HTML5: Wegbereiter des nativen Web

Eine Schlüsseltechnologie im Web ist HTML5 – eine Auszeichnungssprache mit einem technologischen Umfeld, das den alten Java-Traum "Write once, run anywhere" erstmals Realität werden lässt.

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Von
  • Christian Liebel

Das World Wide Web hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Angefangen als System zur Verknüpfung von Forschungsergebnissen avancierte es zu einer Cross-Platform-Ausführungsumgebung für funktionsreiche Anwendungen, die es mit ihren nativen Gegenstücken allemal aufnehmen können. Als neuere Beispiele seien Gamepad-Steuerung oder Bluetooth-Verbindungen genannt. Schlüsseltechnologie für all dies ist HTML5 – eine Auszeichnungssprache mit einem technologischen Umfeld, das den alten Java-Traum "Write once, run anywhere" erstmals Realität werden lässt.

Das World Wide Web (WWW) und seine Technologien wurden um 1990 am europäischen Kernforschungszentrum CERN dazu erfunden, wissenschaftliche Texte untereinander auszutauschen und diese miteinander verknüpfen zu können. Die zentrale Technik stellt hierbei der Hyperlink dar – ein Verweis mit der Fähigkeit zur automatischer Auflösung desselben. Die im WWW hinterlegten Dokumente werden damit zum Hypertext – der in der Auszeichnungssprache Hypertext Markup Language (HTML) geschrieben wird.

Die Formatierung von Inhalten oder das Einbetten von Medien war in der Urfassung von HTML gar nicht vorgesehen und wurde nachgereicht. Ebenfalls nachträglich kam Dynamik ins Web – serverseitig durch Technologien wie SSI oder PHP, clientseitig durch JavaScript. Das etwa ab 2005 aufkommende Web 2.0 wurde schließlich zum Durchbruch des WWW als Anwendungsplattform. Zu den Vorreitern dieser neuen Klasse Webanwendung zählte Googles webbasierte E-Mail-Anwendung Gmail. Webanwendungen erfreuen sich seitdem größter Beliebtheit, da sie keiner Installation bedürfen und auf jedem System ausgeführt werden können, das über einen Browser und eine Internetverbindung verfügt.

HTML5-Logo

(Bild: W3C (CC by 3.0 Unported))

Web-Apps blieben zunächst aber eingeschlossen im Web und dessen Möglichkeiten. Wurden mehr Funktionen benötigt, blieb nur der Griff zu Plug-in-Technologien wie Adobe Flash, Java-Applets oder Microsoft Silverlight, welche die Cross-Platform-Eigenschaft dieser Anwendungen jedoch wieder unterminierten und auch durch eine Vielzahl an Sicherheitslücken insgesamt eher leidig sind. Etwa ab 2008 trat HTML5 in Erscheinung, um das in die Jahre gekommene HTML 4.01 aus 1999 und das darauf basierende XHTML zu ersetzen. Eindeutiger Fokus war dabei auch, die Lücke zwischen Web-Anwendungen und ihren nativen Gegenstücken zu schließen.

Wenn von HTML5 die Rede ist, geht es in den meisten Fällen nicht nur um die Auszeichnungssprache an sich, sondern auch um die Spezifikationen in ihrem Umfeld: Prominente Beispiele hierfür sind die Fähigkeit zum lokalen Speichern von Daten über den Web Storage oder in den Browser integrierte Datenbanktechnologien wie IndexedDB, standortbezogene Dienste, die Wiedergabe von Audio- und Video-Inhalten ohne Plugin oder hardwarebeschleunigte 2-D- oder 3-D-Grafiken.

Aber all das war dem Web nicht genug: Zu den neueren Spezifikationen zählen die Generic Sensor API, die Gamepad API oder Web Bluetooth. Ja, es ist möglich, Ihren PlayStation-Controller an ein Android-Tablet anzuschließen und damit ein Browser-Spiel wie den Flugsimulator Flight Arcade zu steuern, das nebenbei seine 3-D-Grafik im Browser rendert und die Geräusche des Flugzeugmotors über die Web Audio API synthetisiert. Und so strebt das Web nach immer mehr nativen Features, während die Verbreitung moderner Browser weiterhin zunimmt. Die Zeit spielt Ihnen also in Ihre Hände – ein neues Free Lunch.

Wenn wir von Real Cross-Platform reden, meinen wir daher immer Lösungen, die auf HTML5 und JavaScript basieren. Denn überall, wo ein entsprechend potenter Webbrowser ausgeführt werden kann, dort läuft auch Ihre Anwendung. Das bedeutet eine gewaltige Reichweite mit weiterhin wachsendem Featurereichtum. ()