Nokia kauft Symbian [Update]

Nokia will Symbian komplett übernehmen und die Software gemeinsam mit anderen Geräteherstellern und Mobilfunkunternehmen zu einer einheitlichen Plattform weiterentwickeln. Teile von Symbian OS sollen in Zukunft unter einer Open-Source-Lizenz stehen.

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Von
  • Christian Kirsch

Nokia hat angekündigt, sämtliche Anteile an der bisherigen Entwicklungsgesellschaft Symbian Ltd. zu kaufen. Anschließend will die Firma das Betriebssystem sowie die darauf aufsetzende S60-Oberfläche an eine neue Symbian Foundation übergeben. Analog wollen Sony Ericsson und Motorola die UIQ-Oberfläche einbringen und Docomo sein MOAP. Aus diesen Einzelteilen soll eine einheitliche Plattform mit einem gemeinsamen Framework für die Benutzungsoberfläche entstehen. Diese Software sollen alle Mitglieder der Foundation ohne Lizenzgebühren nutzen können. Ausgewählte Komponenten will die Foundation unter einer Open-Source-Lizenz zur Verfügung stellen.

Nokia hat den bisherigen Miteigentümern Ericsson, Siemens, Panasonic, Samsung und Sony Ericsson insgesamt 264 Millionen Euro für ihre Anteile angeboten. Im ersten Quartal 2008 erzielte Symbian einen Umsatz von gut 56 Millionen Euro, davon stammen 87 % aus Lizenzeinnahmen.

Initiatoren des Konsortiums sind neben Nokia, das bisher mit einem Anteil von rund 47 % als größter Anteilseigner Symbian Ltd. dominierte, Sony-Ericsson, Motorola und NTT Docomo. Weiterhin wollen sich AT&T, LG Electronics, Samsung, STMicroelectronics, Texas Instruments und Vodafone beteiligen. Einige dieser Firmen sind bereits Mitglied der Open Handset Alliance, die das von Google entwickelte Linux-Derivat Android als offenes Betriebssystem für Mobilgeräte propagiert.

Die Symbian Foundation soll erreichen, was der bisherigen Firma nicht gelang: eine einheitliche Software-Plattform für Mobilgeräte zu schaffen. Das Symbian-Betriebssystem war 1998 aus dem von Psion entwickelten Epoc hervorgegangen. Zwar stellte es eine gemeinsame Basis für viele verschiedene Geräte bereit, die darauf aufsetzenden Oberflächen wie S60 von Nokia und UIQ von Sony Ericsson unterscheiden sich jedoch. Software-Hersteller müssen deshalb unterschiedliche Varianten ihrer Anwendungen für die jeweiligen Oberflächen erstellen. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass das Angebot an Symbian-Programmen deutlich geringer ist als das an Anwendungen für Windows Mobile.

Ein weiteres Motiv für die Vereinheitlichung der Entwicklung unter Nokias Ägide könnte darin liegen, dass andere Betriebssysteme und Oberflächen für Mobilgeräte in letzter Zeit deutlich mehr positive Resonanz bekommen haben.

(Update):
Auf einer Pressekonferenz in London kündigten die Gründungsmitglieder der Symbian Foundation an, dass innerhalb von zwei Jahren das gesamte Betriebssystem als Open Source unter der Eclipse-Lizenz zur Verfügung stehen werde. Heute für S60 entwickelte Anwendungen sollen auch auf der nächsten Symbian-Version unverändert laufen. Gegenüber Android sieht sich die Symbian Foundation aufgrund ihrer Basis von 200 Millionen Geräte und vier Millionen Entwicklern im Vorteil. Zu möglichen technischen Vorzügen äußerten sich die Firmen jedoch nicht. Nokia will die bisherigen Angestellten von Symbian Ltd übernehmen. (ck)