DRM des SEGA Saturn nach fast 22 Jahren umgangen

Ein Ingenieur hat es nach drei Jahren Arbeit geschafft, das DRM der Saturn-Konsole zu umgehen. Mit einem Steckmodul ist es nun möglich, Software von einem USB-Stick auf der SEGA-Konsole zu starten.

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Sega Saturn DRM nach fast 22 Jahren geknackt

(Bild: debuglive (Screenshot))

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Merlin Schumacher

Der Ingenieur James Laird-Wah hat das Hardware-DRM-System des 1994 erschienenen SEGA Saturn umgangen. Laird-Wah wollte zunächst eigene Musik-Software für den Saturn schreiben. Dafür war aber ein Mod-Chip notwendig. Solche Mod-Chips werden aber schon seit längerem nicht mehr hergestellt. Außerdem muss die Software auf eine CD gebrannt werden. Daher hat der Ingenieur, der auch als Dr. Abrasive bekannt ist, den Controller des CD-Laufwerks reverse-engineered und sich über den Video-CD-Port des Geräts Zugriff auf das Betriebssystem des CD-Controllers verschafft.

Der Hack ist nach drei Jahren inzwischen soweit fortgeschritten, dass Images von USB-Sticks gelesen werden können und sich Daten wie etwa Spielstände auf einen Stick schreiben lassen. Am Anfang hatte Laird-Wah noch SD-Karten als Speichermedium verwendet, sich aufgrund von Platzbegrenzungen aber dagegen entschieden.

Der Hack ist nicht nur reiner Selbstzweck, denn inzwischen nagt der Zahn der Zeit an der Saturn Hardware. Die von SEGA verbauten Laufwerke geben langsam den Geist auf, so dass es ohne einen Hack des DRM bald nicht mehr möglich sein wird, Saturn-Spiele auf echter Hardware zu spielen.

Das DRM des Saturn gilt als so schwer zu knacken, weil es ein spezielles CD-Format verwendet. Am äußeren Rand der Saturn CDs ist eine wellenförmige Markierung eingebettet, ohne die ein unmodifiziertes Laufwerk des Saturn das Abspielen der Disc verweigert.

Der Controller des CD-Laufwerks, der eigentlich eine komplette CPU mit einem eigenen Betriebssystem ist, war schon länger Gegenstand des Interesses von Hardware-Hackern, denn dessen Funktionsweise war größtenteils unbekannt. So mussten die Autoren von Emulatoren quasi raten wie sich der CD-Controller verhalten soll. Versuche, den Controller zu öffnen und mittels eines Mikroskops das enthaltene ROM auszulesen, sind fehlgeschlagen, da SEGA für diesen Chip eine Fertigungstechnik verwendete, die genau das verhindert.

Laird-Wah hat daher den Controller aus einem Laufwerk ausgelötet und ihn dazu gebracht, sein eigenes ROM auszugeben. Beim Reverse-Engineering des ROMs fand er aber keine Möglichkeit das Hardware-DRM der CDs über den Controller auszutricksen. Für den Saturn gibt es jedoch ein Zusatzmodul, um Video-CDs abzuspielen. Darin fand sich ein Stück Code, das zum CD-Controller geschickt wird und dort ausgeführt wird. Diese Möglichkeit nutzte der Hardware-Hacker aus und entwickelte eine Steckkarte, die in den Erweiterungsport der Konsole gesteckt wird, um dem Saturn Software unterzuschieben.

Die Bemühungen kommen sowohl der Emulations-Community zugute als auch den Entwicklern von Homebrew-Software für die Konsole. (mls)