Telekom freut sich über zunehmende Verbreitung von All-IP-Anschlüssen

Dem Bonner Unternehmen zufolge läuft die Umstellung von Analog- und ISDN-Anschlüssen hin zu reinen IP-Anschlüssen nach Plan. Bis 2018 sollen alle Anschlüsse umgestellt sein. Für manche Kunden birgt der Umstieg aber Nachteile.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Die Deutsche Telekom will ihre Kommunikationsnetze Schritt für Schritt komplett auf die IP-Technik umstellen, bei der sämtliche Dienste über das Internet-Protokoll übertragen werden, also nicht nur Surf-, Mail- und Fax-Daten, sondern auch die Telefonie. Bis 2018 sollen alle 20 Millionen Alt-Anschlüsse mit Analog- oder ISDN-Technik auf IP umgestellt werden. Thomas Freude, Geschäftsführer Technischer Service bei der Telekom, begrüßte in Bremen heute immerhin schon den dreimillionsten IP-Kunden der Telekom.

Niek Jan van Damme, Deutschland-Chef der Telekom, meint, der Wechsel sei allein vergleichbar mit dem kompletten Austausch des Schienensystems der Bahn. Die Telekom meldet auch, dass die IP-Technik die Voraussetzung für das Vectoring sei, also für den VDSL-Nachbrenner, der ab der zweiten Jahreshälfte 2014 bis zu 100 MBit/s zum Kunden und bis zu 40 MBit/s in Richtung Internet liefert.

Mit der Umstellung vereinfacht die Telekom ihre Infrastruktur. Statt mehreren eigenständigen Netzen und diversen Übergängen zwischen diesen will sie nun nur noch ein einziges für alle Dienste betreiben. Das Unternehmen spricht selbst davon, dass Fest- und Mobilfunknetze künftig "nur noch eine Sprache sprechen" und so immer stärker zusammenwachsen. Diese "stark vereinfachte Netzstruktur" erlaube sowohl eine schnelle Reaktion auf Kundenwünsche als auch einen effizienten Betrieb.

"Die gesamte Sprach- und Datenkommunikation der Kunden", so die Telekom, "werde dadurch flexibel, einfach und sicher". Zugleich steige die Auswahl, die Service- und die Sprachqualität und Kunden könnten ihren IP-basierten Anschluss komfortabel mit "Plug & Play" in Betrieb nehmen. Einstellungen für den Anschluss könne man danach einfach über Apps oder Internetseiten anpassen, Dienste hinzubuchen oder wieder abbestellen – auch von unterwegs.

Alles nur noch über das Internet-Protokoll: Die Telekom will ihre Infrastruktur-Altlasten so bald wie möglich über Bord werfen, um nur noch ein Netz für alle Dienste pflegen und erweitern zu müssen. Für manche Kunden ist eine Umstellung freilich auch mit Nachteilen verbunden.

Die neue IP-basierte Anschlussart bewirbt die Telekom indes mit Merkmalen, die ISDN-Nutzer seit jeher kennen und schätzen: "...zwei Sprachkanäle und drei Rufnummern. Der Kunde kann so zwei Telefone gleichzeitig nutzen. Auch Zusatzleistungen wie die Anschluss- oder Rufnummernsperre, Rufumleitung und das Abweisen von unerwünschten Anrufern sind inklusive".

Überhaupt sollte man die Meldung der Telekom mit etwas Salz konsumieren, denn das Unternehmen weist nicht auf einen Nachteil hin, den Kunden bei der Aufgabe der herkömmlichen Anschlüsse in Kauf nehmen müssen: Das Fernspeisen von Telefonen aus der Vermittlungsstelle fällt bei IP-Anschlüssen weg. Wer bei Stromausfall telefonieren will, muss den Notstrombetrieb also selbst durch eine USV für den Router sicherstellen.

Unterm Strich dürfte die Telekom mit dem Wechsel zur IP-Technik ordentlich Geld sparen. Sie kann den Aufwand für die Fernspeisung, Wartung und Pflege von Analog- und ISDN-Anschlüssen und -Netzen zurückfahren und Werbungskosten für Neuanschlüsse senken, weil sie keine Splitter mehr liefern muss. So richtig glücklich dürften die Controller des Unternehmens aber erst sein, wenn es dem Unternehmen in ein paar Jahren gelingt, sich den für ISDN erforderlichen teuren Betrieb des ATM-Netzes vom Hals zu schaffen. (dz)