Kehrt El Niño zurück?

Auswirkungen von El Niño, Dezember 2002, Ocean Beach, San Diego. Foto: PDPhoto.org / gemeinfrei

Schwere Niederschläge in Peru in sonst ariden Regionen zeugen von ungewöhnlichem Wetter. Meteorologen vermuten, dass es nach nur einem Jahr erneut zu einem El-Niño-Ereignis kommen könnte

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Verheerende Überschwemmungen haben in den letzten Wochen zahlreiche Todesopfer gefordert, wie neben viele anderen der britische Sender BBC berichtet. Die Fluten seien die schlimmsten im beinahe 30 Jahren und mehr als die Hälfte des Küstengebiets sei betroffen. In über 800 kleineren und größeren Ortschaften sei der Notstand ausgerufen worden.

Für gewöhnlich leiden viele der jetzt von Sturzfluten heimgesuchten Landstriche erheblich unter Trockenheit. Das hat damit zu tun, dass die Küstengewässer vor Peru eher kühl, dafür aber sehr nährstoffreich sind, weil dort Tiefenwasser aufquillt. Das beschert den Fischern reichlich Fänge, hat aber vergleichsweise geringe Verdunstung zur Folge. Daher ist die Luft, die Meerwinde an Land tragen eher trocken und Niederschläge folglich selten.

Alle paar Jahre kehren sich die Verhältnisse jedoch um. Dann nimmt das Aufquellen vor der Küste ab, die Fischschwärme bleiben aus und die Oberflächentemperatur des Meeres nimmt merklich zu. El Niño wird dieses Ereignis genannt, was der spanische Name für das Christkind ist und darauf anspielt, dass das Phänomen in Peru meist in der Vorweihnachtszeit beginnt. Auf der anderen Seite des Pazifiks, in Australien, Indonesien und auf den Philippinen sorgt das gleiche Phänomen derweil für das Ausbleiben der Niederschläge.

Ungewöhnliche Niederschläge in der Atacamawüste

Das ungewöhnliche an den derzeitigen Ereignissen in Peru: Im letzten Jahr ist erst eines der bisher am stärksten registrierten El-Niño-Ereignisse zu Ende gegangen, und für gewöhnlich treten diese nur alle fünf bis sieben Jahre auf.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) schreibt, dass ein schmaler Streifen entlang der Küste in den ersten 19 Märztagen bereits mehr als das doppelte des zu dieser Jahreszeit zu erwartenden Niederschlags abbekommen hat. Auch in der Atacamawüste im äußersten Norden Chiles, die an Peru angrenzt, habe es ungewöhnliche Niederschläge gegeben. Die Wüste gehört ansonsten zu den trockensten Regionen der Erde.

Der DWD spricht davon, dass sich bisher die El-Niño-Merkmale nicht nach Westen in den tropischen Pazifik ausgedehnt haben. Insofern könne derzeit noch nicht von einem El Niño gesprochen werden. Die besondere Situation vor Peru würde aber Küsten-El-Niño genannt.

Wie es weitergeht, sei noch unklar. Die zur Prognose eingesetzten Computersimulationen verschiedener Institute ergäben derzeit noch widersprüchliche Aussagen. Das Jahreszeitenvorhersagemodell des DWD sage voraus, dass sich im Herbst El-Niño-Bedingungen über den ganzen tropischen Pazifik herausbilden würden. Allerdings sei der Unsicherheitsbereich dieser Aussage zur Zeit noch sehr groß und damit ihre Zuverlässigkeit noch gering.