Hands-On des Datenschutz-Handys Blackphone

Das Android-Smartphone Blackphone wird als Aussstieg aus der Überwachungsgesellschaft angepriesen. Nun wurden die ersten Geräte verschickt. Die c't hat geprüft, ob die Versprechen des Herstellers gehalten werden.

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Von
  • Fabian A. Scherschel

Das Blackphone kommt in dezentem Gewand daher.

Das Blackphone von SGP Technologies wird als sicheres Smartphone angepriesen, das die Privatsphäre des Nutzers schützt. Entstanden ist es in Zusammenarbeit zwischen dem Hardware-Hersteller Geeksphone und dem Kryptodienst Silent Circle, zu deren Gründern unter anderem der PGP-Erfinder Phil Zimmermann gehört. Nun hat der Hersteller die ersten Geräte verschickt. Sie werden mit zwei Jahren Abo für den verschlüsselten Chat- und Telefoniedienst der Firma ausgeliefert. Zusätzlich enthalten sind Abos für den VPN-Dienst Disconnect und den Cloud-Speicher SpiderOak; ebenfalls für zwei Jahre.

Die Hardware spielt beim Blackphone nur eine Nebenrolle und fällt entsprechend unspektakulär aus: Das schwarze Gehäuse könnten kaum schlichter sein. Nur ein winziges Emblem auf der Rückseite weist auf den Hersteller hin. Mit HD-Display (1280 × 720), einem auf 2 GHz getakteten Quad-Core-Prozessor und 1 GByte RAM kann das Smartphone höchstens mit Konkurrenten der Mittelklasse mithalten, die meist halb so teuer sind. Eine Seltenheit ist der Chipsatz Tegra 4i von Nvidia -- bislang wurde er nur in wenige Smartphones und Tablets eingebaut. Bis auf wenige Details entspricht er seinem Vorgänger Tegra 3. Performance-Probleme gab es keine, allerdings sind auch nur eine Handvoll Apps installiert.

Auf dem Blackphone ist das Betriebssystem "PrivatOS" von SGP installiert. Dabei handelt es sich im Grunde um eine modifizierte Version von Android 4.4.2 mit den üblichen Apps wie E-Mail und dem Mediaplayer. Das OS verzichtet auf sämtliche Google-Dienste und kommt fabrikneu ganz ohne App-Store daher. Programme kann man nur durch Sideloading aus Drittquellen installieren. Da man komplett darauf angewiesen ist, um an Apps zu kommen, setzt man sich als Nutzer allerdings automatisch den damit verbundenen Gefahren aus: Man muss die Herkunft aller installierter Apps selbst einschätzen. So gut wie alle Schadsoftware auf Android-Handys stammt aus Drittquellen. Im Test war allerdings Amazons App Store schnell installiert, was den Zugang zu weiteren Apps ermöglicht, die ähnlich wie bei Googles Play-Dienst wenigstens eine grundlegende Prüfung nach Schadsoftware durchlaufen haben.

Um die Privatsphäre der Nutzer zu schützen leitet das Blackphone sämtliche Audio- und Videoanrufe sowie Textnachrichten über die Silent-Circle-Server. Besitzt der Empfänger keinen Zugang zu dem Dienst, werden Audiogespräche und Nachrichten danach auf unverschlüsselten Kanälen weitervermittelt. Mit dem Handy erhält man drei Lizenzen für die Familie oder Freunde, mit denen diese Silent Circle auf ihren herkömmlichen Android-Handys nutzen können. Web-Anfragen werden durch das Disconnect-VPN geleitet. Allerdings muss man trotz der Verschlüsselung seinem Netzbetreiber vertrauen, denn der weiß durch die SIM-Karte im Handy trotzdem genau, wo sich das Handy befindet und ob es gerade telefoniert. Dieser kann allerdings nicht in die SIP-Verbindung schauen und herausfinden, wer angerufen wird. Trotz Open-Source-Android muss man ebenfalls beachten, dass Hintertüren theoretisch auch in den teilweise proprietären Treibern oder der Baseband-Firmware stecken könnten.

Neben Silent Circle und Disconnect kommt das Blackphone ebenfalls mit dem Smarter Wi-Fi Manager von Kismet Wireless, welcher die Anonymität bei der Benutzung von WLAN-Verbindungen erhöht. Mit der App kann man verhindern, dass sich das Handy mit WLAN-Netzen verbindet, denen man nicht vertraut. Außerdem hat SGP dem Gerät einen eigenen Installations-Wizard und eine App namens "Sicherheitscenter" spendiert. Über diese kann man die Berechtigungen der einzelnen auf dem Handy laufenden Programme relativ fein regeln – ähnlich Umsetzungen sind bereits von CyanogenMod und anderen Custom-ROMs bekannt. Zusätzlich lässt sich der Flash-Speicher des Gerätes und die darauf enthaltenen App-Daten verschlüsseln.

Das Blackphone wird momentan an Kunden ausgeliefert, die es vorbestellt hatten. Kunden, die es jetzt kaufen wollen, müssen sich allerdings gedulden, da es momentan ausverkauft ist.

Korrektur: Tippfehler bei der Android-Version behoben. (hcz) / (fab)