Tolino Vision 4 HD: E-Reader mit Biorhythmus ausprobiert

Der neue E-Reader der Tolino-Allianz hat für die Hintergrundbeleuchtung zusätzlich zu den üblichen kaltweißen auch warmweiße LEDs. Die Beleuchtung passt sich automatisch der Tageszeit an und soll für angenehmeres Lesen sorgen. Wir haben ihn ausprobiert.

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Tolino vision 4 HD: E-Reader mit Biorhythmus

Der Tolino vision 4 HD sieht aus wie der alte, punktet aber mit zusätzlichen warmweißen LEDs und cleverem Kabel.

(Bild: Tolino)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Telekom hat mit dem Tolino Vision 4 HD einen neuen E-Reader der deutschen Tolino-Allianz vorgestellt. Das Spitzenmodell unterscheidet sich vom Vorgänger vor allem durch die neue LED-Beleuchtung, die nicht mehr nur kaltes Weiß, sondern auch einen fürs Auge angenehmeren warmen Farbton annehmen kann. Dazu gibt es mehr Speicherplatz, ein cleveres Datenkabel und einige Verbesserungen an der Software.

Abhängig von der Tageszeit regelt der Vision 4 HD den Farbton der Display-Beleuchtung automatisch: kälter am Morgen und tagsüber, wärmer abends und in der Nacht. Die "Smartlight" genannte Funktion soll sogar passend zur Jahreszeit arbeiten: Die Steuerung verhält sich laut Hersteller im Winter anders als im Sommer, eine Tabelle mit Daten zu Sonnenaufgang und -untergang macht es möglich. Auf Wunsch darf man aber auch selber Hand anlegen. Das wärmere Weiß soll wie bei Apple iPhone 7, Google Pixel und Co. unter anderem das Einschlafen verbessern. Bläuliches Licht wirkt einigen Forschungsergebnissen zufolge eher anregend, während warmes Licht entspannt.

Die Farbtemperatur lässt sich tageszeitabhängig vom Gerät steuern oder auf Wunsch manuell.

(Bild: Tolino)

Egal ob man das als Nutzer nun so empfindet oder nicht, der optional deutlich gelbliche Ton gefiel uns beim Ausprobieren jedenfalls. Da das E-Ink-Display (6 Zoll, 300 dpi) aus der aktuellen Carta-Generation ohnehin nur schwarz-weiß zeigt, kommt es auch nicht zu Farbverfälschungen wie beim Smartphone. Stattdessen schwankt beim Vision 4 HD der Hintergrund zwischen strahlend-weißem Druckerpapier und leicht vergilbten Buchseiten. Außer bei den Extremwerten und schnellen Wechseln dominiert der Farbton den Eindruck beim Lesen kaum, zumal das Gerät die Farbtemperatur unmerklich nachregelt.

Erreicht wird die Bandbreite über sechs zusätzliche warmweiße LEDs, die ebenso am unteren Displayrand untergebracht sind. Deren Schattenwurf fällt minimal aus und ist bei unserem Testgerät anders als bei einigen Exemplaren des Kindle Paperwhite kaum wahrnehmbar.

Die Beleuchtung lässt sich über eine eigene Taste am Gerät jederzeit abstellen, einen Helligkeitssensor gibt es hingegen nicht. Die Telekom beschränkt die Helligkeit der Beleuchtung auf zunächst maximal 45 cd/m2. Mehr Spielraum gibt erst ein langer Druck auf die Schaltfläche zum Erhöhen der Helligkeit preis. Dann schaffen die LEDs knapp 100 cd/m2, sowohl bei kalter, als auch warmer Beleuchtung. Auch bei gemischtem Licht hält der Tolino die eingestellte Helligkeit nahezu exakt ein, der Wechsel zwischen den LEDs verändert diese nicht.

In einem ersten Laufzeittest blieb der Vision 4 HD hinter dem Vorgänger zurück und schaffte mit Beleuchtung bei 50 cd/m2 und aktivem Smartlight nur mittelmäßige 25 Stunden (Tolino Vision3 HD: 32 Stunden). Die Akkukapazität bleibt bei 1500 mAh. Allerdings könnte hier auch der Beta-Status der Software einen Einfluss gehabt haben, denn die hatte noch den ein oder anderen kleinen Hakler. Sie verhinderte dann auch ausführlichere Laufzeittests, die Ergebnisse folgen voraussichtlich in c't-Ausgabe 25/16.

Tolino Vision 4 HD (9 Bilder)

Rechts der neue vision 4 HD, links der zwei Generationen ältere Vorgänger vision 2. Das Bild gibt einen ungefähren Eindruck von den unterschiedlichen Farbtemperaturen. Beim 4 HD steht der Farbton komplett auf warm.
(Bild: asp)

Am Gehäuse und Prozessor hat sich zum Vorgänger Vision 3 HD nichts geändert, von außen sieht der Vorgänger identisch aus. Eindringendes Wasser kann dem E-Reader nichts anhaben, die Technik ist innen mit einer wasserabweisenden Schicht versehen, die Unfälle in der Badewanne glimpflich ausgehen lässt. Die Bedienung erfolgt hauptsächlich über den kapazitiven Touchscreen, wahlweise blätter man mit deutlichen Antippen auf der Rückseite um, auf der Vorderseite gibt es eine Sensortaste für das Hauptmenü.

Die Telekom spendiert dem neuen Tolino doppelt soviel internen Speicher, dem Nutzer stehen von den 8 GByte zudem nun 5,7 GByte zur Verfügung. Wie gehabt lassen sich zudem 25 GByte an eigenen Büchern in die Telekom-Cloud laden, gekaufte Bücher werden unbegrenzt gesichert.

Schlichtes Design mit nur einer Sensortaste auf der Vorderseite zeichnet den Tolino Vision 4 HD wie den Vorgänger aus.

(Bild: Tolino)

Eine herkömmliche Micro-USB-Buchse dient zum Aufladen des Akkus und Übertragen von Daten. Clever ist das mitgelieferte Kabel: Sowohl der große USB-Stecker, als auch der kleine Micro-USB-Anschluss passen auch gedreht in die jeweilige Buchse. Dazu haben sie auf beiden Seiten die passenden Pins, der Micro-USB-Stecker ist zudem sechseckig, damit er beidseitig in die trapezförmige Buchse passt. Funktionelle Einschränkungen gibt es dabei nicht, das Kabel kann auch mit anderen Geräte benutzt werden.

An der Software wurde ebenfalls etwas geschraubt. So sind zum Beispiel per Onleihe ausgeliehen Bücher besser erkennbar und können über das Kontextmenü nun vorzeitig zurückgegeben werden. Links in E-Books werden nun mit einem Klick im internen Browser aufgerufen und das Menü wurde optisch etwas aufgeräumt. Das Update auf Version 1.9 sollen ältere Tolinos in den nächsten Wochen ebenfalls erhalten. Wie gehabt werden geschützte und ungeschützte EPUB-Formate, PDF- und Text-Dateien unterstützt.

Der Tolino Vision 4 HD ist ab dem 8.11. online und in den Läden der teilnehmenden Buchhändler erhältlich. Einen Preis konnte man uns nicht nennen, den werden die Händler erst am Veröffentlichungsdatum bekannt geben. Er wird aber wohl nicht erheblich von den 160 Euro des Vorgängers Vision 3 HD abweichen.

Update 8.11. 11:10 Uhr: Mittlerweile bieten Thalia, Weltbild, Hugendubel und Co. den vision 4 HD offiziell an. Der Preis beträgt 180 Euro, rund 10 Euro weniger als der Kindle Voyage von Amazon.

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(asp)