"Merged Reality": Intel will mit kabelloser Project-Alloy-Brille VR und AR vereinen

Intel entwickelt eine kombinierte Augmented- und Virtual-Reality-Brille mit dem Codenamen Project Alloy, ohne Kabel und mit integriertem Real-Sense-Tracking. Das futuristische Gerät soll im nächsten Jahr als offene Plattform angeboten werden.

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"Merged Reality": Intel will mit kabelloser Project-Alloy-Brille VR und AR vereinen

Futuristisch: Intels kombiniertes AR-/VR-Headset Project Alloy.

(Bild: Intel)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
  • Florian Müssig

Kein Kabel, keine Tracking-Kameras, Hand-Tracking ohne zusätzliche Controller: Intel will mit "Project Alloy", einem kombinierten Virtual- und Augmented-Reality-Headset, vieles besser machen als die Konkurrenz von Oculus und HTC. "Merged Reality" nennt Intel die Technik.

Und offenbar beherrscht das Alloy-Headset auch ein paar mehr Tricks als die Hololens von Microsoft: Laut Intel soll man die künstlichen Welten mit "natürlichen Bewegungen" manipulieren können. Die Hololens beherrscht zurzeit nur wenige, nicht sonderlich natürliche Gesten.

Das Alloy-Headset nutzt Intels RealSense-Tiefenkamera-System zum Raum-Tracking und zur Hand-Erkennung. Laut Intel sei es mit Alloy zum Beispiel möglich, ein Tennisspiel zu simulieren – mit einem echten Tennisschläger in der Hand. "Sparen sie dabei die Kosten – und den "Creep-Faktor" – für die Installation von High-End-Sensoren in den Raum-Ecken", teilt Intel in einer Pressemitteilung in Richtung HTC Vive aus.

Um dann wieder ein wenig zurückzurudern: "Sicher, die aggressivsten High-End-Gamer, die die geringe Latenz von verkabelten Systemen zu schätzen wissen, werden sich weiterhin an ihren Systemen erfreuen. Aber alle anderen haben nun die Möglichkeit, VR in größeren Räumen ohne nervige Kabel zu erleben." Zwischen den Zeilen kann man also deutlich herauslesen, dass Intel mit Alloy nicht mit hochwertigen VR-Headsets konkurrieren will.

Das Alloy-Headset soll im nächsten Jahr als "offene Plattform" angeboten werden.

Andere Details sind bislang noch unklar: unter anderem die Auflösung, das Sichtfeld und die Displaytechnik. Intel hat ebenfalls noch nichts dazu gesagt, ob das Alloy-Display grundsätzlich die Umgebung anzeigt, oder ob es auch einen reinen VR-Modus mit komplett undurchlässig geschalteten Bildschirmen gibt. Und: Benötigt man einen drahtlos gekoppelten Rechner? Oder ist das Alloy-Headset auch autonom lauffähig?

Ziemlich sicher ist, wo Intels Headset-Know-how herkommt: 2015 hat das Unternehmen den Datenbrillen-Spezialisten Recon übernommen, und sich Anfang 2016 auch noch 30 Prozent an Vuzix gesichert, einer anderen Datenbrillen-Firma. Inhalte will Intel mit eigener "Replay-360-Technik" produzieren: Im März wurde das israelische Unternehmen Replay Technologies übernommen, das aus mehreren Kamerabildern frei bewegbare 3D-Szenen berechnet.

In seiner IDF-Keynote stellte Intel-CEO Brian Krzanich Project Alloy ausführlich vor. Die VR-Brille soll explizit ohne Kabel und externe Positions-Tracker auskommen, sodass man nicht auf einen bestimmten Raum mit Zuspieler und Sensor-Ständern angewiesen ist: Das gesamte Tracking findet ausschließlich im Headset statt.

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Dank der integrierten RealSense-Kamera lassen sich die eigenen Hände zur Interaktion verwenden. Bei auf der Bühne gezeigten Prototypen funktionierte dies allerdings nur in einem sehr schmalen Bereich in der Bildmitte. Für raumgreifende Spiele mit echtem Tennisschläger, wie von Intel erwähnt, reicht das keinesfalls aus. Auch die Objekterkennung beim freien Herumlaufen im Raum funktioniert über die Kamera, sodass man etwa nicht in seinen Fernseher rennt. Über bodennahe Objekte wie Couchtische oder Katzen dürfte man beim Prototypem wegen des schmalen Gesichtsfeld aber trotzdem stolpern, weil sie schlicht nicht erfasst werden.

Intel Project Alloy (14 Bilder)

Intel will bei VR-Brillen sowohl die Kabel als auch Zusatzhardware wie Positions-Tracker und Controller loswerden.
(Bild: c't / Florian Müssig)

Krzanich erläuterte auch das offene Konzept hinter Project Alloy: Anfang 2017 will Intel die Spezifikationen offen- und ein SDK auflegen, sodass interessierte Hardware-Partner eigene Versionen auf den Markt bringen können. Apropos Partner: Project Alloy entstand in Zusammenarbeit mit Microsoft als geistiger Bruder der Hololens.

Krzanich holte deshalb Microsofts Windows-Chef Terry Myerson auf die Bühne. Myerson sagte, dass Intel und Microsoft einen Standard für VR (Virtual Reality), AR (Augmented Reality) und MR (Merged Reality) entwickeln wollen. Die erste Version dieses Standards soll bereits im Dezember auf der WinHEC enthüllt werden. Außerdem kündigte Myerson an, dass die bislang separat geführte Windows Holographic Platform mit dem nächsten großen Windows-Update anno 2017 auf alle PCs mit Windows 10 kommen wird – und damit einhergehend auch eine größere Unterstützung von HMDs (Head Mounted Displays). (jkj)