WZB-Studie: Frauen in MINT-Berufen benachteiligt

Um mehr qualifizierte Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlerinnen zu gewinnen, müssen deren Karrierechancen und die Berufskulturen deutlich verbessert werden.

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Von
  • Frank Möcke

Dass sich Mädchen und junge Frauen nur zögernd für naturwissenschaftliche und technische Ausbildungen entscheiden, hängt maßgeblich von ihren eingeschränkten Berufsaussichten in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) ab. Diese Schlussfolgerung ziehen die Wissenschaftlerinnen Lisa Pfahl und Heike Solga der Abteilung Ausbildung und Arbeitsmarkt am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

Frauen, die ein Studium in MINT-Berufen erfolgreich abgeschlossen haben, stoßen der von dem Autorinnenduo vorgelegten Untersuchung zufolge auf deutlich größere Schwierigkeiten als Männer, wenn sie einen ihrer Qualifikation angemessenen Berufseinstieg suchen. Sie seien dabei stärker von Arbeitslosigkeit betroffen und könnten häufiger nur in befristete und zumeist schlechter bezahlte Jobs einsteigen.

Die Arbeitslosenquote der Ingenieurinnen sei mit 18,9 Prozent zweieinhalb-mal so hoch wie die ihrer männlichen Kollegen (7,2 Prozent). Im Vergleich zu 1999 habe sich diese Ungleichheit zumindest absolut sogar noch erhöht.

Auch die Aufstiegschancen und die Möglichkeiten einer angemessenen Beschäftigung seien deutlich schlechter als die der Männer. Diese seien in den Berufsgruppen Informatik und Ingenieurwissenschaften nur zu 22 Prozent unterhalb ihres Qualifikationsniveaus beschäftigt, bei den Frauen hingegen treffe dies auf fast jede zweite zu (45 Prozent).

Die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit werde in den männerdominierten Berufen besonders schlecht ermöglicht, ergänzt die Untersuchung. Teilzeitarbeit komme in technischen Berufen so gut wie gar nicht vor: "In den Ingenieursberufen waren 2007 weniger als 5 Prozent in Teilzeit beschäftigt, in den anderen MINT-Berufen waren es gleichfalls im Durchschnitt weniger als 10 Prozent. Im Vergleich dazu lag die Teilzeitquote bei Lehrern und Lehrerinnen bei fast 45 Prozent, bei den sozial- und heilpädagogischen Berufen bei knapp 40 Prozent und selbst bei Ärztinnen und Apothekerinnen bei 16 Prozent."

Das WZB ist ein sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut, in dem 140 Wissenschaftler Grundlagenforschung betreiben. Die gemeinnützige GmbH wurde 1969 auf Initiative von Bundestagsabgeordneten aller Fraktionen gegründet. (fm)