#DeleteUber: Uber verärgert Kunden mit Streikbruch-Aktion

New Yorks Taxifahrer protestierten gegen Trumps Rassismus mit einer Stunde Streik am Flughafen JFK. Uber unterminierte den Streik mit einer Rabattaktion. Nun löschen viele Kunden öffentlich die Uber-App.

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Bestätigungsdialog "Delete Uber?"

(Bild: Screenshot)

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Am Freitag befahl US-Präsident Donald Trump, Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern die Einreise in die USA zu verweigern. Gegen diesen Erlass richteten sich am Wochenende Protestaktionen auf US-Flughäfen und in Städten. Die Chauffeure der berühmten gelben Taxis New York Citys beteiligten sich mit einem einstündigen Streik am Flughafen JFK. Am Samstag wurden dort von 18 bis 19 Uhr Ortszeit keine Fahrgäste abgeholt. Uber war aufgerufen, den Protest zu unterstützen, betätigte sich stattdessen aber als Streikbrecher.

Ein Yellow Cab auf der 5th Avenue

Nicht nur wurden weiter Fahrgäste vom Flughafen JFK abgeholt, es wurden auch die bei hoher Nachfrage üblichen Aufschläge ausdrücklich gestrichen. Diese Werbeaktion ging nach hinten los: Zahlreiche Uber-Kunden löschten die Uber-App von ihrem Handy, meldeten das unter dem Hashtag #DeleteUber in sozialen Medien und riefen andere auf, es ihnen gleichzutun.

Uber-Chef Travis Kalanick konnte sich in einer ersten Mitteilung nicht zu einer deutlichen Verurteilung des Trump-Erlasses durchringen. "Der Einreisebann wird viele unschuldige Leute treffen – ein Thema, das ich kommenden Freitag ansprechen werde, wenn ich nach Washington zum ersten Treffen von Präsident Trumps Wirtschaftsbeirat fahre."

Mitbewerber Lyft schrieb hingegen: "Menschen eines bestimmten Glaubens, einer bestimmten Rasse, Identität, Sexualität oder Ethnie von der Einreise in die USA auszuschließen, widerspricht den zentralen Werten sowohl Lyfts als auch unserer Nation", schrieben die Lyft-Gründer John Zimmer und Logan Green am Sonntag, "Wir stellen uns deutlich gegen diese Vorgehensweise, und wir werden zu den Themen, die die zentralen Werte unserer Gemeinschaft bedrohen, nicht schweigen."

Lyft spendet, verteilt über Trumps vierjährige Amtszeit, eine Million US-Dollar an die Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU). Die ACLU, andere Bürgerrechtsorganisationen und freiwillige Anwälte haben spontan Klagen und Anträge auf Einstweilige Verfügungen eingebracht, um die Abschiebung betroffener Reisender zu stoppen. Sie erwirkten am Wochenende mindestens vier Eilverfügungen gegen Trumps Erlass.

Mehr Infos

Uber-Chef Kalanick bezeichnete am Sonntag in einer zweiten Mitteilung Trumps Erlass als "ungerecht" und kündigte für betroffene Uber-Chauffeure an, sie rechtlich zu unterstützen, die US-Regierung zu ersuchen, legalen Einwohnern die Wiedereinreise unabhängig von ihrem Herkunftsland zu gestatten, und einen drei Millionen Dollar schweren Fonds einzurichten.

Aus dem Fonds sollen Verfahrenskosten und Übersetzungsgebühren für jene Uber-Chauffeure finanziert werden, die legal in den USA leben und arbeiten, sich zum Zeitpunkt des präsidentiellen Erlasses aber gerade im Ausland befunden haben und daher nicht nach Hause kommen können. Das Unternehmen weiß von ungefähr einem Dutzend solcher Fahrer.

Trumps Erlass gilt vorerst für 90 Tage und betrifft alle Bürger Irans, Iraks, Libyens, Somalias, des Sudan, Syriens und des Jemen. Der Erlass gilt auch für jene, die ihren legalen Wohnsitz in den USA haben und dort arbeiten dürfen. Betroffen sind beispielsweise auch Mitarbeiter der US-Streitkräfte oder christliche Flüchtlingsfamilien aus Syrien, denen die USA ein Einwanderungsvisum ausgestellt haben.

Zunächst waren auch Inhaber einer Green Card betroffen. Nach einiger Verwirrung wurde diese Gruppe inzwischen vom totalen Einreiseverbot ausgenommen. Diese Reisenden werden aber einem so genannten Secondary Screening, also einer eingehenden Befragung samt erkennungsdienstlicher Behandlung, unterzogen, bevor sie einreisen dürfen.

Kanada gewährt Reisenden, die aufgrund des plötzlichen Erlasses in Kanada gestrandet sind, vorerst Aufenthalt. Und während die US-Regierung grundsätzlich keine Flüchtlinge mehr aufnehmen will, laufen die kanadischen Umsiedlungsprogramme weiter. Sonntagabend wurde in Quebec City ein Terroranschlag auf eine Moschee verübt. Mehrere Menschen wurden beim Gebet erschossen, weitere verletzt. Zwei Verdächtige wurden festgenommen.

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Reaktion des kanadischen Generalgouverneurs auf den Terroranschlag vom Sonntag (ds)