Russlands Präsident fordert kyrillische TLD

Putins Amtsnachfolger Dimitri Medwedew will die Bedeutung der russischen Sprache mit einer in kyrillisch geschriebenen Top-Level-Domain stärken. Einige asiatische Länder-Registries bieten TLDs bereits heute in ihrer Landessprache an.

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Von
  • Reiko Kaps

Wie mehrere Online-Dienste unter Bezug auf den Nachrichtendienst Reuters melden, fordert der russische Präsident Dimitri Medwedew für sein Land eine Top-Level-Domain in kyrillischer Schrift. Die russische Regierung ist danach offenbar besorgt, dass Russisch zugunsten anderer Sprachen, vor allem Englisch, im Internet an Bedeutung verliert. Russische Webseiten sollen sich dadurch nicht mehr allein durch die englischsprachige Eingabe einer Adresse mit der Endung .ru oder .su aufrufen lassen, sondern beispielsweise durch http://пример.испытание. Die Meldung zitiert außerdem Branchenkenner, die vermuten, dass Russland sich um die kyrillische Top-Level-Domain .рф (.rf) bemüht.

Domain- und Hostnamen mit nicht-lateinischen Zeichen sind jedoch im Internet nichts Neues: Bereits 2003 formulierte die Network Working Group der IETF das RFC 3490, das internationalisierte Domain-Namen (IDN) beschreibt. Internationalized Domain Names können Nicht-ASCII-Zeichen enthalten, beispielsweise deutsche Umlaute, Kanji, hebräische, arabische oder auch kyrillische Zeichen. Diese in Unicode kodierten Zeichen wandeln Punycode-taugliche Anwendungen in für Internet-Anwendungen lesbaren ASCII-Text um (RFC 3492). Beispiele für solche Domain-Namen in verschiedenen Sprachen finden sich in einem IDNwiki des ICANN, das seit 2007 die Verwendung von nicht-lateinischen Zeichen in Second- und Top-Level-Domain-Namen testet. Darüber hinaus bieten einige arabische Länder-Registries und das chinesische CNNIC bereits Top-Level-Domains in ihren jeweiligen Schriftzeichen an.

Allerdings zeigten sich anfangs Mängel in der Umsetzung der IDN: Phisher nutzten die Ähnlichkeit zwischen Buchstaben unterschiedlicher Sprachen, um Surfer bekannte URLs vorzutäuschen. So testet und überarbeitet das ICANN zwar den IDN-Standard von 2003, doch sorgt das weiterhin für Streit. Für den neuen Standard schlagen die Autoren eine strikte Klassifizierung akzeptierter und nicht erlaubter Zeichen vor, die nicht mehr an eine Unicode-Version gebunden sein sollen. Trotz weiterer Zeichenklassen dürfte ein perfektes Abbild aller Sprachen im Netz allerdings kaum möglich sein. (rek)