Neue Bastelboards mit Allwinner-Chips

Die Einplatinenrechner aus den Reihen Nanopi und Orange Pi haben Zuwachs bekommen. Community-Projekte lassen auf bessere Linux-Unterstützung hoffen.

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Ein blaues Board, der Friendly ARM Nano Pi A64

(Bild: FriendlyARM)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Eisner
Inhaltsverzeichnis

Die Nanopi-Bastelcomputer von FriendlyARM haben Ende Dezember noch einmal Nachwuchs bekommen. Auch von Xunlong gibt es zwei frische Orange-Pi-Boards, die dem Raspberry Pi weiter Konkurrenz machen sollen.

Das neueste Mitglied der FriendlyARM-Familie heißt Nanopi A64. Wie der Name vermuten lässt, basiert das Board auf einem Allwinner A64-System-on-a-Chip (SoC). Bekannt ist der Chip vor allem durch den Kickstarter-finanzierten Pine A64. Im Unterschied zum Pine gibt es den Nanopi A64 nur in einer einzigen Ausstattungsvariante mit 1 Gigabyte RAM. Mit 64 mm × 60 mm fällt die Platine kleiner aus als bei dem recht groß geratenen Konkurrenten. Der Preis liegt mit 25 US-Dollar etwas über dem Pine.

Als CPU bringt der A64 vier 64-Bit-fähige Cortex-A53-Kerne mit, die mit bis zu 1,1 GHz getaktet werden. Optional erhältlich ist ein Alu-Kühler mit Lüfter. Der Nanopi verfügt über einen Gigabit-Ethernet-Anschluss, einen HDMI-Port, eine 3,5-mm-Klinkenbuchse (kombiniert Kopfhörer und Mikrofon), sowie zwei USB-2.0-Anschlüsse. Die Micro-USB-Buchse dient nur der Stromversorgung und ist nicht OTG-fähig. Auf der 40-poligen GPIO-Leiste findet man unter anderem I²C, SPI und serielle Schnittstellen. Eine nicht bestückte 7-polige Leiste stellt die Sound-Schnittstelle I²S bereit, für Displays und Kameras gibt es einen DVP- und einen DSI-Anschluss (Digital Video Port, Display Serial Interface).

Der Nanopi A64 - sehr viele Features auf geringer Fläche

(Bild: FriendlyARM)

Der WLAN-Chip von Realtek unterstützt die Standards 802.11b/g/n. Eine Onboard-Antenne ist dabei, es gibt aber auch einen IPEX-Anschluss für externe Antennen. Bluetooth ist nicht vorgesehen. Wie auch der Pine verfügt der Nanopi über einen eigenen Baustein für das Powermanagement (AXP803). Die darin enthaltene Ladeelektronik für Akkus wurde beim Nanopi leider nicht verbunden und bleibt daher ungenutzt.

Das Problem der meisten günstigen Raspi-Konkurrenten ist nach wie vor die Qualität auf der Software-Seite. So verspielte der Pine A64 seine Vorschusslorbeeren durch den instabilen Eindruck, den das zum Erscheinungstermin vorliegende Linux-System hinterließ (getestet in Make 3/2016).

Die Speicherkarte ist auf der Unterseite des A64 untergebacht.

(Bild: FriendlyARM)

Für den Nanopi A64 bietet FriendlyARM zwei Images an: Ubuntu Core und Ubuntu Mate. Es handelt sich hierbei nicht um die "Snappy"-Variante von Ubuntu Core, sondern um ein veraltetes Ubuntu-15.10-Minimalsystem, das ganz traditionell mit dem Advanced Packaging Tool (APT) arbeitet. In der Mate-Variante wurde der Desktop einfach nachinstalliert. Der verwendete Kernel wurde mit den von Allwinner bereitgestellten Werkzeugen gebaut und trägt die Versionsnummer 3.10.64 – das entspricht dem Stand von Januar 2015.

Längerfristig besteht allerdings Hoffnung für das Board: Die Linux-Sunxi-Community kümmert sich durchaus erfolgreich um die Unterstützung von Allwinner SoCs im Mainline-Linux-Kernel. Da die Hardware-Plattform dank des Pine A64 bereits den Weg in die Hände der freiwilligen Entwicklerinnen und Entwickler gefunden hat, gibt es hier schon erste Ergebnisse. Ebenfalls wahrscheinlich ist die Unterstützung durch die Community-Distribution Armbian – für den Pine gibt es das bereits.

Ähnlich sieht es für zwei neue Orange-Pi-Boards von Xunlong aus, die bereits seit November erhältlich sind: den Orange Pi PC2 und den recht klein geratenen Orange Pi Zero.

Beim Orange Pi PC2 scheinen einige Chips verrutscht zu sein. Wahrscheinlich mit Absicht.

(Bild: Xunlong Software)

Der Orange Pi PC2 fällt als 64-Bit-Quadcore mit 1 Gigabyte RAM in die gleiche Leistungsklasse wie der Nanopi A64. Er basiert allerdings nicht auf dem A64-SoC, sondern auf einem Allwinner H5. Der H5 ist – wie auch der A64 – von dem 32-Bit-Vierkerner H3 abgeleitet. WLAN ist nicht mit dabei, der Preis liegt bei 20 US-Dollar.

Trotz geringer Abmessungen vereint der Orange Pi Zero Ethernet und WLAN.

(Bild: Xunlong Software)

Ein um seine 4K-Video-Fähigkeit beschnittener Allwinner H3 namens H2+ kommt im Orange Pi Zero zum Einsatz. Mit seinen geringen Abmessungen (46 mm × 48 mm) steht er in direkter Konkurrenz zum Nanopi NEO und dem teureren Nanopi NEO Air. Im Unterschied zu diesen bietet er gleichzeitig WLAN und Ethernet. In der kleinen Variante mit 256 Megabyte RAM wird er zu einem Kampfpreis von 7 US-Dollar angeboten. (hch)