Öffentlich-Rechtliche im Kampf gegen Fake-News

Das ZDF will Falschmeldungen in sozialen Medien entgegentreten, sich aber nicht an Facebooks eigener Fake-News-Initiative beteiligen. Auch die ARD plant eigene Projekte.

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Öffentlich-Rechtliche im Kampf gegen Fake-News

Browser-Erweiterung als Faktencheck: Die US-amerikanische Zeitung Washington Post stellt Tweets von Donald Trump per Browsererweiterung redaktionelle Korrekturen entgegen.

(Bild: Washington Post)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
Inhaltsverzeichnis

Wird der deutsche Wahlkampf wie in den USA zunehmend durch Falschmeldungen bestimmt? Zur Bundestagswahl will das ZDF mit dem Faktencheck-Projekt unter dem Titel #ZDFcheck17 den Fake News in sozialen Netzwerken entgegentreten.

Der Mainzer Sender gründet dazu eine crossmediale Recherche-Einheit aus Redakteuren verschiedener Fachbereiche, die den vermeintlichen Fake-News hinterherrecherchieren sollen. Die Ergebnisse der Recherchen will der Sender einerseits in seinen Informationssendungen verarbeiten, andererseits auch über die eigenen Social-Media-Kanäle verbreiten.

Bereits im Wahlkampf 2013 hatte das ZDF einen ähnlichen Faktencheck eingerichtet, der allerdings als Community-Projekt angelegt war und vorrangig nur die Aussagen von Politikern prüfen sollte. In diesem Jahr stehen aber die Fake-News im Mittelpunkt, die in sozialen Netzwerken wie Facebook verbreitet werden und die im US-Wahlkampf für Aufsehen gesorgt hatten.

An der Facebook-eigenen Initiative gegen Fake News, bei der Journalisten von Nutzern gemeldete Fake News überprüfen sollen, will sich der öffentlich-rechtliche Sender allerdings nicht beteiligen. Stattdessen hat sich das ZDF der internationalen First Draft Coalition angeschlossen, die den Informationsaustausch unter Medien- und IT-Organisationen fördert, um falsche Nachrichten zu enthüllen und in der Öffentlichkeit zu korrigieren.

Auch der Bayerische Rundfunk plant ein ähnliches Projekt. Wie das Branchenmagazin Meedia berichtet, will der Sender ein Team unter dem Titel "BR Verifikation" aufstellen.

Derzeit befinden sich die Redakteure in einer Trainings-Phase – auf welchen Kanälen und auf welche Weise die Rechercheergebnisse veröffentlicht werden sollen, ist jedoch noch unklar. Die Browser-Erweiterung Factfox, soll den Redakteuren verifizierte Fakten zuliefern, um auf Irreführungen und Irrtümer in Social-Media-Beiträgen zu antworten. Auch ARD aktuell arbeitet nach Medienberichten an einer Anti-Fake-News-Einheit.

Die Verbreiter von Fake-News stehen allerdings schon in den Startlöchern. So ermittelte die US-Site Buzzfeed, dass Falschbehauptungen über Bundeskanzlerin Angela Merkel in sozialen Medien besonders gern geteilt werden.

Ein Beitrag über ein Selfie-Foto der Kanzlerin mit einem Flüchtling erreichte weniger als 13.000 Reaktionen, während die frei erfundene Meldung, dass sich der Mann als Terrorist betätigt habe, 32.000 Reaktionen erhielt. Diese Falschmeldung ist derzeit auch Gegenstand eines Prozesses, mit dem der verleumdete Mann Facebook zwingen will, die immer neu verbreitete Lüge zu löschen. (anw)