DWX 2014: Plädoyer für mehr Konvergenz

Hinter dem Kürzel DWX verbirgt sich die Developer Week, eine Entwicklerveranstaltung mit über 1000 Teilnehmern, die im letzten Jahr durch die Zusammenlegung mehrerer Events des Veranstalters entstand. Das führte zu einer Konferenz, die eine breite Themenauswahl anbietet wie kaum eine andere – mit allen Vor- und Nachteilen.

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Von
  • Tam Hanna
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Hinter dem Kürzel DWX verbirgt sich die Developer Week, eine viertägige Entwicklerveranstaltung mit über 1000 Teilnehmern, die im letzten Jahr durch die Zusammenlegung mehrerer Events des Veranstalters, der Neuen Mediengesellschaft Ulm, entstand. Das führte zu einer Konferenz, die eine breite Themenauswahl anbietet wie kaum eine andere – mit allen Vor- und Nachteilen.

Die Motivation für das Anbieten eines derartigen Events liegt auf der Hand. In Zeiten von "always on" und Internet der Dinge erwarten die Nutzer, dass ihre Inhalte auf allen Geräten gleichzeitig verfügbar sind. Dadurch entsteht ein neues Nutzungsparadigma, das sich auch auf die Art der Einnahmegenerierung auswirkt. Wer in diesem neuen Metier erfolgreich sein möchte, muss den Entwicklungsprozess als ganzheitliches Vorgehen wahrnehmen. Und hier mag der Versuch der NMG greifen, .NET Developer Conference, Mobile Developer Conference und Web Developer Conference in der DWX zu bündeln.

Bei den Teilnehmern der DWX scheint dieses Faktum bisher nicht angekommen zu sein. Ein offenes Panel zum Thema Monetarisierung konvergenter Applikationen kam nicht in Fahrt – die Mehrheit der Anwesenden gab offen zu, für das Erzeugen von Einnahmen nicht zuständig zu sein. Nach dem Ansprechen der penetranten Monetarisierung des Spiels Dungeon Keeper kam es zur Aussage, dass der Markt dieses Problem allein regele. Solange Electronic Arts am Verkauf von Kacheln ausreichend Geld verdiene, werde das Unternehmen weiter mit IAPs (In-App Purchasing) aufwarten.

In ferner Zukunft könnten Kooperationen mit Hardwareherstellern einen Ausweg des Dilemmas darstellen. Langjährige Beobachter des Mobilmarkts sehen hier nur wenig Neues: Hewlett-Packard lieferte seine iPAQs jahrelang mit einem Gutschein aus, der dem Käufer den Erwerb zweier Applikationen erlaubte.

Aufgrund der höher werdenden Ansprüche der Nutzer lassen sich Apps meist nicht mehr im Alleingang erstellen. Microsoft und andere versehen ihre IDEs seit Jahren mit Werkzeugen, die die Arbeit im Team erleichtern sollen. Das funktioniert offensichtlich nur eingeschränkt: UI-Designer, Programmierer und Manager sprechen nach wie vor unterschiedliche Sprachen. Technisch lässt sich dieses Problem nur in eingeschränktem Rahmen umschiffen. Zuverlässige Kooperation setzt interdisziplinäres Wissen voraus: Wenn der UI-Developer seinen Designer nicht versteht, kann er die Vorgaben nicht umsetzen. Als ein Resümee der DWX lässt sich also ziehen, dass eng zusammenarbeitende Teams besser funktionieren, wenn die Mitarbeiter effizient kommunizieren – Soft Skills bleiben weiterhin wichtig.

Aufgrund hoher Lohnnebenkosten ist menschliche Arbeit vielerorts teuer. Daraus folgt, dass sich Projekte durch die Minimierung von Arbeitsaufwand preiswerter gestalten lassen. Die IDE-Anbieter begegnen diesem Problem durch das Anbieten neuer Programmiersprachen und Systeme, die manuelle Tasks automatisieren und die Realisierung komplexer Arbeitsabläufe erleichtern.

Bei der Einführung neuer Werkzeuge zur Reduktion des Arbeitsaufwands wird mit Rechenleistung nicht zimperlich umgegangen. Einige der Vortragenden im WPF-Track (Windows Presentation Foundation) zeigten ellenlange Beispiele, die sich mit einem Draw-Kontext in wenigen Zeilen realisieren lassen: Da sich der Mehrseiter effektiver weiterverwenden lässt und so Entwickler-Arbeitszeit spart, ist er in vielen Unternehmen trotzdem die "bevorzugte Variante".

Maker-Themen wurden in einem im Kooperation mit Franzis abgehaltenen Track abgehandelt, der parallel zu den anderen Vorträgen ablief. Primäres Arbeitsgerät war der Raspberry Pi. Ein kleiner Workshop erklärte die Nutzung von Steckplatinen und Leuchtdioden. Vorführungen von 3D-Druckern und Quadrocoptern rundeten das Angebot ab. Dass sich erstere zur Fertigung von letzteren einsetzen lassen, folgt aus der Logik.

Es ist heute ohne Weiteres möglich, im kleinen Rahmen Hardware zu fertigen. Regierungen und Regulatoren sind mit dieser neuen Situation überfordert: Richtlinien wie die von der EU verabschiedete RoHS (Restriction of Hazardous Substances) haben dem einen oder anderen kleinen Hersteller das Genick gebrochen.

Die Beschäftigung mit Maker-Themen ist trotz der wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen sinnvoll. Wer sich mit Elektronik und Microcontroller-Programmierung auseinandersetzt, gewinnt Einsicht in das Verhalten von Computersystemen. Dieses Wissen führt in der Praxis zu besserem Code.

Die Breite der Developer Week ist Stärke und Schwäche zugleich. Es gibt kaum ein anderes Event, in dem man eine so breite Themenauswahl angeboten bekommt. Leider führt das zu Terminkollisionen: Bei acht Tracks ist es unvermeidbar, dass mehrere interessante Talks gleichzeitig stattfinden.

Was sich auf jeden Fall als Schlussfolgerung aus der Konferenz ziehen lässt, ist, dass sich der Softwarebereich im Umbruch befindet: Konvergenz wird Entwicklern in den nächsten Monaten und Jahren viel zu denken geben.

Tam Hanna
befasst sich seit der Zeit des Palm IIIc mit Programmierung und Anwendung von Handheldcomputern. Er entwickelt Programme für diverse Plattformen, betreibt Onlinenews-Dienste zum Thema und steht für Fragen, Trainings und Vorträge gern zur Verfügung
(ane)