Was die Kooperation von Apple und Cisco verspricht

Immer mehr mobile Geräte ergänzen traditionelle Informationstechnik in Unternehmen. Das Potenzial ist freilich längst nicht ausgeschöpft und dürfte auch Anwender betreffen, die ihr privates iPhone im Unternehmensumfeld einsetzen.

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Passagier im Flugzeug mit Tablet

(Bild: Apple)

Lesezeit: 4 Min.

Apple weitet die Zusammenarbeit mit IT-Schwergewichten aus, um seine Smartphones und Tablets besser im Unternehmensumfeld zu verankern. Diese kürzlich angekündigte Kooperation mit dem Netzwerk-Zulieferer Cisco dürfte – anders als die 2014 gestartete Zusammenarbeit mit IBM – die Einsatzbereiche der Geräte spürbar ausweiten und vermutlich auch Nutzer betreffen, die ihr iPhone beruflich verwenden. Die Absichtserklärungen sind zunächst branchenüblich diffus gehalten: Es soll um Verbesserungen bei der netzgestützten Zusammenarbeit gehen, um eine Integration zwischen iPhones und Bürotelefonen des Netzwerkherstellers und um Werkzeuge, die Netzwerkadministratoren eine detaillierte Kontrolle über mobilen Datenverkehr in die Hände geben.

Einige konkrete Ziele ergeben sich aber schon aus Ciscos eigenem Portfolio. Die Firma dürfte beispielsweise ihre Collaboration-Tools für iOS-Geräte optimieren, beispielsweise Spark, eine Cloud-basierte Anwendung für Teams, Jabber Video for iPad und WebEx Meetings. Der Gedanke liegt nahe, den Verkehr solcher Apps in Unternehmensnetzen ohne Verzug zum Ziel zu geben. Dafür würden Ciscos Router und Switche Videotelefonate, Cloud-Synchronisierungen oder VPN-vermittelte Zugriffe auf Firmendatenbanken gegenüber anderen Applikationen bevorzugt behandeln. Und einmal implementiert, lassen sich solche Werkzeuge auch nutzen, um große Software-Updates umgehend zu allen Firmenabteilungen durchzuleiten oder Lehrunterlagen für bestimmte Räume in Universitäten und Schulen schnell bereitzustellen.

Aber auch Privatanwender dürften in Netzen mit Cisco-Infrastruktur von den Entwicklungen zumindest gestreift werden, denn längst hat die Idee des BYOD, Bring You Own Device, in vielen Unternehmen Fuß gefasst. Mobile Geräte, die Mitarbeiter oft privat anschaffen und en passant auch in Unternehmen einsetzen, ergänzen die traditionelle IT-Infrastruktur zunehmend und ersetzen sie teilweise sogar. Es ist ein Geben und Nehmen: Firmen stellen ihre Infrastruktur zur Verfügung, über die Nutzer auch Privates per Smartphone erledigen dürfen und im Gegenzug das Smartphone beruflich einsetzen, etwa für Telefonate.

Rund 30 Prozent der geschäftlichen Telefonate wickeln Mitarbeiter über Mobilgeräte ab, das Tischtelefon bleibt immer öfter links liegen. Dabei sind Mobilgeräte bisher kaum mit Anwendungen der übrigen IT-Infrastruktur verzahnt. Eine Spielart der Weiterentwicklung wäre daher die Vernetzung von iPhones mit Ciscos Tischtelefonen und Freisprecheinrichtungen. So könnten Nutzer Anrufe per Tischtelefon oder Freisprecheinrichtung einleiten, indem sie einen Eintrag in der Kontaktdatenbank auf dem iPhone antippen.

Ein weiteres Arbeitsgebiet könnte das Zusammenspiel von iOS-Geräten mit Peripheriegeräten und Servern in Unternehmensnetzen betreffen. Damit iOS-Geräte Dienste oder Server im LAN finden, müssen Netzwerkelemente wie Access-Points, Switche und Router Apples Netzwerkprotokoll Bonjour durchleiten. Jedoch werden Bonjour-Nachrichten, über die die Dienste annonciert werden, gemäß dem Standard zunächst nur im selben Subnetz und nicht über dessen Grenzen hinweg befördert.

In gut strukturierten Firmennetzen sind Drucker, Projektoren oder auch Server jedoch oft anderen Subnetzen zugeordnet, sodass ihre Bonjour-Annoncen nicht bis zu den iOS-Geräten vordringen. Drucken per AirPrint oder Bildschirm- und Audiowiedergabe per AirPlay funktionieren dann nicht. Ciscos Router und Switche können zwar Bonjour-Annoncen über zusätzliche Regeln gezielt über Subnetzgrenzen befördern, und so zum Beispiel Präsentationen mit iOS-Geräten unterstützen, aber die Einrichtung dieser Funktionen fällt nicht immer leicht. Und manche Netzwerkadministratoren stören sich an der Zahl der Bonjour-Meldungen in ihrem LAN und schalten diese Optionen absichtlich gar nicht erst ein. Hier könnte Cisco mit vereinfachter Bedienung, die schnelles Ein- und Ausschalten der Bonjour-Übertragungen einschließt, für mehr Akzeptanz sorgen. (dz)