Planetologen wollen Pluto wieder zum Planeten machen – und 100 andere Objekte

2006 einigte sich die IAU auf eine neue Definition für "Planet" und Pluto wurde zum Zwergplanet. Die Kritik daran blieb bestehen und nun machen mehrere Forscher einen neuen Vorschlag. Der würde die Zahl der Planeten im Sonnensystem deutlich vergrößern.

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Planetologen wollen Pluto wieder zum Planeten machen – und 100 andere Objekte

Soll wieder Planet heißen: der Pluto

(Bild: NASA/JHUAPL/SWRI)

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Mehr als zehn Jahre nachdem Pluto zum Zwergplaneten herabgestuft wurde, wollen mehrere Forscher ihn wieder zum Planeten machen – und mit ihm mehr als 100 andere Himmelskörper im Sonnensystem. Die Wissenschaftler, zu denen auch der Leiter der Pluto-Mission New Horizons, Alan Stern, gehört, schlagen anlässlich der anstehenden Konferenz "Lunar and Planetary Science" eine neue Definition für Planeten vor. Die stelle die Eigenschaften des Himmelskörpers selbst in den Vordergrund und nicht äußere Gegebenheiten. Außerdem stimme sie mehr mit dem allgemeinen Verständnis von Planeten überein.

Stern und mehrere Forscher von verschiedenen US-Einrichtungen schlagen folgende Definition vor: "Ein Planet ist ein Objekt von sub-stellarer Masse, in dem nie Kernfusion gezündet hat und das genug eigene Gravitation hat, um eine ellipsoide Form anzunehmen, die hinreichend als dreiachsiger Ellipsoid beschrieben werden kann – unabhängig von den Orbitalparametern." Zusammengefasst heiße das, jedes runde Objekt im Weltraum, das kleiner ist als ein Stern, sei ein Planet. Inwiefern sogenannte Braune Zwerge darunter fallen, sei später zu klären. Ihnen geht es erst einmal um die Objekte am unteren Ende beziehungsweise unter der unteren Grenze der gegenwärtigen Definition.

Pluto-Sonde New Horizons (67 Bilder)

Plutos Oberfläche
(Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute)

Anlässlich ihres Vorschlags kritisieren die Forscher auch diese gegenwärtige Planetendefinition als in mehrerlei Hinsicht als "technisch mangelhaft". So seien nur Objekte im Orbit um unsere Sonne Planeten, nicht aber Exoplaneten – ob sie nun um einen anderen Stern kreisen oder nicht. Außerdem setze sie die Bereinigung der eigenen Umlaufbahn voraus, was nicht einmal die anerkannten Planeten vollständig geschafft hätten. Dass Planeten die Umgebung der eigenen Bahn bereinigt haben müssen, sorge außerdem dafür, dass sie größer sein müssen, je weiter sie von ihrem Stern entfernt sind. Nicht einmal ein Objekt von der Größe der Erde könne etwa eine Bahn im Kuipergürtel bereinigen.

Zwar fänden Astronomen die gegenwärtige Definition völlig ausreichend, aber für Planetologen sei sie deutlich weniger hilfreich. Deswegen brauche es eine neue, auch wenn die dafür sorgen würde, dass unser Sonnensystem gegenwärtig 110 Planeten umfassen würde. Die könnte man sich zwar nicht alle merken, aber das gelte ja auch für Sternbilder oder die chemischen Elemente. Stattdessen könne das Sonnensystem künftig eher als eine Reihe von Zonen verstanden werden: Der Sonne am nächsten sind Gesteinsplaneten, die mittlere Zone teilen sich Gasplaneten mit Gesteins- und Eisplaneten bevor sich die weit entfernte Zone der Eisplaneten anschließt.

Die neue Definition, die von der Internationalen Astronomischen Union angenommen werden müsste, hätte zur Folge, dass eine ganze Reihe von Monden zu Planeten aufsteigen würden. Alan Stern jedenfalls würde sich freuen, nicht erst seit New Horizons am Pluto vorbeigerast ist und brilliante Aufnahmen der überraschend komplexen Welt gemacht hat, kritisiert er die gegenwärtige Definition scharf. Er hofft nun, dass Lehrer ihren Schülern bald erklären können: "In den 2020ern schickt die NASA eine Raumsonde zum Planeten Europa, der Jupiter als einer von vielen Monden umkreist." (mho)