Kommentar: Besser Essen mit 3D-Druck

Die Zukunft ist da: Der 3D-Drucker kommt endlich auch in die Küche und nimmt uns die Zubereitung ab. Die Zaubermaschine Foodini macht aus Kickstarter-Geld gesunde Pampe in allen Farben der Natur.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 102 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Philip Steffan

Erinnern Sie sich noch an die Saftpresse, die Sie vor fünfzehn Jahren bei Tchibo gekauft haben? Und an den fettfreien Grill vom Homeshopping-Kanal? Die Werbegeschenk-Espressomaschine? Wie oft haben Sie diese unglaublichen Innovationen für die Küche nach dem Kauf benutzt, bevor sie dann zurück in den Karton und ihr Endlager (sprich: den Keller) gewandert sind?

Egal, machen Sie dort schon mal Platz für das nächste Gerät: Foodini! Die Firma "Natural Machines" aus Barcelona (und/oder Miami, das ist etwas unklar) bringt 3D-Druck in die Küche, endlich! Für nur 1200 US-Dollar können Sie erleben, was passiert, wenn Technik, Ernährungswissenschaft und eine große Portion Irrsinn zusammen kommen. Es stand in allen Tech-Blogs, also muss es wahr sein.

Foodini (3 Bilder)

Hello Foodini

Foodini beim kurzen Abstecher in die Küche, bevor es ab auf den Gerätefriedhof im Keller geht. (Bild: Natural Machines)

Foodini steht den ganzen hübsch designten 3D-Druckern der letzten Jahre in nichts nach: Abgerundetes Gehäuse, Display, unten kommt irgendetwas heraus. Verarbeitet werden allerdings nicht Kunststoffe, sondern Nahrungsmittel. Der Hersteller preist das als Revolution der Essenszubereitung an. Jedes dritte Wort ist "healthy" – der Foodini macht Schluss mit Junk-Food. Jedes vierte Wort ist allerdings auch "easier" – einfacher.

So wird also in den glücklichen Haushalten mit Foodini ab Januar 2015 gekocht: Zunächst einmal suchen Sie ein Rezept aus und kaufen wie gewohnt alle Zutaten ein, natürlich in Bio-Qualität, damit das mit dem gesunden Essen auch klappt. Dann müssen Sie nur noch die Zutaten in die fünf Patronen von Foodini füllen. Die sehen auf der schematischen Darstellung in etwa so aus wie auf dem Kopf stehende Sprühsahnedosen.

Ein Kommentar von Philip Steffan

Philip Steffan bastelt und schreibt seit 2012 für c't Hacks. Seine Themen sind 3D-Drucker, Mikrocontroller- und Elektronikprojekte. Als Mitgründer eines FabLabs baute er 2009 den ersten Makerbot in Deutschland zusammen.

Steak und Gemüse passen aber nicht durch die Düsen, also müssen sie die maximal fünf Zutaten noch schnell waschen, schälen, kleinschneiden, würzen, vorkochen, zu einer Pampe pürieren und diese dann in die Patronen füllen. Foodini bekommt dann per WLAN das gewünschte Rezept einprogrammiert. Dieses Feature sollten Sie nutzen: Es ist das Einzige, was Sie beim Foodini auch aus einem anderen Raum Ihrer Wohnung machen können. Wer ist hier der Roboter?

Während Sie die Küche putzen und die komplette Spülmaschine mit den Töpfen, Pfannen und Gefäßen füllen, die bei der Herstellung von fünf frischen Pampen so anfallen, legt Foodini dann endlich los und spritzt die Astronautennahrung zum gewünschten Essen zusammen. Die Möglichkeiten sind endlos: Gnocchi, eine kleine Pizza, Plätzchen, äh, Gnocchi... auf jeden Fall in der Wunschfarbe und natürlich sehr gesund.

Jetzt ab in den Ofen mit dem Druckwerk, auch wenn der Magen schon knurrt. In der Zeit können Sie dann die fünf Patronen spülen und den Drucker sauber machen. Abrakadabra, es gibt gebackene Pampe! "Foodini – changing the way the world prepares food." Das ist die Revolution des Kochens, wahrhaft.

Auf dem Foodini läuft übrigens Android, also taugt das Gerät sicher auch noch als Küchenradio oder zum Angry-Birds-Spielen, wenn der Kochspaß nach dem dritten Mahl nachlässt. Und vielleicht ist der Klassiker der intelligenten Küchenzukunft, der Internet-Kühlschrank, jetzt endlich nicht mehr so alleine.

Dass man für jeden Kokolores begeisterte Massen findet, wenn es irgendwie mit 3D-Druckern zu tun hat, konnte man schon im vergangenen Jahr sehen, als der 3D-Stift 3Doodler auf Kickstarter 2,3 Millionen US-Dollar einsammelte. Das bananengroße Gerät ist ein 3D-Drucker ohne Drucker, nur der Druckkopf sozusagen. Schaltet man das Gerät ein, verwandelt es ein übliches Kunststoff-Filament in unbrauchbaren Plastikmüll. Nicht ohne dabei Krach zu machen, zu stinken und Strom zu verbrauchen. Es ist schön, in der Zukunft zu leben.

Eins muss man den Machern des Essens-Druckers allerdings lassen: Der Name "Foodini" ist wirklich gut, jedenfalls wenn man sich auch für unsinnige Friseurnamen und dergleichen begeistern kann. So elegant hat lange keine Firma angekündigt, ihren Unterstützern das Geld vom Konto zu zaubern. (phs)