Mutmaßliche Microsoft-E-Mails zeigen die Überwachungskosten des FBI

Rechnungen geben Hinweise darauf, wie oft eine Spezialeinheit des FBI auf Kundendaten des Technologieunternehmens zugreift. Die E-Mails wurden von der Hackergruppe Syrian Electronic Army veröffentlicht.

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Von
  • Fabian A. Scherschel

Dokumente, die von der Syrian Electronic Army (SEA) veröffentlicht wurden, sollen belegen, wie viel Geld Microsoft von der Digital Intercept Technology Unit (DITU) des FBI für das Einsehen von Kundeninformationen verlangt. Dass Microsoft der Behörde die Zeit für die Bearbeitung rechtmäßiger Anfragen dieser Art in Rechnung stellt, ist an sich nicht ungewöhnlich. Allerdings geben die Rechnungen einen Eindruck davon, wie oft dies passiert.

Im Dezember 2012 hat der Konzern aus Redmond der DITU zum Beispiel 145.100 US-Dollar in Rechnung gestellt. Bei den angegebenen 100 Dollar pro Anfrage, würde das bedeuten, dass die DITU in einem Monat 1451 Mal auf Microsofts Kundendaten zugegriffen hätte. Die Rechnung für den August 2013 gibt 1761 Anfragen zu je 200 Dollar an. In seinem Transparenzreport von 2013 hatte Microsoft angegeben, im Jahr 2012 insgesamt 11.073 Anfragen von US-Strafverfolgungsbehörden erhalten zu haben, davon wurden bei 8740 Anfragen Daten weitergegeben.

Eine angebliche Rechnung von Microsoft an die DITU aus dem August 2013

(Bild: The Daily Dot)

Die Webseite The Daily Dot hat die veröffentlichten Dokumente nach eigenen Angaben von Experten untersuchen lassen und hält sie für glaubwürdig. Eine nicht näher genannte Quelle aus dem Umfeld von Microsoft soll bestätigt haben, dass die in den Dokumenten genannten E-Mail-Adressen der Microsoft-Mitarbeiter wirklich existieren.

Die DITU-Abteilung des FBI ist relativ unbekannt. In Edward Snowdens Enthüllungen spielte sie bis jetzt nur eine kleine Rolle, wird aber im Zusammenhang mit PRISM als Partner der NSA genannt, die Daten von Internet-Firmen wie Google und Yahoo an die NSA weiterleitet.

Die SEA hatte Microsoft schon mehrmals angegriffen. Die Hackergruppe soll dem syrischen Präsidenten Bashir al-Assad nahestehen und war bis jetzt besonders dafür bekannt geworden, dass sie die Webseiten von mehreren westlichen Medienorganisationen gekapert hatte. Im Februar schaffte es die Gruppe fast, die Webseite von Facebook umzuleiten. Warum solch wichtige Dokumente wie die Microsoft-E-Mails allerdings als unverschlüsselte versendet wurden, ist nicht klar. Sollte sich deren Echtheit bestätigen, deutet dies darauf hin, dass auch Microsoft und das FBI damit überfordert sind, ihre Kommunikation entsprechend abzusichern. (fab)