Anonymous und die Todesser: Jagd auf Pädophilen-Netzwerke

#OpDeathEaters heißt die neue Initiative der Hackerbewegung Anonymous. Über eine weltweite Kampagne soll die Verstrickung von Pädophilen-Netzwerken mit Eliten aufgedeckt werden. Internetnutzer sind angehalten, dabei zu helfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 208 Kommentare lesen
Anonymous und die Todesser: Jagd auf Pädophilen-Netzwerke
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Stefan Mey

"Todesser" sind eigentlich gruselige Wesen aus dem Harry-Potter-Universum. Die Anhänger des Oberschurken Lord Voldemort sind skrupellos. Sie foltern, töten und sind durch und durch widerlich. Anonymous bezeichnet so Leute, die sich an Kindern vergehen, Täter schützen oder deren Taten erst ermöglichen.

Anders als bei vorangegangenen Aktionen soll es bei #OpDeathEaters nicht um Umtriebe in geschützten Bereich des Internets gehen, in denen Kinderpornographie gehandelt wird. Ziel ist es, internationale Netzwerke aufzudecken.

In einem Anonymous-typisch dramatischen Video sowie einem fast schon putzigem Erklär-Filmchen werden solche Netzwerke angeprangert. Internetnutzer sollen helfen, sie aufzuspüren. Für kommenden Freitag, den 13. Februar, wird als erster Höhepunkt zu weltweiten Straßen-Proteste aufgerufen. Die Videos beziehen sich vor allem auf die Situation in Großbritannien.

Das Land kämpft seit längerem mit historischen und aktuellen Fällen von groß angelegtem Kindesmissbrauch in mehrerer hunderten Fällen. Dabei gibt es Hinweise, dass auch Teile der politischen Elite beteiligt waren. Die Anonymous-Aktivisten sind davon überzeugt, dass die Aufdeckung durch existierende Netzwerke verhindert und Täter so oft gedeckt werden. Überall auf der Welt gebe es eine solche Verquickung von "pädosadistischer Industrie" und Establishment. Die müsse man entlarven.

Heather Marsh, Initiatorin und Sprecherin von #OpDeathEaters, hofft, dass sich auch in Deutschland genügend Menschen an der Aktion beteiligen, wie sie gegenüber heise online erklärt: "Es ist unmöglich, ohne international vernetzte Untersuchungen internationale Ringe zu untersuchen. In Deutschland gibt es selbstverständlich starke Verbindungen zu Fällen in den Niederlanden, Österreich, Osteuropa und überall. Deutsche müssen mit ins Boot kommen." An der Edathy-Affäre zeige sich beispielsweise, wie komplex ein eher kleiner Fall werden kann, wenn man genauer hinschaut.

#OpDeathEaters hatte ursprünglich Anfang 2013 mit der ähnlichen Operation #OpGabon begonnen, bei der gegen rituelle Tötungen von Kindern im afrikanischen Gabun protestiert wurde. Die Aktivisten hoffen, dass sich an der aktuellen "Operation" Menschen in vielen Ländern beteiligen. Auf Twitter haben sie schon die jeweiligen Hashtag-Übersetzungen wie #OpTodesser für Deutschland verkündet.

Unterstützer werden aufgerufen, eigenständig Diskussions- und Aktions-Gruppen zum Thema in sozialen Medien zu starten, Informationen zu Fällen und möglichen Vertuschungen zu sammeln und zu verbreiten. Man kann, so heißt es, eigene Anonymous-Video erstellen oder sogar unabhängige Untersuchungs-Kommissionen gründen, die sich mit der Situation in den jeweiligen Ländern vor Ort beschäftigen. Die zusammengetragenen Informationen, ob öffentlich zugängliche Gerichtsdokumente oder Medienberichte, kann man in einem von verschiedenen Pads posten.

Für bisher elf europäische Länder gibt es eigene Listen. Auf dem deutschen Pad finden sich vor allem Medienberichte über die Edathy-Affäre. Im Ergebnis soll eine Datenbank alle Informationen zusammenführen, kündigt Marsh an. Auf Hacks und illegale Aktivitäten soll bei #OpDeathEaters bewusst nicht zurückgegriffen werden, betont Marsh. Ziel sei es, Untersuchungen in Gang und Täter vor Gericht zu bringen. Als Basis soll die Datenbank mit den gesammelten Informationen dienen, von der hoffentlich schon am Freitag ein Prototyp vorliege. (axk)