Der Großvater des Personal Computers - zum Tode von Wesley Clark

Am Montag verstarb in den USA in seinem 89. Lebensjahr der Physiker und Informatiker Wesley Clark, dessen Arbeiten an frühen Transistorrechnern zu ersten persönlichen Computern führten.

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Der Großvater des Personal Computers - zum Tode von Wesley Clark

Wesley A. Clark am LINC

(Bild: Heinz Nixdorf MuseumsForum)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Ralf Bülow
Inhaltsverzeichnis

Es war das Schicksal des Physikers und Informatikers Wesley A. Clark, in seinen späteren Jahren oftmals mit dem gleichnamigen General und Kurzzeit-Politiker Wesley K. Clark verwechselt zu werden. Dieser war aber gut 17 Jahre jünger und lebt noch, während sein Namensvetter im Alter von 88 Jahren am 22. Februar 2016 in den USA verstorben ist.

Wesley Clark der Ältere wurde am 27. April 1927 in New Haven in Connecticut geboren und wuchs in den Bundesstaaten New York und Kalifornien auf. Er studierte Physik in Berkeley und arbeitete nach dem Bachelor-Abschluss 1947 in der großen Reaktor- und Wiederaufbereitungsanlage Hanford im Nordwesten der USA. Ein Artikels des Mathematikers Edmund Berkeley über einen Relaisrechner, der im November 1950 im "Scientific American" erschien, veranlassten ihn aber zur Rückkehr an die Uni.

Am Massachusetts Institute of Technology in Boston erstellte Clarke zunächst Programme für den Röhrencomputer Whirlwind, der schon über Echtzeit-Verarbeitung und einen analogen Bildschirm verfügte. Mit der Computerabteilung des MIT zog er dann ins neugegründete Lincoln Laboratory um, wo das landesweite Luftabwehrsystem SAGE entwickelt werden sollte.

Wesley A. Clark (3 Bilder)

LINC im Heinz Nixdorf MuseumsForum
(Bild: Heinz Nixdorf MuseumsForum)

Hier wirkte Clarke an der Konstruktion des TX-0 mit, der 1956 in Betrieb ging. Der "Transistorized Experimental Computer" war der vermutlich erste Transistorrechner der Welt und verfügte über einen Kernspeicher, der 64K Worte mit 18 Bit Länge fasste. Projektleiter Kenneth Olsen übernahm das Grundkonzept des TX-0 später für den Minicomputer PDP-1, nachdem er seine Firma Digital Equipment gegründet hatte.

Nach der Arbeit am TX-0 war Wesley Clark "Chief Architect" des Nachfolgemodells TX-2, das über die doppelte Wortlänge von 36 Bit verfügte und 1958 fertig wurde. In den frühen 1960er Jahren erstellte Ivan Sutherland am TX-2 seine Software Sketchpad, die Urmutter aller interaktiven Grafikprogramme. Zusammen mit seinem Studenten James Molnar entwickelte Clark 1962 seinen wohl bekanntesten Rechner, den "Laboratory INstrument Computer" oder LINC.

1964 wechselte Wesley Clark dann an die George Washington University nach St. Loius, wo sein Team den LINC weiterentwickelte und den Arbeitsspeicher von 1024 auf 2048 12-Bit-Worte vergrößerte. Ein Jahr später fungierte der LINC als erster persönlicher Computer der Technikgeschichte, als die Informatikerin Mary Allen Wilkes ein Exemplar in ihrer Wohnung in Baltimore installierte und dort auch verwendete.

Mit einer anderen Idee reihte sich Wesley Clark unter die Gründerväter des Internet ein. Anfang 1967 trug Robert Taylor, der den IT-Bereich der ARPA, der Forschungsabteilung des Pentagon, leitete, auf einer Tagung die Idee eines künftigen Computernetzes vor. Clark gehörte zu den Teilnehmern der Tagung und schlug ein Subnetz aus Hilfsrechnern vor, die an jedem Netzknoten stehen. Daraus wurden die IMPs oder "Internet Message Processors" des 1969 startenden ARPANET.

Im vorigen Jahr besuchte Wesley Clark Deutschland und nahm mit Mary Wilkes in Paderborn an der Eröffnung der Ada-Lovelace-Ausstellung des Heinz Nixdorf MuseumsForum teil. Hier ist auch einer der wenigen überlebenden LINCs zu sehen. Im Internet findet sich noch ein informatives Video aus dem Archiv des Computer History Museum, das Clark bei einem Vortrag im Jahre 1986 zeigt.

(jk)