Biometrie für die Haustür

Auf dem Berliner Messegelände präsentieren Hersteller biometrische Zugangssysteme für Haus und Wohnung. Die Finger der Bewohner werden zum Haustürschlüssel.

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Von
  • Ulrike Heitmüller

Wer regt sich auf über den Reisepass oder Personalausweis mit Fingerabdruck? Über Fingerabdrücke, die ungelöscht bei Meldeämtern schlummern und überarbeitete Datenschutzbeauftragte, die keine Kapazitäten für die Kontrolle dieser Ämter haben? Nicht die Scanner-Industrie jedenfalls, mit deren Hilfe bald jede Familie ihre eigene Fingerabdruck-Datenbank aufbauen könnte. Sogenannte "Fingerprint-Zugangslösungen" für Haus- und Wohnungstüren werden nämlich immer günstiger. Bis zum heutigen Freitag noch finden auf dem Berliner Messegelände die Fachmessen ehome, belektro und ecomove statt. Dort stellen mehrere Unternehmen Fingerscanner vor, mit denen man Schlösser öffnen kann –für Firmen oder eben auch für Privathaushalte.

Das System Biokey Gate des Schweizer Unternehmens Idencom etwa soll für den Endverbraucher ungefähr 600 Euro kosten, ist allerdings nicht im Einzelhandel erhältlich. Einfacher haben es besorgte Bewohner bei Ekey, einem Unternehmen aus Nidderau bei Frankfurt, das ebenfalls biometrische Systeme herstellt. Laut Vertriebsmitarbeiter Peter Keldorfer kostet es etwa 450 Euro, eine Haustür nachzurüsten, und wer auch gleich den passenden digitalen Schließzylinder des Waldbüttelbrunner Unternehmens Uhlmann und Zacher dazu erwirbt, zahlt etwa 900 Euro. Das System aus Fingerscanner plus Zylinder ist ganz neu, es wurde erst in der vergangenen Woche der Öffentlichkeit vorgestellt. "Das macht das Nachrüsten sehr einfach", sagt Keldorfer.

Ekey ging im Jahr 2003 auf den Markt, inzwischen verkauft das Unternehmen laut Keldorfer jedes Jahr mehr als 10.000 Fingerscanner in Deutschland. Wahrscheinlich ein wachsender Markt, denn die Systeme werden immer robuster. So galten bisher manche Leute als profillos, im biometrischen Sinne jedenfalls: Nach Schätzungen sprechen Fingerprint-Systeme auf etwa zwei Prozent der Menschen gar nicht an. Eine Schwierigkeit, die bei Kälte oder Nässe noch mehr Personen treffen kann. Kein Problem, glaubt Peter Keldorfer: "Man muss beim Kommen und Gehen einen Finger über den Sensor ziehen", nicht den Finger draufhalten. Das System nutzt nämlich statt eines Flächensensors einen Zeilensensor, der "ist im Außenbereich robuster".

Damit der Finger zum Schlüssel wird, muss der Fingerabdruck zunächst einmal eingespeichert werden. Das geschieht per Tastenprogrammierung auf einem zweiten Gerät, der Steuereinheit. Diese muss innerhalb des Hauses angebracht werden. Auf diesem Gerät kann ein Fingerabdruck auch gelöscht werden, "da bräuchte ich den Finger gar nicht", sagt Keldorfer. Nun ja, praktisch bei Ehekrach, oder auch unpraktisch, je nach Standpunkt: Wer hat unvorsichtigerweise türenknallend das Haus verlassen?

Für Kriminelle und zu Unrecht Verdächtigte bedeutet das System keine Gefahr, sie brauchen nicht zu befürchten, dass die Polizei die Steuereinheit beschlagnahmt und daraus einen Fingerabdruck herleitet: "Die Speicherung geschieht als binärer Code, daraus kann man den Fingerabdruck nicht reproduzieren", sagt Keldorfers Kollege Stefan Kadur, der das System in Berlin vertreibt. Und noch einen Vorteil hat das Ganze: Wer nicht grad in Säure fasst, verliert seinen Schlüssel nie wieder. (Ulrike Heitmüller) / (vbr)