Umfrage: 58 Prozent der Deutschen gehen privat nie online

"Verbraucher finden sich im Angebotsdschungel kaum zurecht und bleiben beim Altbekannten: Sie konsumieren lieber passive TV-Angebote als nach Feierabend wirklich aktiv zu werden", meint der Wissenschaftler Horst W. Opaschowski.

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Das Internet scheint allgegenwärtig zu sein – und dennoch geht mehr als die Hälfte der Deutschen privat nie online. Das ergab eine Repräsentativbefragung der Stiftung für Zukunftsfragen der British-American Tobacco (B.A.T.) aus Hamburg. Demnach sind 58 Prozent der Bundesbürger im Alter ab 14 Jahren "Nichtnutzer/Verweigerer", und nur 42 Prozent surfen mindestens einmal pro Woche im Netz. Mit 37 Prozent ist der Anteil der Bundesbürger, die mindestens einmal pro Woche ein Buch in die Hand nehmen, nur unwesentlich geringer als jener der Netznutzer. Für die Studie wurden 2000 Personen nach ihren Mediengewohnheiten befragt.

Ergebnisse der Umfrage als Grafik

Die Internetnutzung ist weiterhin eine Frage des Alters und der Schulbildung: Der Anteil der Internetnutzer mit gymnasialer Bildung ist nach den Ergebnissen der Umfrage mit 62 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei den Hauptschulabsolventen, unter denen der Anteil 28 Prozent beträgt. Hauptschulabsolventen favorisieren beim Medienkonsum zu 95 Prozent das Fernsehen, während die PC-Nutzung mit einem Anteil von 29 Prozent der Nennungen weiterhin ein Schattendasein führt.

Unter den Menschen im Alter ab 55 Jahren sind 83 Prozent "Netz-Muffel" und "PC-Verweigerer", teilt die Stiftung weiter mit. Ihr wissenschaftlicher Leiter Professor Horst W. Opaschowski erläutert: "Privat liegen die meisten Bundesbürger lieber vor dem Fernseher auf der faulen Haut. Alles braucht seine Zeit – die Zukunft der Informationsgesellschaft auch: Die euphorische Prognose der Medienbranche 'Web frisst Fernsehen' kann weiterhin auf den St. Nimmerleinstag verschoben werden."

Diese Ansicht vertrat Opaschowski bereits vor fünf Jahren. Nun ergänzt der Wissenschaftler, die Medienrevolution stoße zunehmend an ihre eigenen Grenzen. "Immer mehr Fernseh- und Radioprogramme, neue Computeranwendungen und Internetseiten sowie mehr Handytarife und Videospiele lassen beim Verbraucher das Gefühl aufkommen, überrollt zu werden. Sie finden sich im Angebotsdschungel kaum zurecht und bleiben beim Altbekannten: Sie konsumieren lieber passive TV-Angebote, als nach Feierabend wirklich aktiv zu werden." (anw)