EU-Digitalreport: Deutschland hinkt bei ultraschnellem Breitband weit hinterher

Die Bundesrepublik landet im neuen Bericht der EU-Kommission über den digitalen Fortschritt der Mitgliedsstaaten auf dem neunten Platz. Es hapert demnach bei Glasfaserverbindungen und beim E-Government.

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EU-Digitalreport: Deutschland hinkt bei ultraschnellem Breitband weit hinterher

(Bild: EU-Kommission)

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Die EU-Kommission hat am Montag ihren Jahresbericht über den "digitalen Fortschritt der Mitgliedsstaaten" veröffentlicht. Deutschland landet demnach im "Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft" mit Platz 9 im Mittelfeld der 28 EU-Nationen. In vier der fünf gemessenen Bereiche, die von Konnektivität über Humankapital bis zur Internetnutzung reichen, hat sich die Bundesrepublik verbessert. Unterdurchschnittlich war das Ergebnis bei "digitalen öffentlichen Diensten".

Die Bundesrepublik hat demnach beim Internetzugang zwar "gute Fortschritte" erzielt. So seien "Basis-Breitbanddienste" bis zu 30 MBit/s über Festnetz, Mobilfunk oder Satelliten landesweit verfügbar. Auch im ländlichen Bereich seien 93 Prozent aller Haushalte angeschlossen gegenüber knapp 91 Prozent im EU-Durchschnitt. Zudem sei Deutschland der einzige Mitgliedstaat, der das harmonisierte Funkfrequenzspektrum aus der "digitalen Dividende" zu 100 Prozent für mobile Breitbanddienste reserviert habe. Der Marktanteil von Glasfasernetzen liege jedoch mit 1,3 gegenüber 18,7 Prozent deutlich unter dem europäischen Durchschnitt, kritisiert die Kommission.

Bei digitalen öffentlichen Diensten rangiert Deutschland unter dem EU-Durchschnitt

(Bild: EU-Kommission)

Deutschland ist zudem einer der EU-Staaten mit der "geringsten Online-Interaktion zwischen öffentlichen Stellen und den Bürgern". 19 Prozent der hiesigen Bevölkerung mit Netzzugang nutzten aktiv Angebote im Bereich E-Government. Die bestehenden Dienste der öffentlichen Verwaltung müssten bekannter und nutzerfreundlicher gemacht werden, auch sollten "datenschutzrechtlichen Bedenken der Bürger" berücksichtigt werden, empfiehlt die Kommission.

Deutsche Unternehmen schnitten beim "integrierten elektronischen Informationsaustausch" am besten ab und erzielten auch bei der digitalen Rechnungsstellung gute Resultate. Soziale Medien nutzten hiesige Firmen aber eher zurückhaltend. "Industrie 4.0" habe das Potenzial, Wertschöpfungsketten grundlegend zu reformieren und Schlüsselbranchen erheblich zu beeinflussen.

Insgesamt haben laut dem Bericht erst 22 Prozent der europäischen Haushalte einen Breitbandzugang von mindestens 30 MBit/s. Damit hätten die Werte aber zumindest im Vergleich zu 2010 siebenfach gesteigert werden können. Spitzenreiter seien hier die Niederlande und Malta. Nur acht Prozent der Haushalte hätten einen ultraschnellen Internetzugang mit mindestens 100 MBit/s. Am besten schnitten dabei Rumänien, Schweden und Lettland ab. Um 21 Prozentpunkte auf 69 Prozent sei die Zahl der Haushalte gewachsen, die einen mobilen Internetzugang verwenden. In der Gesamtwertung der Digitalisierung führen Schweden, Dänemark und Finnland, die der Kommission zufolge auch weltweit vor Südkorea und den USA an der Spitze stehen. (anw)