Hands-on: Das Windows-Tablet Surface Pro 4

In den USA geht das neue Windows-Tablet dieser Tage in den Verkauf. Hierzulande müssen interessierte Kunden noch ein paar Wochen warten, auch Testgeräte wird es vorher nicht geben. Mit einem Prototyp konnten wir erste Eindrücke sammeln.

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Hands-on: Das Windows-Tablet Surface Pro 4

(Bild: c't / Florian Müssig)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Florian Müssig
Inhaltsverzeichnis

Ein bisschen dünner ist es ja, das neue Surface Pro 4. Im Vergleich zum mittlerweile ein Jahr alten Vorgänger Vorgänger Surface Pro 3 hat das Microsoft-Tablet um 0,6 Millimeter abgespeckt. Das fällt aber selbst im direkten Vergleich kaum auf, auch weil das ganze Gehäusedesign auf den ersten Blick identisch ist. Sobald man das Gerät einschaltet, sieht man aber einen Unterschied: Die Neuauflage wirkt deutlich größer, als es der Datenblattvergleich mit der von 12 auf 12,3 Zoll gewachsenen Bildschirmdiagonale vermuten lässt.

Grund dafür sind wohl die schmaleren Ränder um das Display – die Grundfläche ist trotz des größeren Bildschirms nämlich gleich geblieben. Das Bildschirm-Seitenverhältnis von 3:2 sucht weiterhin seines gleichen: Wer im Querformat surft oder Dokumente bearbeitet, der lernt das Plus an Bildschirmhöhe ungemein zu schätzen. Das Display gehört weiterhin zu den besten, die man in Tablet wie Notebooks findet: Es strahlt bei Bedarf hell, ist dank IPS-Technik blickwinkelunabhängig und zeigt kräftige Farben. Laut Microsoft wurde die Farbraumabdeckung gegenüber Surface Pro 3 und Surface 3 verbessert, was wir im c't-Labor gerne überprüfen werden, sobald es ein Testgerät in die Redaktion schafft.

Auch verlässliche Laufzeit-Messungen können wir erst dann machen. Grundsätzlich sollte sich das Durchhaltevermögen des Surface Pro 4 nicht stark vom Vorgänger-Gerät unterscheiden: Das Plus, das die Prozessor-Umstellung von Haswell auf Skylake bringt, wird laut Microsoft vom größeren und damit etwas stromhungrigeren Display wieder aufgefressen. Auch das überarbeitete Kühlsystem wird sich in unserem Labor behaupten müssen. Während dem Herumspielen mit dem Vorseriengerät war der Lüfter nie zu hören.

Apropos Lüfter: Ein solcher steckt nur in den Ausstattungsvarianten mit Core i5 oder Core i7. Der energieeffizientere Core m3 im Einstiegsmodell ist hingegen passiv gekühlt; das Tablet bleibt also grundsätzlich lautlos. Wie stark sich m3- und i5-Modelle hinsichtlich der Performance unterscheiden, kann ebenfalls erst ein Test im c't-Labor klären.

Microsoft hat beide Webcams des Surface Pro 4 überarbeitet. Die zum Nutzer gerichtete Kamera wird nun von einer zweiten Infrarot-Kamera unterstützt. Letztere wird von dem in Windows 10 integrierten Windows Hello genutzt, um den Nutzer anhand seiner Gesichtsbiometrie einzuloggen – was beim Vorseriengerät rasend schnell klappte. Bei der Infrarot-Kamera handelt es sich laut Microsoft um eine Eigenentwicklung, also nicht um eine RealSense-Kamera von Intel.

Die rückwärtige Kamera bekam ein Autofokus-System spendiert. Laut Microsoft wurde dies vermehrt von Geschäftskunden gefordert, die Surface-Tablets zum Einscannen von Barcodes, QR-Pixelquadraten & Co. verwenden.

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Das Surface Pro 4 (rechts) im Vergleich zum Vorgänger Surface Pro 3 (links)
(Bild: c't / Florian Müssig)

Der zum Surface Pro 4 gehörende Stift nutzt Microsoft-Technik, genauer gesagt die des kürzlich übernommenen Unternehmens N-Trig. Er unterstützt nun 1024 statt 256 unterschiedliche Druckstufen und wechselbare Spitzen: Im Lieferumfang gehört eine des Bleistift-Härtegrads HB; für 10 Euro gibt es vier Ersatzspitzen der Härtegrade 2B bis 2H.

Der Stift wurde seitlich abgeflacht, damit er zum Transport sicher magnetisch am Surface haften kann – eine weitere Neuerung. Die Haptik verschlechtert sich dadurch allerdings. Der Clip, mit dem man den Stift in Hemdtaschen festklemmt, liegt genau gegenüber der Abflachung. In letztere wurde aber auch die Zusatztaste eingearbeitet – der Clip drückt beim Schreiben also in die Hand und lässt den Stift nicht sicher aufliegen. Beim Vorgänger waren die Zusatztasten ergonomisch sinnvoller untergebracht.

Der Druckknopf am hinteren Stiftende erkennt unterschiedliche Druckstufen. Mit leichtem Druck wird er beim Zeichnen zum Radierer. Drückt man ihn wie beim einem Kugelschreiber in der Hand ganz durch, so gibt es Zusatzfunktionen: Einmal drücken ruft wie gehabt OneNote auf, zweimal Drücken erstellt einen Screenshot. Neu hinzugekommen ist das längere Gedrückthalten, welches die Sprachassistentin Cortana startet.

Den neuen Stift wird man auch einzeln kaufen können, um ihn etwa an einem Surface Pro 3 einzusetzen, woran er dann mit allen neuen Funktionen inklusive der feineren Druckstufenerkennung arbeiten soll. Sogar die magnetische Halterung klappt rudimentär, allerdings sitzt er dann nicht so sicher wie am Surface Pro 4. Zudem werden dann entweder die Schnittstellen oder die Lautstärkewippe überdeckt. Letztere ist aus diesem Grund bei Surface Pro 4 nach oben neben den Einschalter gewandert.

Die weiteren Schnittstellen blieben unverändert: Es gibt weiterhin eine USB-3.0-Typ-A-Buchse, einen Mini-DisplayPort und einen Dock-Anschluss. An letzterem findet entweder das bisherige Dock statt, für welches Microsoft einen Einsatz mitliefert, damit das etwas schlankere Gehäuse nicht wackelt. Oder man schließt den neuen Port-Replikator an, der gleich zwei DisplayPort-Ausgänge bietet, die zwei 4K-Bildschirme ansteuern. Nutzt man das aus, gibt es pro Monitor allerdings nur 30 Hz Bildwiederholrate – 4K bei 60 Hz gibt es lediglich, wenn man sich auf einen externen Monitor beschränkt.

Auch die magnetisch andockenden Tastaturen lassen sich zwischen 3er- und 4er-Modell austauschen. Die neuen Tastaturen sind hat Microsoft komplett neu entwickelt. Die Tasten sind größer geworden und haben nun einen Abstand dazwischen, was Notebook-erfahrenen Nutzern entgegenkommt. Zudem ist die Tastatur noch steifer geworden, was das Tippgefühl ebenfalls verbessert und zudem für einen geringeren Geräuschpegel beim Tippen sorgt.

Das Touchpad wurde vergrößert, um mehr Platz für Gesten mit bis zu vier Fingern zu haben; die Sensorfläche besteht nun aus Glas. Eine bei der Gerätevorstellung angekündigte Tastatur-Variante mit Fingerabdruckleser wird es laut Microsoft nur in den USA, nicht aber in Deutschland geben.

Wegen der schmaleren Ränder um das Display wurde auch der Klappteil der Tastatur, der sich zur Stabilisierung um den unteren Displayrand schmiegt, verkleinert. Man sieht zwar auch mit einer Surface-Pro-3-Tastatur gerade noch so alle Pixel, doch mit dem Finger kann man die Taskleiste am untereren Rand dann nicht mehr bedienen.

Zum großen Bruder des Surface Pro 4, dem Surface Book, war Microsoft auch auf Nachfragen hin keine neuen Informationen zu entlocken. Damit ist weiterhin unklar, ob es das teure Edel-Hybrid-Gerät auch nach Deutschland schaffen wird.

Allerdings war zwischen den Zeilen zu hören, dass sich bei den zuständigen Mitarbeitern die Anfragen stapeln – sei es von Journalisten, von Kunden oder auch von Microsoft-Kollegen. Offensichtlich wurde Microsoft trotz der hohen Gerätepreise kalt erwischt und bekommt derzeit nicht einmal genügend Exemplare gefertigt, um die Nachfrage des Heimatmarktes USA zu befriedigen. Insofern ergibt es wohl tatsächlich wenig Sinn, das Surface Book in anderen Märkten anzukündigen – zumal ja anders als bei den Surface-(Pro-)Geräten tatsächlich lokal unterschiedliche Produktvarianten mit verschiedenen Tastaturen gebaut werden müssen. (mue)