Thüringens SPD fordert mehr Einsatz für erneuerbare Energien

Bis 2020 könnte bei optimaler Förderung bis zu 37 Prozent des primären Energieverbrauchs aus umweltfreundlichen Anlagen kommen, heißt es in einer von der thüringischen SPD in Auftrag gegebenen Studie.

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  • dpa

Thüringen schöpft nach Ansicht der SPD in dem Bundesland, in dem am 30. August ein neuer Landtag gewählt wird, seine Potenziale der erneuerbaren Energien nur unzureichend aus. "Die Landesregierung verweist zwar stolz auf den Solartechnik-Standort Thüringen, tut aber nichts zur Förderung von Solaranlagen im eigenen Land", kritisierte der energiepolitische Sprecher Hartmut Schubert. Er verwies auf eine Studie der Universität Jena zur zukunftsfähigen Energieversorgung, die von seiner Fraktion in Auftrag gegeben wurde. Darin hält Forscher Martin Gude fest, dass bis 2020 bei optimaler Förderung bis zu 37 Prozent des primären Energieverbrauchs aus umweltfreundlichen Anlagen kommen könnte.

Schubert hält bis 2020 sogar einen Anteil von 40 Prozent für möglich, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend gesetzt werden. Diese Steigerung sei möglich, weil in der Studie mögliche Energieeinsparungen nicht eingerechnet seien. Wenn der Gesamtverbrauch gesenkt werde, steige aber automatisch der Anteil der erneuerbaren Energie. In einem ersten Schritt müsse deshalb ein Landesprogramm "Energieeffizienz plus" aufgelegt werden, mit dem Wärmedämmung und der Einbau von effizienteren Heizungen gefördert wird.

Die SPD will außerdem ein Kompetenzzentrum für Energie gründen, das Bürger, aber auch Kommunen berät. Größere Orte und Verbandsgemeinden sollen zudem eigene Planungen erstellen, welche Potenziale an erneuerbaren Energien bei ihnen vorhanden sind und entwickelt werden können. "Ziel ist eine dezentrale Energieversorgung", sagte Schubert. Dabei komme den Stadtwerken eine wichtige Rolle zu. Deshalb sollten sie sich von den großen profitorientierten Energiekonzernen unabhängig machen. Weitere SPD-Forderungen sind Änderungen der Bauordnung und Ausbau der Forschung.

Nicht zuletzt müsse das Land mit gutem Beispiel vorangehen, sagte der Abgeordnete. Bislang gebe es außer auf dem Landtag keine Solaranlagen auf einem öffentlichen Gebäude. Nicht einmal die Universität Jena besitze eine Anlage zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, bemängelte Gude. Nach seiner Einschätzung "schwimmt die Landesregierung nur auf der Bundesgesetzgebung mit, setzt aber keine eigenen Akzente". Auch der hohe Anteil der Bioenergie sei in erster Linie dem wirtschaftlichen Denken der Genossenschaften zu verdanken und nicht der Politik.

Die Energiegewinnung aus Biomasse werde auch künftig in Thüringen die größte Rolle spielen, sagte der Wissenschaftler. Bei optimalen Bedingungen könne ihr Anteil am primären Energieverbrauch von jetzt 14,4 auf 19 Prozent im Jahr 2020 steigen. Die größten Potenziale sieht er bei der Photovoltaik und Solarwärme, die aktuell noch unter einem Prozent liegen und auf über 9 beziehungsweise 5 Prozent wachsen könnten. Die Windkraft könnte sich von jetzt 1,8 Prozent auf 3,2 Prozent knapp verdoppeln. Die Wasserkraft sei dagegen kaum noch ausbaufähig. Für die Geothermie sieht Gude in Thüringen wenig Nachfrage. (dpa) / (jk)