Hyperbraille entwickelt Flächendisplay für Blinde und Sehbehinderte

Das Forschungsprojekt Hyperbraille hat heute auf der SightCity ein Flächendisplay präsentiert, mit dem Webseiten, Tabellen und andere grafische Informationen für Sehbehinderte besser darstellbar sein sollen.

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Von
  • Angela Meyer

Das Forschungsvorhaben Hyperbraille entwickelt ein Flächendisplay, mit dem Webseiten, Tabellen und andere grafische Informationen für Sehbehinderte besser darstellbar sein sollen. Den Prototypen der mit 7200 berührungsempfindlichen Stiften versehenen Platte hat das Projekt heute nach eigenen Angaben auf der SightCity, der größten Fachmesse für Blinden- und Sehbehinderten-Hilfsmittel in Deutschland, erstmals präsentiert. Die Projektpartner Metec AG, FH Papenmeier GmbH & Co. KG , IMS-Chips und die Institute für Informatik der TU Dresden und der Universität Potsdam entwickeln neben der Hardware auch die zur Ansteuerung nötige Software sowie Filter für Anwendungsprogramme und Browser, wobei sie sich vor allem auf die optimierte Nutzung "in der Arbeitswelt gängiger Office- und Internet-Anwendungen" konzentrieren. Zurzeit werden erste Testdurchläufe mit dem Office-Programm Excel und dem Microsoft Internet Explorer durchgeführt. Bis zum Projektende 2010 soll es Filter für alle gängigen Office-Programme geben. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert Hyperbraille mit 4,1 Millionen Euro.

Die Stifte des Flächendisplays von Hyperbraille sind auch berührungsempfindlich.

Mit den herkömmlichen Techniken können sich Blinde Texte entweder von der Sprachausgabe vorlesen lassen oder an einer Braillezeile ertasten. Beides ermöglicht nur einen sequenziellen Zugang zu Texten, ohne die unterstützenden Funktionen, die Sehenden vom Layout geboten werden. Tabellen sind mit diesen Techniken nur unbefriedigend nutzbar, Grafiken gar nicht. Das Braille-Display ersetzt 12 konventionelle Braillezeilen und vergrößert so nicht nur die Menge der für blinde Computernutzer beidhändig wahrnehmbaren Informationen, sondern ermöglicht auch direkten Zugang zu grafischen Darstellungen. Im Idealfall sollen Objekte wie Textabsätze, Tabellen, Menüs und andere Elemente der Windows-Benutzeroberfläche vollständig auf der Stiftplatte abgebildet werden können. Die Projektpartner wollen darüber aber auch grafische Darstellungen wie Wegepläne, technische Zeichnungen, elektrische Schaltpläne oder UML-Diagramme zugänglich machen. Sie hoffen, hiermit blinden Menschen den Zugang zu mehr Berufen als bisher zu ermöglichen.

Da die piezoelektrisch aktivierten Stifte über sensitive Eigenschaften verfügen, hoffen die Entwickler, dass auch Interaktionen zwischen der Software und dem Anwender per Fingerklick möglich werden, man einfache Zeichnungen mit dem Finger als Zeichenstift erstellen kann oder Drag-and-Drop eine blindengerechte Arbeitstechnik wird. Um den Einstieg in die Nutzung der teilweise erst noch zu entwickelnden neuartigen Bedienkonzepte zu erleichtern, will die Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. Schulungskonzepte anbieten. (anm)