US-Forschungsbudget: Mehr Geld für Waffen

Im neuen R&D-Haushalt des Weißen Hauses für 2008 sind die Ausgaben die Militärforschung erneut angehoben worden. Die Gelder für die Suche nach alternativen Energiequellen nehmen sich dagegen nur gering aus.

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Von
  • Kevin Bullis

Eigentlich sieht es im neuen Budget des US-Präsidenten gut für die Wissenschaften aus: Für Forschung und Entwicklung (Research and Development, R&D) will das Weiße Haus 2008 deutlich mehr investieren, sogar von neuen Ausgaberekorden ist die Rede. Wenn man sich das Zahlenwerk jedoch näher ansieht, muss man feststellen, dass der "Boost" für R&D vor allem der weiter verstärkten Militärforschung geschuldet ist. Dort sollen Universitäten, Institute und vor allem Industrie dem Land neue Waffensysteme bescheren. Die Ausgaben für Langzeitforschungsvorhaben sind hingegen in ihrer Gesamtheit sogar niedriger als im Vorjahr, im Bereich Energieforschung kommt es teilweise ebenfalls zu Kürzungen

Kei Koizumi, Forschungsbudget-Experte bei der American Association for the Advancement of Science (AAAS), hat den neuen Haushalt analysiert. Laut seiner Einschätzung verstärkt das Budget 2008 den Trend weg von der Grundlagenforschung, hin zur direkten entwicklerischen Umsetzung. "Mit 140 Milliarden Dollar haben wir insgesamt ein neues Rekordniveau bei R&D-Ausgaben erreicht. Der Großteil dieser Gelder geht aber an den Buchstaben D – also Defense (Verteidigung) und Development (Entwicklung). Hier sind auch die größten Ausgabensteigerungen zu finden."

Das US-Verteidigungsministerium (Department of Defense, DoD) darf so beispielsweise 5,5 Prozent mehr Geld in die Entwicklung neuer Waffensysteme stecken – das macht ein Plus von 3,5 Milliarden Dollar. Die Forschungs-orientierten Programme des DoD müssen hingegen mit einem 20-prozentigen Einschnitt zurechtkommen. (Innerhalb dieser Initiativen entstand bekanntlich unter anderem einst der Vorläufer des Internet.) Bei der NASA kann man sich zwar einerseits über mehr Geld für den Weiterbau der Raumstation ISS sowie den Nachfolger des Space Shuttle freuen, andererseits werden vielen Wissenschafts- und Grundlagenforschungsprogramme Mittel gestrichen.

Laut AAAS-Mann Koizumi muss sich auch das R&D-Programm des US-Energieministeriums teilweise auf Einschnitte gefasst machen. 1,3 Milliarden Dollar will die Bush-Regierung hier 2008 investieren. Dies wäre weniger als die Summe, die für 2007 geplant ist, und aktuell kurz vor der Verabschiedung durch den US-Senat steht.

Im Budget 2008 erhalten einige Energie-bezogene Forschungsprogramme mehr Geld – beispielsweise der Sektor Kernfusion. Im Bereich Biomasse verdoppeln sich die Ausgaben seit 2006. Der gesamte Bereich der erneuerbaren Energien bekommt gegenüber 2006 immerhin 31 Prozent mehr. Wichtiger ist Bush allerdings noch die Kernenergie: Hier darf mehr als das Doppelte ausgegeben werden.

Erstaunlicherweise sind die Forschungsvorhaben im Bereich Energie, die mehr Geld erhalten, eher längerfristig angelegt – im Gegensatz zum allgemeinen US-Budget-Trend zu mehr direkter Entwicklung. Dazu gehören neben dem bereits erwähnten Bereich Kernfusion auch Brennstoffzellen auf Wasserstoff-Basis. George Sterzinger von der Lobbyorganisation Renewable Energy Policy Project, die sich in Washington für erneuerbare Energien einsetzt, sieht denn auch keine schnellen positiven Effekte auf Öl-Verbrauch oder Klimaschutz. "Was wir bräuchten, wäre mehr Geld, um aus Forschungsvorhaben echte Produkte zu machen - etwa energieeffizientere Kraftwerke." Gehe es so weiter, verpuffe die Forschung oder wandere einfach ins Ausland ab. "Beides passiert schon jetzt. Angesichts der Dringlichkeit halte ich das für skandalös."

Bestätigt wurde dieser geringe Wirkungsgrad der Forschungsausgaben im Energiesektor im Dezember auch vom Government Accountability Office (GAO), das in den USA die Funktion eines Rechnungshofes einnimmt. In einem Report hieß es dort, die aktuellen Ausgaben für die Energieforschung seien nicht ausreichend, um die wachsende Abhängigkeit von ausländischem Öl und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt durch herkömmliche fossile Brennstoffe zu stoppen. Laut GAO ist das Ausgabenniveau über die Jahre mehr als deutlich zurückgegangen. So habe man 1978 nach Inflationsausgleich noch 5,5 Milliarden Dollar für Energieforschung aufgewendet. 2008 werden es insgesamt nur 2,7 Milliarden Dollar sein.

Für die Waffenforschung gehen hingegen satte 68,1 Milliarden Dollar drauf. "Das ist der Haupttrend, den wir sehen", meint Forschungsbudget-Experte Koizumi, "das Budget für die Waffenentwicklung steigt und steigt und die Rüstungskonzerne erhalten immer mehr Geld für ihre Forschung." (wst)