Apples Swift wird Open Source: Reichlich Spekulationen und Potenzial

Apples Strategiewechsel bei der Programmiersprache ist bedeutend, da Apple bisher eher als Antithese von Open Source wahrgenommen wurde. Swift mag dadurch eine rosige Zukunft bevorstehen, auch weil Kritikern nun der Wind aus den Segeln genommen wurde.

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Die Änderungen bei der Programmiersprache waren gestern relativ knapp gehalten.

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Apples neue Programmiersprache Swift soll also Open Source werden, und zwar noch in diesem Jahr. So interessant die Meldung gestern auf der eigenen Worldwide Developers Conference (WWDC) war, so karg fielen die weiteren Informationen zum Thema aus. Das öffnet natürlich den Raum für Spekulationen in die unterschiedlichsten Richtungen.

Quelloffene Standardbibliotheken und ein Open-Source-Compiler bringen zumindest das Potenzial mit, dass es über kurz oder lang mehr mit der Sprache erstellte Apps und Entwicklerwerkzeuge zur Swift-Programmierung geben wird – ganz zu schweigen davon, dass Apple ja außerdem angekündigt hat, eine Swift-Version auch für Linux (also bald auch für Android?) bereitzustellen sowie Entwicklungswerkzeuge hierfür. Da liegt die Vermutung nicht allzu ferne, sich Swift irgendwann auch für Microsofts Plattformen vorzustellen, zumal die Windows-Plattformen ebenfalls die Compiler-Infrastruktur LLVM unterstützen, die ja auch Swift als Compiler nutzt.

Eine Einschätzung von Alexander Neumann

Alexander Neumann ist seit sieben Jahren Redakteur von heise Developer und organisiert darüber hinaus mehrere erfolgreiche Entwicklerveranstaltungen.

Dass Apple ausdrücklich zu Community-Einreichungen einlädt, wie im Entwickler-Blog zu lesen ist, ist für diesen Konzern allemal bemerkenswert, der bislang von vielen als Antithese von Open Source angesehen wurde. Woher kommt hier also dieser Sinneswandel? Reagiert Apple etwa auf Microsofts Bestrebungen rund um ein Open Source .NET? Mag sein, hören wird man es nicht.

Von dem Strategiewechsel bei Swift dürfte die Programmiersprache in jedem Fall profitieren, denn die Adaption der Sprache wird weiter zunehmen. Die frühere proprietäre Strategie mag so manche Entwickler bis dato davon abgehalten haben, sich mit Swift en detail auseinanderzusetzen. Zumal viele Entwickler neuen Programmiersprachen nur Potenzial zusprechen, insofern sie Open Source sind. Siehe Googles Go, siehe Mozillas Rust. So war es auch wenig verwunderlich, dass bereits im Herbst des vorigen Jahres mit Phoenix eine Open-Source-Alternative von Swift angedroht wurde, der nun allerdings die Daseinsberechtigung entzogen sein dürfte.

Der Multiparadigmenansatz, das Beste aus anderen Sprachen wie Go, JavaScript und Groovy zu vereinen, machte bei der Vorstellung vor einem Jahr Hoffnung darauf, dass Swift über kurz oder lang das bisher bei der Entwicklung für OS X und iOS gesetzte, aber eben auch schon 30 Jahre alte Objective-C ablösen könnte. Damals hielt sich Hauptentwickler Chris Lattner jedoch noch bedeckt dazu, ob die Sprache mal Open Source oder auch für Nicht-Apple-Plattformen bereitgestellt werden würde. Das rief natürlich etliche Kritiker auf den Plan.

Noch ist nicht bekannt, mit welcher Open-Source-Lizenz Swift versehen wird. Es heißt schlicht, dass man auf eine OSI-geprüfte freizügige Lizenz setzen werde. Da die Free Software Foundation die Apple-eigene Open-Source-Lizenz APSL (Apple Public Source License) kritisiert, ist hier wohl eher mit Lizenzen à la Apache, Mozilla oder BSD zu rechnen. Dafür spricht auch, dass LLVM und Clang unter der Clang-BSD-Lizenz stehen – zumal Lattner einer der Hauptentwickler der LLVM-Infrastruktur ist.

Das Fazit zu einem Jahr Swift vorige Woche auf heise Developer kam bereits zu dem Schluss, dass Apple bei Swift bislang ziemlich viel richtig gemacht habe. Eine Open Source Swift ist da noch das i-Tüpfelchen, von dem vor der WWDC nur zu hoffen war. Weiter so, Apple!

Siehe dazu auf heise Developer:

(ane)