ENIAC: Erster elektronischer Computer der Welt erstrahlt in neuem Glanz

Nach vielen Irrwegen und aufwendigen Restaurierungsarbeiten ist der erste elektronische Universalrechner ENIAC wieder für interessierte Besucher zu sehen.

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ENIAC: Erster Computer der Welt erstrahlt in neuem Glanz

(Bild: United States Army)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Denise Bergert

Computer kommen heute in allen Lebenslagen zum Einsatz. Doch auch vor knapp siebzig Jahren gab es schon Interesse an der Berechnung komplexer Zusammenhänge. Der vom Militär entwickelte ENIAC aus dem Jahre 1945 gilt als erster rein elektronischer Computer der Welt, wurde jedoch lange als verschollen angesehen. Nun können Interessierte das Urgestein der Rechentechnik in den USA wieder begutachten.

Bei ENIAC handelt es sich um einen 27 Tonnen schweren Computer, der 17.468 Vakuumröhren und Dioden auf einer Grundfläche von knapp 170 Quadratmetern versammelt. Eigentlich sollte der Riesenrechner im Zweiten Weltkrieg zur Flugbahnberechnung von Geschossen eingespannt werden. Die Entwicklung begann ein Jahr vor der Landung der Alliierten in der Normandie, fertiggestellt wurde ENIAC jedoch erst im November 1945 – zu spät für einen Einsatz im Krieg. Der sich direkt anschließende Kalte Krieg bescherte dem Urgestein der Rechentechnik jedoch eine neue Aufgabe: Forscher in Los Alamos nutzten die Fähigkeiten von ENIAC zur Berechnung der Auswirkungen der gerade in Entwicklung befindlichen Wasserstoffbombe.

Nach heutigen Maßstäben erscheinen die 5.000 Rechenoperationen, die ENIAC pro Sekunde bewältigen kann, als winzig. Ein iPhone 6 kann in der gleichen Zeit 25 Milliarden Instruktionen stemmen. Dennoch sei ENIAC nach Angaben der in Los Alamos beteiligten Forscher ein wichtiger Faktor bei der Fertigstellung der Wasserstoffbombe gewesen.

Schon im Jahr 1955 galt der erste Rechner der Welt jedoch als veraltet. Ehrerbietung erfuhr ENIAC nicht: Die 40 Paneele mit einem Gewicht von jeweils 400 Kilogramm galten lange als verschollen oder gingen durch unterschiedliche Hände, darunter Museen oder Privatsammler. Neun dieser Paneele konnten jedoch vor wenigen Jahren im Lager des Artilleriemuseums der US-Army in Fort Sill, Oklahoma, wieder aufgespürt werden. Dort waren sie in unbeschrifteten Holzkisten verpackt, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr geöffnet wurden.

Für die Restaurierung der Bauteile konnte der in Texas lebende Milliardär Ross Perot gewonnen werden, der durch den Verkauf des als weltweit erstes IT-Dienstleistungsunternehmen geltenden Electronic Data Systems (EDS) reich wurde. Ein von ihm finanziertes Team wurde mit dem Wiederaufbau von ENIAC betraut. Durch die fehlenden Paneele war es zwar nicht möglich, den Computer wieder komplett lauffähig zu machen, dennoch konnte die restaurierte Version von ENIAC teilweise wieder in Betrieb genommen werden.

Die äußeren Abdeckungen wurden von Rost befreit und mit schwarzer Farbe bestrichen. 600 neue Glühbirnen leuchten in unregelmäßigen Mustern auf, um bei Besuchern den Eindruck zu erwecken, dass ENIAC gerade Berechnungen anstellt.

Seit 2007 war ENIAC in einem Bürogebäude von Perot zu sehen. Zugang hatten jedoch nur relativ wenige Menschen, darunter geschichtsinteressierte Computerfans. Im September wanderte der noch immer gut drei Tonnen schwere Rechner zurück in das Field Artillery Museum der US-Army in Fort Sill. Dort kann das Urgestein der Computertechnik täglich kostenlos von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr bestaunt werden. (axk)