EU-Sicherheitsforschung: Milliarden ausgegeben – ohne Ergebnis

Die Europäische Union fördert regelmäßig Forschungsvorhaben, die mehr öffentliche Sicherheit versprechen. Dabei kommt aber nur selten wirklich Verwertbares heraus, haben mehrere Journalisten nun ermittelt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 52 Kommentare lesen
EU-Sicherheitsindustrie: Milliarden ausgegeben – ohne Ergebnis
Lesezeit: 2 Min.

Keines der zehn teuersten EU-Forschungsprojekte für mehr Sicherheit hat in den vergangenen zehn Jahren zu einem Produkt geführt, das auch tatsächlich eingesetzt wird. Zu diesem Ergebnis kommen Journalisten aus verschiedenen europäischen Ländern, die die zugehörige EU-Datenbank analysiert haben, wie die daran beteiligte Zeit berichtet. Demnach hätten es die Industrie und Forschungsinstitute wie die Fraunhofer-Gesellschaft geschickt verstanden, sich millionenschwere Forschungsprojekte zu sichern. Wirklich einsetzbare Produkte kämen dabei aber selten heraus, obwohl mehrere Milliarden Euro investiert wurden.

Die Journalisten haben sich die Förderprogramme für Sicherheitstechnik im Rahmen von FP7 sowie Horizon2020 vorgenommen und Beispiele für anscheinend große Geldverschwendungen gefunden. So habe das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen IIS für 5,4 Millionen Euro eine Technik namens MicroMole entwickelt. Messgeräte in Abwasserleitungen sollten dabei nach Rückständen von Drogen suchen, um Drogen-Labore zu entdecken. Dafür hätten aber schon in einer einzigen Kleinstadt Zehntausende solcher Sensoren installiert werden müssen – für ein dann immer noch ungenaues Ergebnis.

Bei einem anderen – 800.000 Euro teuren – Projekt zum Schutz von Flughäfen und Stromnetzen vor Sabotagen gehe der verantwortliche Leiter nicht davon aus, dass es irgendwo eingesetzt werde. Von einem Personen-Airbag zum Schutz bei Terroranschlägen gebe es trotz 800.000 Euro an Unterstützung nicht einmal einen Prototypen. Auch die Europäische Union sei mit der Effizienz der Forschungsprojekte zu Sicherheitstechnik nicht zufrieden. So würden dazu deutlich weniger wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht als zu anderen geförderten Projekten.

Trotz dieser Misserfolgsquote fließe das Geld verlässlich zu den Instituten und an Rüstungsunternehmen wie Thales oder Airbus. Das liege auch daran, dass deren Vertreter oft an den Ausschreibungen beteiligt seien und sich die Texte auf den Leib schneidern können. In Deutschland sollte das eigentlich durch unabhängige Gutachter verhindert werden. Wer die sind, werde aber geheim gehalten, was eine Kontrolle der Kontrolleure verhindert. Der Allgemeinheit jedenfalls nütze das alles nichts, denn während das Geld so für ergebnislose Forschung ausgegeben werde, wünschten sich Polizisten und die Feuerwehren keine High-Tech-Produkte, sondern mehr Angestellte und aktuelle Ausrüstung. (mho)