35 Jahre Intel 8088-Prozessor

Intels 8088 feiert Jubiläum. Dank des IBM PCs hat er viel mehr Geschichte geschrieben als sein größerer und älterer 8086-Bruder.

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Von
  • Andreas Stiller

Wann genau Intel den 8088-Prozessor offiziell vorgestellt hat, ist etwas unklar. Die amerikanische Wikipedia geht vom 1. Juli 1979 aus, die deutsche Wikipedia hingegen vom 1. Juni. Intel selbst hat ebenfalls den Juni in den Annalen vermerkt und bereits in der Computerworld vom 14.Mai 1979 findet man eine Beschreibung des Prozessors. Vielleicht liegt die Unsicherheit über den Erscheinungstermin auch an der Umrechnung vom jüdischen in den gregorianischen Kalender (ob nun der 6. Tammuz oder 6. Sivan 5739), denn der 8088 wurde nicht in den USA, sondern in Israel entwickelt.

Ohne IBM PC wäre er wohl schnell in der Versenkung untergegangen: Intels 8088 Prozessor

Es war einer der ersten Jobs, den Intels 1974 gegründetes Entwicklungszentrum IDC – das erste außerhalb der USA – im Bereich Prozessortechnik vorzunehmen hatte. Vom Haifa am Mittelmeer kamen dann später auch der i860-Prozessor, diverse Coprozessoren, MMX und schließlich auch der Pentium M, der Intel Anfang des Jahrtausend aus der Energiekrise rettete, in die das amerikanische Mutterhaus mit dem Pentium 4 geschlittert war.

Der 8088 ist allerdings nur ein geringfügig umdesignter 8086-Prozessor, den ein kalifornisches Team unter Leitung von Bill B. Pohlman in Santa Clara entwickelt hatte und der ein Jahr zuvor auf den Markt gekommen war. Um einen Chip mit dem gleichen von Stephen P. Morse entwickelten x86-Instruktionssatz aber mit weniger Pins für preiswertere Designs anbieten zu können, bekamen die Entwickler in Haifa den Auftrag, das I/O-Interface so umzugestalten, dass die 16-Bit-Daten nacheinander in zwei 8-Bit-Häppchen und nicht als ein 16-Bit-Wort transportiert wurden. Das machte den Zugriff zwar etwas langsamer, allerdings beherrschte der 8086 anders als seine Vorgänger ein gewisses Maß an Pipelining, so dass die längeren Zugriffszeiten des 8088 zumindest beim Einlesen von Instruktionen nicht voll durchschlugen.

Der 8088 wäre vermutlich schnell in der Versenkung untergegangen, wäre da nicht die Firma IBM gewesen, die gerade nach einem möglichst billigen Design Ausschau hielt. Sie wollte damit nämlich dem Apple II das Wasser abgraben. Wahrscheinlich lag es auch daran, dass der 8088-Prozessor, wie manch andere Bausteine auch, gerade in der Grabbelkiste von IBMs "Tiger Team" in Boca Ranton/Florida herumlag, so dass dieser Prozessor und nicht sein größerer Bruder 8086 für den IBM PC erkoren wurde, und so ab August 1981 seinen Siegeszug antreten konnte.

Ein besonders Feature des 8086/88 war sein Adressiermodell mit Segment und Offset, das logisch etwas mehr Adressen kannte, als sie physisch mit den 20 Adress-Pins (A0 bis A19) herausgeführt werden konnten. Statt nun einen Fehler zu melden, fing er einfach wieder bei der physischen Adresse 0 an (wrap around). Das nutzen manche Programmierer für trickreiche Zwecke aus.

Jahre später bot der 286-Prozessor allerdings einen physischen Adressraum von 16 MByte. IBM kam bei dem IBM-AT dann auf die urige Idee, dieses Feature irgendwie kompatibel simulieren zu wollen und so erfanden sie das berühmte A20-Gate, das bis vor Kurzem noch sein Unwesen in der Prozessorwelt trieb, als eine dauerhafte Erinnerung an den Ausgangsprozessor des PCs.

(as)