Polizei geht weltweit gegen BlackShades-Käufer vor

Für 40 Dollar konnte man sich bis vor kurzem einen Trojaner kaufen, der es in sich hat. Das hat jetzt ein Ende: Nachdem sich das FBI Zugriff auf die Kundenkartei des Anbieters verschafft hat, folgten weltweit Hausdurchsuchungen; auch in Deutschland.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 207 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Ronald Eikenberg

Wer sich den Trojaner-Baukasten BlackShades gekauft hat, der hat in der vergangenen Woche unter Umständen unangemeldeten Besuch bekommen: Berichten zufolge hat sich das FBI Zugriff auf die Kundenkartei des Herstellers verschafft. Darauf folgte weltweit eine Serie von Hausdurchsuchungen und Verhaftungen: Insbesondere jene Kunden, die den Kaufpreis von mindestens 40 US-Dollar per PayPal bezahlt haben, berichten in Szene-Foren von Hausdurchsuchungen, bei denen auch Hardware beschlagnahmt wurde.

Bundesweit seien die Wohnungen von 111 Tatverdächtigen durchsucht worden, weltweit mehr als 350, teilte die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität am Montag mit. Darüber hinaus soll es laut Berichten insgesamt zu 100 Verhaftungen gekommen sein. Ermittelt wird hierzulande wegen des Verdachts des Ausspähens von Daten und Computerbetrugs. "Das Verfahren markiert einen Meilenstein in der internationalen Zusammenarbeit im Bereich Cybercrime", sagte eine Sprecherin der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft.

Der Trojaner-Baukasten BlackShades diene "ausschließlich dazu, kriminelle Handlungen zu begehen", sagte die Sprecherin. Der Trojaner übernimmt die Kontrolle des infizierten Rechners, schneidet die Tastatureingaben mit, verschlüsselt die Dateien – um später die Freigabe zu erpressen – macht Screenshots, filmt mit der Webcam die Bewohner und kann ganze digitale Identitäten ausspähen. Insgesamt wurden 1000 Rechner und Speichermedien sichergestellt.

Auch Drogen, Waffen und vermutlich aus Straftaten stammendes Bargeld fanden die Ermittler. Wie viele Opfer es gab, ist unklar. Allein einem Tatverdächtigen in den Niederlanden wird vorgeworfen, 2000 Rechner infiziert zu haben. Ausgangspunkt der Ermittlungen waren US-Behörden, die die Vertreiber des Spähprogramms ausfindig gemacht hatten. Die Durchsuchungen sind bereits vergangene Woche erfolgt, teilte die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität mit. Sie ist eine Außenstelle und wird für das Bundeskriminalamt tätig, wenn die örtliche Zuständigkeit unklar ist oder gegen viele Täter ermittelt wird. (dpa) / (rei)