Umfrage: Unternehmen fordern offene Plattform für die Industrie 4.0

55 Prozent der Teilnehmer der Konferenz "Industry of Things" befürworten offene Standards für die digitale Fabrik und das Internet der Dinge, nur zehn Prozent sind für geschlossene Plattformen.

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Umfrage: Unternehmen fordern offene Plattform für die Industrie 4.0

(Bild: industryofthingsworld.com)

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Die "vierte industrielle Revolution" soll Protagonisten der "Industrie 4.0" zufolge keine technisch geschlossene Welt werden. 55 Prozent der Teilnehmer der Konferenz "Industry of Things", die am Montag in Berlin begonnen hat, sprechen sich für eine offene Plattform mit offenen Standards für die digitale Fabrik und das Internet der Dinge aus. Dies erklärte Colin l'Anson, Forscher bei Hewlett Packard Enterprise, zum Auftakt des Kongresses auf Basis einer von ihm durchgeführten Umfrage.

Die Tagung bringt Anbieter aus der IT-Welt und Anwender aus der klassischen Industrie aus 42 Ländern zusammen. 10 Prozent der Befragten "wollen eine geschlossene Plattform mit proprietären Standards", führte l'Anson aus. 29 Prozent setzen auf mehr oder weniger geschlossene Firmenvereinigungen, die Standards schaffen sollen, 21 Prozent auf individuelle Firmenführer, 19 Prozent auf Non-Profit-Einrichtungen.

Derzeit vermissen 38 Prozent der Konferenzbesucher Standards für die Industrie 4.0, 28 Prozent angemessene Produkte und Technik, 27 Prozent beklagen einen Fachkräftemangel. Als größte Hürde, um Maschinen und ganze Fabriken zu vernetzen, haben 40 Prozent der Teilnehmer aber "kulturelle Aspekte in der eigenen Firma" ausgemacht, 30 Prozent sehen vergleichbare Probleme bei den Kunden.

63 Prozent der Teilnehmer arbeiten derzeit beziehungsweise in den nächsten sechs Monaten an "vertikaler Integration", streben also intelligente, vernetzte Produktionssysteme und Fertigungsanlagen an, bei denen Mitarbeitern und Maschinen letztlich die gleichen Daten zur Verfügung stehen. 38 Prozent schauen auf die horizontale Integration und wollen übergeordnete verschiedene Fabriken und Anbieter vernetzen. 58 Prozent sehen bei Industrie 4.0 das Ziel im Vordergrund, die Effizienz ihrer Firma zu verstärken.

Insgesamt sei das Thema Industrie 4.0 "Mainstream" geworden, meinte l'Anson: "Der Zug hat den Bahnhof verlassen, aber vielleicht noch nicht die Höchstgeschwindigkeit erreicht." Derzeit gebe es über 100 Plattformen allein für das Internet der Dinge, sodass Konzentrationsprozesse nötig seien. Der Praktiker riet dazu, die Fähigkeiten der Lösungen genau zu untersuchen und darauf zu achten, ob sie die eigenen Firmenbedürfnisse abdeckten.

Als ein Anbieter eines offenen technischen Standards hat sich die OPC Foundation (Open Platform Communications) aufgestellt. Thomas Hahn, Chef-Software-Experte bei Siemens und Vorstandsmitglied der Stiftung, sprach von einem der vielversprechendsten Ansätze in diesem Bereich, um Systeme aus der IT und der Maschinenwelt interoperabel zu machen. Als eines von 200 aktuellen Anwendungsbeispielen in Deutschland nannte er den 3D-Druck von Komponenten für Gasturbinen, bei dem Feedback direkt von Nutzern eingepflegt werden könne, um den Produktionsprozess zu verbessern.

Hal Cohen, bei Google für neue Produktentwicklungen zuständig, verwies auf das "große Interesse, Daten aus dem Feld zusammenzuführen". Über immer günstigere Sensoren, drahtlose Funktechniken und Cloud-Produkte sei dies mittlerweile vergleichsweise einfach und günstig zu schaffen. Im Anschluss könnten Datenanalyse und Maschinenlernen etwa über Google BigQuery oder die offene Technik Tensor Flow ins Spiel kommen, um Produktionsanlagen besser zu steuern und auszunutzen oder gar Wartungsbedürfnisse sowie Defekte von Maschinen und Endprodukten vorherzusagen.

(anw)