Software überlistet: US-Bibliothekare erfinden Kunden, um Bücher zu bewahren

Um zu verhindern, dass ihre Bibliothekssoftware länger nicht mehr ausgeliehene Bücher aussortiert, erfanden Bibliothekare in Florida einfach einen Kunden. Auf den wurden in neun Monaten über 2000 Bücher ausgeliehen.

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Software überlistet: US-Bibliothekare erfinden Kunden um Bücherbestand zu bewahren
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Mitarbeiter einer Bibliothek im US-Bundesstaat Florida haben einen fiktiven Kunden erschaffen, um die Software zu überlisten, die entscheidet, welche Bücher nicht mehr vorrätig sein müssen. Wie der Orlando Sentinel berichtet, trugen die Bibliothekare einen "Chuck Finley" ins System ein und ließen ihn in einem Zeitraum von neun Monaten 2361 Bücher ausleihen. Damit hätten die Mitarbeiter weder sich noch ihrer Bibliothek finanzielle Vorteile verschaffen, sondern lediglich verhindern wollen, das bestimmte Bücher entfernt und erfahrungsgemäß später neu gekauft werden müssten. Das sei nach einem anonymen Hinweis aufgeflogen und nun sei eine Überprüfung aller Bibliotheken der Gemeinde angeordnet worden.

Der Autor Cory Doctorow sieht in dem Vorgehen ein bekanntes Muster: Menschen werde ein IT-System zur Seite gestellt, um ihre Arbeit effizienter zu machen. Ihre Erfahrungen würden aber nicht einbezogen und so suchten die Mitarbeiter nach Möglichkeiten, die Beschränkungen der Software zu umgehen und ihre Arbeit weiterhin bestmöglich machen zu können. Das Ergebnis seien Winkelzüge, wie sie auch anderswo beobachtet werden. So hatte Doctorow vor einem halben Jahr auf einen Bericht über Mitarbeiter eines Krankenhauses hingewiesen, die mit allen möglichen Mitteln ihre IT und Sicherheitsmaßnahmen überlisten, um ihre Arbeit erledigen zu können.

In der Bibliothek in Florida wurde der zuständige Verantwortliche nun beurlaubt. Er hat sich dem Bericht zufolge damit verteidigt, dass in anderen Bibliotheken ähnlich vorgegangen werde, um Bücher vor der Vernichtung zu schützen. Das wäre problematisch, schreibt der Orlando Sentinel weiter, wenn das für die von der Stadt betriebenen Bibliotheken zutreffen würde. Denn die erhalten demnach einen Teil ihres Geldes auf Basis der Zahl der verliehenen Bücher. Dieses Finanzierungsmodell gelte aber nicht für die von der Gemeinde betriebenen Bibliotheken, zu denen auch jene gehöre, deren Mitarbeiter nun erwischt wurden. Die hätten also – abseits der Sparziele – keinen finanziellen Anreiz gehabt. (mho)