Unsicherheiten durch Tracking

Welche Folgen die dauerhafte Anwendung von Tracking-Systemen der Vitalfunktionen von Säuglingen hat, hat eine Gruppe von US-Ärzten herausgestellt. Ein Haken solcher Systeme bleibt.

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Es ist nur allzu verständlich, wenn frischgebackene Eltern nur das Beste für ihr Kind möchten. Das schließt natürlich auch mit ein, frühzeitig auf gesundheitliche Veränderungen des Säuglings zu reagieren. Mit dem Aufkommen von Fitness-Trackern stehen zunehmend dafür auch sogenannte Baby-Tracker zur Verfügung. Eine Gruppe von US-Ärzten hat sich nun in einem Kommentar im Journal der American Medical Association Jamanet zum Einsatz dieser Geräte geäußert.

Bei den smarten Tracking-Geräten für Babys handelt es sich um Sensoren, die – angebracht am Strampler oder in den Socken – Parameter wie den Herzschlag oder die Atemzüge messen. Die Daten werden auf das Smartphone der Eltern geschickt und in der dazugehörigen App analysiert. Bei Auffälligkeiten schlagen sie Alarm.

Dass das nicht immer fehlerfrei vonstatten geht, kann sich jeder vorstellen, bei dem beispielsweise im Krankenhaus mal Puls und Sauerstoffsättigung des Blutes mit einem Clip am Finger oder Ohr überwacht wurden. Eine unbedachte Bewegung, der Clip verrutscht und ein Alarmton ist zu hören – ohne dass ernsthaft Gefahr bestünde. Ähnliches bemängeln die Ärzte, unter ihnen die Neonatologin Elizabeth Foglia, bei den Baby-Trackern. Foglia argumentiert, dass für die meisten gesunden Babys ein solches Monitoring gar nicht nötig sei. Sie und ihre Kollegen warnen dagegen, dass es bei einer kontinuierlichen Benutzung bei völlig gesunden Kindern zwangsweise zu Alarmierungen käme, die keineswegs lebensbedrohlich seien, falscher Positiv-Alarm und tatsächlicher Positiv-Alarm eingeschlossen, der aber klinisch nicht relevant ist. Logisch, dass das bei den Eltern nicht gerade für Beruhigung sorgt. Eher im Gegenteil: Häufige Arztbesuche, weil die Smartphone-App mal wieder eine geringe Sauerstoffsättigung angezeigt hat.

Den Grund der Qualitätsmängel der Tracker sehen die US-Ärtze darin, dass diese Geräte keiner Zulassung durch die US Food and Drug Administration (FDA) bedürfen. Sie gelten zwar als medizinisches Hilfsmittel, klären aber darüber auf, dass sie etwa den plötzlichen Kindstod, eine der größten Sorgen von Neu-Eltern, nicht verhindern können.

Nun ist eine FDA-Zulassung natürlich immer mit Zeit und Aufwand verbunden. Davor scheuen Anbieter zurück. Doch eine erforderliche Zulassung durch die FDA könnte die erforderlichen Qualitätsstandards bringen und Eltern die nötige Orientierung auf dem Markt bieten, wenn diese ihren Säugling mit einem verlässlichen Tracker versehen möchten. So erforderlich aber eine staatliche Zulassung auch sein mag, ein Haken der Baby-Tracker bleibt bestehen. Sie schaffen Unsicherheiten und Abhängigkeiten, wo eigentlich kein Grund zur Sorge besteht. Sie schaffen Eltern, die lieber die Datenanalyse auf ihrem Handy zu Rate ziehen, anstatt einen begutachtenden Blick auf das Kind zu werfen.

(jle)