Der siebte Sinn: IT-Sicherheit auf dem IT-Gipfel

Wer im Herbst über die Straßen brettert, kann schnell ins Schleudern kommen. Besser ist es, vorsichtiger zu fahren. Was der Autofahrer in punkto abgestufter Sicherheit kennt, müsse der Internet-Nutzer noch lernen, heißt es im Vorfeld des 8. IT-Gipfels.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Vorfeld des nationalen IT-Gipfels veranstaltete die Arbeitsgruppe 4 "Vertrauen, Sicherheit und Datenschutz im Internet" einen eigenen Gipfel zum Thema Werte schützen. Auf ihm verteidigte Bundesinnenminister de Maizière die Zusammenarbeit mit befreundeten (Geheim-)Diensten, sprach sich aber für den unbedingten Schutz der Regierungskommunikation gegen jedwede Einbruchsversuche aus.

Zur Aufklärung der Bürger im Internet wünschte sich de Maizière zurück in die Zeiten, als im Fernsehen die Sendung Der siebte Sinn den Westdeutschen das Autofahren mit drastischen Beispielen beibrachte.

Der Deutsche lebt nach Ansicht von Bundesinnenminister Thomas de Maizière in einer "merkwürdigen Zwiespältigkeit": Einerseits misstraut er dem Internet gründlich, andererseits nutzt er es regelmäßig, ohne sich viel Gedanken um die Sicherheit seiner Kommunikation zu machen. Analog zur legendären Fernsehsendung "Der siebte Sinn" wünschte sich de Maizière darum eine drastische Aufklärungskampagne, die die verschiedenen Stufen der Internet- und Rechner-Sicherheit vermittelt. An die deutsche Industrie gerichtet fragte de Maizière, warum man sich eigentlich gegen Unfall, Diebstahl und Feuer, nicht aber gegen Internet-Schäden versichern könnte.

Auf der Seite der Industrie berichtete Sicherheitschef Thomas Kremer von der Deutschen Telekom von einer steigenden Zahl von Cyberangriffen. Sein Konzern zählt bis zu 1 Million Angriffe pro Tag, findet dabei durchschnittlich 15.000 Schadprogramme und 400 Schwachstellen pro Monat. Dennoch gebe es kein Grund zur Panik: 95 Prozent aller Angriffe könnten mit aktivierter Firewall, richtiger Konfiguration der Rechner und einem aktuellen Virenschutz geblockt werden. Dennoch verschickt die Telekom Kremer zufolge 25.000 Schreiben pro Monat an ihre Kunden, in denen darauf hingewiesen wird, dass etwas im heimischen LAN unsicher sein könnte.

Das moderierte Gespräch im ehrwürdigen Überseeclub plätscherte vor sich hin und gewann erst zum Ende an Schärfe, als das Publikum Fragen stellen konnte. Gleich zwei Fragen beschäftigten sich mit der Rolle der NSA im Internet. De Maizière betonte: "Wir brauchen für Deutschlands Sicherheit dringend die Zusammenarbeit mit befreundeten Diensten. Wir müssen aber die Regierungskommunikation vor Jedermann schützen, vor jedem Einbrecher, ganz gleich, ob sich Chinesen, Russen oder Amerikaner da versuchen."

BSI-Chef Michael Hange ergänzte die Stellungnahme seines Vorgesetzten. Konzepte zum Schutz der Regierungskommunikation seien nur bedingt für Bürger geeignet, weil sonst das Stück Freiheit und Eigenverantwortung verloren ginge, die dem Bürger mit seiner Privatsphäre gegeben sei. Hange wies darauf hin, dass in den "heutigen mathematischen Räumen" und angesichts der aktuellen Rechnerleistungen die derzeit verwendete Kryptographie als sicher gelten könne. "Wir stehen vor der Herausforderung, Kryptografie und Cybersicherheit zusammenzuführen." (jk)