Science-Fiction-Film "Life": Der Scifi-Thriller-Bausatz

Endlich ist es soweit: Die Menschheit hat außerirdisches Leben entdeckt – und zwar auf dem Mars. Zur Sicherheit soll die einzellige Lebensform auf der ISS untersucht werden. Der Kinofilm "Life" erzählt vom Leben und Überleben im All.

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"Life": Der Scifi-Thriller-Bausatz

(Bild: Sony Pictures Releasing GmbH)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Merlin Schumacher
Inhaltsverzeichnis

Das Einfangen einer Marssonde ist keine Alltagsmission für die Besatzung der ISS. Im Film "Life" glückt sie. An Bord der Sonde wartet die wichtigste Entdeckung der Menschheitsgeschichte: "Der erste unwiderlegbare Beweis für Leben außerhalb der Erde" -- außerirdisches Leben. Was die Wissenschaftler in einer Bodenprobe vom Mars finden beginnt als kleiner Einzeller und wächst heran zu einem Prachtkerl von Alien.

Das Kerlchen, das übrigens auf den Namen "Calvin" getauft wird, lässt sich die Untersuchungen des Stationswissenschaftlers Hugh Derry (Ariyon Bakare) nicht lange gefallen und bricht aus dem Untersuchungslabor aus. Es beginnt ein 103 minütiges Katz-und-Maus-Spiel auf der Internationalen Raumstation.

"Life": Der Scifi-Thriller-Bausatz (6 Bilder)

David Jordan (Jake Gyllenhaal) sucht das ausgebrochene Alien. (Bild: Sony Pictures Releasing GmbH)

Der Film des schwedischen Regisseurs Daniel Espinosa (Safe House, Kind 44) wartet mit einer passablen Star-Besetzung auf: Jake Gyllenhaal (Donnie Darko, Zodiac), Ryan Reynolds (Deadpool, Green Latern) und Rebecca Ferguson (Mission: Impossible - Rogue Nation, The White Queen) zieren den Film. Ebenfalls Teil der Mannschaft ist die weißrussische Schauspielerin Olga Dihovichnaya (Portrait in der Dämmerung) sowie der Japaner Hiroyuki Sanada (Wolverine: Der Weg des Kriegers).

Auch wenn der Film mit Blut nicht unbedingt geizt, wirkt er blutleer. Die besten Schauspieler helfen nicht, wenn das Drehbuch nur ein Minimum an Persönlichkeit vorgesehen hat. Man erfährt über die Protagonisten fast ebenso wenig wie über das stumme, tödliche Alien von einer fremden Welt. Es ist einem fast egal ob Calvin die Besatzung abmurkst oder nicht.

Die Gestaltung von Calvin beginnt interessant, wird aber mit jedem Wachstumsschub langweiliger. Vom Einzeller über ein kleines blumenhaftes Wesen bis hin zum Tentakelmonster mit Gesicht nähert er sich immer mehr der "Gruseliges Monster"-Konvention an. Leider sieht er dabei immer sehr artifiziell aus. Die CGI-Effekte schwächeln an einigen Stellen.

Wirklich angetan hat es den Filmemachern die Schwerelosigkeit mit all ihren kinematografischen Möglichkeiten. Die erste halbe Stunde des Films rotiert die Kamera so oft um alle Achsen, dass man meint, man sei auf einem Kirmesfahrgeschäft. Die Kamera-Taumelei beruhigt sich aber zum Glück irgendwann. Solche Spielereien sind in Ordnung, wenn sie eben mehr wären als nur solche. Der Zuschauer hat in Gravity & Co. eins bereits gelernt: Die ISS ist groß und unübersichtlich, das muss die Kamera hier nicht mehr ausführlich erzählen.

Beim Schauen des Films fühlt man sich immer wieder an eins erinnert: Ridley Scotts "Alien". Menschen in einem Raumschiff, eingesperrt mit einem bedrohlichen Außerirdischen. Überhaupt fühlt man sich beim Schauen oft an Bekanntes erinnert: Es wirkt fast so, als hätten das Autoren-Team Rhett Reese und Paul Wernick, die auch schon Deadpool und Zombieland schrieben, zu sehr von anderen Science-Fiction-Filmen inspirieren lassen: Viel hat man schon einmal irgendwie gesehen. Sei es der "Alien"-artige Plot, der viel zu involvierte Wissenschaftler, der sich in seinen Untersuchungsgegenstand verliebt, oder der Astronaut, der drauf und dran ist, einen Rekord zu brechen. Aus vielen Bauteilen flicken die Autoren sich so ein Drehbuch zusammen. Es funktioniert, überrascht aber nie.

Einem ernsthaftem Vergleich mit Alien hält der Film ohnehin nicht stand. Dafür gruselt es einen im Kinosessel zu wenig und die Story ist weit weniger durchdacht. Während "Alien" mit Metaphorik, dem "Nicht-Zeigen" und unseren Ur-Ängsten zum Klassiker wurde, hält "Life" uns sein – eigentlich ganz putziges – Alien vor die Nase wie eine Marionette an Bindfäden. Auf die Folter spannt einen eigentlich nur das Warten darauf, welche offensichtliche Dummheit seine Protagonisten als nächstes begehen.

Eine Lanze muss man vielleicht für Regie und Drehbuch brechen: An einigen Stellen scheint es so, als habe das Filmstudio noch mal die Schere angesetzt. Es werden Details gezeigt, die nicht aufgelöst werden und einige offensichtliche logische Probleme des Film nicht erklärt. Möglicherweise hätten gerade diese Stellen "Life" zu mehr gemacht als einem Bausatz für Science-Fiction-Filme.

"Life" läuft seit 23. März 2017 im Kino.

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(mls)