In den nächsten vier Jahren sollen weitere 3 Milliarden Dollar in der Form von Aktien an WhatsApp-Gründer Jan Koum und seine Mitarbeiter fließen. Die Facebook-Aktie gab im nachbörslichen Handel leicht nach.

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Der Instant Messenger hat der Mitteilung zufolge 450 Millionen aktive Nutzer, jeden Tag komme eine weitere Million hinzu. "WhatsApp ist auf dem besten Wege, eine Milliarde Menschen zu verbinden", erklärt Facebook-CEO Mark Zuckerberg. "Dienste, die diesen Meilenstein schaffen, sind extrem wertvoll". Zuckerberg weiß, wovon er spricht: Facebook selbst hat 1,2 Milliarden Nutzer und seinen Gründer zum Multi-Milliardär gemacht. "Wir fühlen uns geehrt und freuen uns, die Partnerschaft mit Mark und Facebook einzugehen", erklärte Koum.

Mit etwa 450 Millionen aktiven Nutzern zählt das erst 2009 gegründete WhatsApp nicht nur zu den erfolgreichsten Web-Startups aller Zeiten, sondern auch zu den größten Social Networks: Das unscheinbare Tool hat Größen wie LinkedIn hinter sich gelassen und bewegt sich in der Größenordnung von Google+ und Twitter – verdient jedoch im Gegensatz zu diesen auch Geld dabei. Dem Erfolg von WhatsApp hatte Facebook zuletzt einen eigenen Messenger entgegenzusetzen versucht.

Mark Zuckerberg kauft den beliebtesten Instant Messenger.

(Bild: dpa, Andrew Gombert)

Ursprünglich hat WhatsApp vor allem von zahlenden Kunden der iPhone-Version gelebt. Inzwischen ist die werbefreie App auf allen Plattformen kostenlos. Erst nach einem Jahr bittet man den angefixten Kunden zur Kasse. Das Jahresabo für 89 Euro-Cent kostet allerdings nicht mehr als eine Handvoll SMS. Zieht man davon Transaktionsgebühren und Steuern ab, nimmt das Unternehmen nicht mehr als ein paar Groschen ein.

Die App läuft auf allen ernstzunehmenden Mobilplattformen: Neben den üblichen Verdächtigen iOS (mit dem WhatsApp 2009 anfing), Android (wo es mittlerweile die meisten Kunden hat), BlackBerry und Windows Phone zählen dazu auch die Nokia-Plattformen S40/Asha und Symbian, die wie WhatsApp trotz hoher Verbreitung im Schatten stehen.

"No ads, no games, no gimmicks", lautet eine der Leitlinien des Unternehmens, und so lässt sich die schnörkellose App problemlos einrichten und benutzen. Als erstes hat WhatsApp (und seine Nachahmer) der kostenpflichtigen SMS den Garaus gemacht. Danach mehrten sich die Stimmen, dass der kleine Messenger zu einer Bedrohung für Facebook werden könnte. Dass Zuckerberg die Konkurrenz einfach übernehmen könnte, wurde dabei auch immer mal wieder spekuliert – doch hatte Koum noch im Januar auf der Burda-Konferenz DLD jede Spekulation über einen Verkauf zurückgewiesen.

WhatsApp verspricht seinen 450 Millionen Nutzern, dass sich nach der Übernahme durch Facebook für sie nichts ändern wird. Der Dienst werde nach wie vor für eine kleine Gebühr nutzbar sein und keine Werbung werde die Kommunikation unterbrechen, erklärte die Firma in einem Blogeintrag am Mittwoch. "WhatsApp wird autonom bleiben und unabhängig agieren", heißt es da. "Für Sie, unsere Nutzer wird sich folgendes ändern: Nichts." Auch Zuckerberg versicherte, das WhatsApp-Team werde seine Unabhängigkeit behalten.

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