USA: Neue Strategie für die Cyber-Kriegsführung

Nach Informationen der New York Times setzt die amerikanische Regierung verstärkt auf den Ausbau von Cyberwar-Fähigkeiten

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Von
  • Thomas Pany

Nachdem in jüngster Zeit mehrere Meldungen auf die Verwundbarkeit amerikanischer Computernetze durch Angriffe von außen hingewiesen hatten, rückt nun eine Debatte über die richtige Cyber-Strategie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wie die New York Times heute berichtet, soll US-Präsident Barack Obama dem Kongress bald eine Erweiterung des bisherigen auf fünf Jahre angelegten und 17 Milliarden Dollar teuren Programms vorschlagen, das noch vom Vorgänger George W. Bush stammt.

Details sind noch nicht bekannt. Die Devise scheintg aber zu sein, dass eine "Festung" im Cyberspace keinen Schutz bietet, weil immer jemand eindringen könne. Deswegen müssten offensive Mittel zur Verfügung stehen, über die man sich jedoch ausschweigt. Laut New York Times gehören zu den "exotischen Innovationen", die für die künftige Abwehr von Cyberattacken sorgen sollen, Techniken, die Programmierer des Pentagon dazu befähigen, in einen russischen oder chinesischen Server einzudringen und ein botnet zu zerstören. Auch der heimliche Einbau eines Schad-Codes in Computer-Chips, der von amerikanischen Geheimdiensten aktiviert werden könnte, um einen feindlichen Computer über das Internet steuern zu können, soll zu den neuen Techniken des sogenannten Hybrid Warfare gehören, wie das Pentagon Konflikte zwischen Nationen bezeichnet, die im Internet starten, bzw. dort vorbereitet werden.

Um die Wirkung von Cyberwaffen etwa auf die Energieversorgung, die Telekommunikation, Flugsicherheit und Finanzmärkte zu testen, baut man im Rahmen des National Cyber Range ein zweites Internet auf, das eine "Replik des Internets der Zukunft" darstellen soll (was, nebenbei gesagt, ein interessantes Konzept ist, da man im Pentagon offenbar schon weiß, wie es aussehen wird). Unter den Firmen, die sich für die Weiterentwicklung dieses Systems bewerben, das die Effekte von Cyber-Angriffen simulieren soll, werden BAE Systems und das Applied Physics Laboratory der John Hopkins Universität genannt. Beteiligt ist auch Northrop Grumman Die National Security Agency hat bereits eine kleinere Version eines ähnlichen Systems.

Das National Cyber Range wird als "Bikini-Atoll des digitalen Zeitalters" bezeichnet, als ein Testgelände für destruktive Waffen, um Stärke und Risiken der Cyber-Kriegsführung zu prüfen. In Militärkreisen werde diskutiert, ob Strategien, die man aus bisherigen Realwelt-Konflikten, etwa dem Kalten Krieg oder dem War on Terror kennt, wie die Abschreckung oder das präemptive Verteidigungskonzept von Bush, auch für den Cyber-War tauglich sind.

Siehe dazu:

US-Verteidigungsministerium will Schutz vor Computer-Eindringlingen verbessern

US-Kongressbericht: China ist den USA im Cyberwar bereits überlegen ()