IBM stellt Quantencomputer ins Netz

Über IBMs Cloud kann ab heute jeder auf einen Quantenprozessor bestehend aus fünf Qubits zugreifen und Experimente durchführen. Mit dem freien Zugang will Big Blue die Entwicklung von Anwendungen für den Quantencomputer beschleunigen.

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IBM stellt Quantencomputer ins Netz
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Susanne Nolte

IBM hat heute einen seiner experimentellen Quantencomputer über die IBM Cloud öffentlich zugänglich gemacht. Die am neu gegründeten IBM Research Frontiers Institut ansässige Quantum Experience Platform besteht derzeit aus fünf Quantenbits oder Qubits und ist für jedermann mit einem PC oder Mobilgerät erreichbar.

Fünf dieser supraleitenden Qubits sitzen zusammen auf einem Siliziumchip.

(Bild: IBM Research)

Das Quantensystem steht am T.J. Watson Research Center in Yorktown Heights, New York, dem Hauptsitz der IBM-Forschung. Seine fünf supraleitenden Qubits sitzen auf einem Siliziumchip und wurden mit einem Standardverfahren zur Herstellung von Siliziumchips erzeugt. In die Architektur will IBM nach und nach weitere Qubits integrieren.

Den Wissenschaftlern T.J. Watson Research Center gelangen erst im letzten Jahr einige wichtige Entwicklungsfortschritte sowohl in der Herstellung der Qubits als auch bei deren elektronischen Ansteuerung. Da Quanteninformationen sehr empfindlich sind, weil die Qubits bei der Wechselwirkung mit Materie und elektromagnetischer Strahlung ihre Information verlieren, mussten die Entwickler die Quantenprozessoren zudem in einen „Tiefsttemperatur-Kühlschrank“ packen.

Über die goldfarbenen Coaxkabel fließen die Daten in und aus den Quantenrechner innerhalb des Kühlschranks.

(Bild: IBM Research)

Außerdem entwickelten die Forscher ein dynamisches Benutzerinterface, mit dem Anwender einfach über die Cloud auf den Quantencomputer zugreifen können. Dadurch haben die Nutzer die Möglichkeit, mit ihren Ergebnissen zur Community auf der IBM Quantum Experience Plattform beizutragen. Die IBM-Wissenschaftler werden ihre Forschungsfortschritte dort ebenfalls veröffentlichen.

Anwender, Firmen und Universitäten sollen damit die Möglichkeit haben, Quantencomputing auszuprobieren, Experimente durchzuführen, verschiedene Algorithmen zu testen, mit den individuellen Qubits zu arbeiten und sich in Online-Seminaren und Simulationen mit dem Quantencomputing vertraut zu machen.

Mit dem freien Zugang will Big Blue die Entwicklung von Anwendungen für den Quantencomputer beschleunigen. IBM sieht in der Quantentechnik die Zukunft der Informationsverarbeitung. Sie soll Problemstellungen in Wissenschaft und Industrie lösen können, an denen sich bislang die Supercomputer die Zähne ausbeißen. (sun)