Erforschung der Digitalisierung: Einstein Center Digital Future in Berlin eröffnet

Noch bevor das neue Forschungszentrum seinen Betrieb aufnahm, regnete es Lorbeeren. Die Rede war von einem "Forschungsleuchtturm, der weithin sichtbar ins Ausland strahlen kann".

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Erforschung der Digitalisierung: Einstein Center Digital Future in Berlin eröffnet

Sie eröffneten das neue Forschungszentrum: Gesche Joost, ECDF-Sprecherin Digitalisierung und Gesellschaft, Odej Kao, ECDF-Vorstandssprecher, der Regierende Bürgermeister Martin Müller und Christan Thomsen, Präsident der TU Berlin

(Bild: heise online / Detlef Borchers)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Mit der Eröffnung des Einstein Center Digital Future (ECDF) sei Berlin einen großen Schritt nach vorn gegangen und nun auch die digitale Hauptstadt Deutschlands geworden, erklärte Michael Müller, Regierender Bürgermeister der Stadt. Mit einer einzigartigen Kraftanstrengung sei es gelungen, aus der gescheiterten Olympia-Bewerbung den Schwung mitzunehmen und das ECDF innerhalb von 588 Tagen aus dem Boden zu stampfen. Direkt gegenüber den Büros der Abgeordneten gelegen, erhoffe er sich vom ECDF Antwort auf die Frage, wie die Politik mit der Digitalisierung Schritt halten kann.

Das Einstein Center Digital Future ist nach dem Modell der Public Private Partnership entwickelt worden: Für jeden Euro aus der Wirtschaft steuerte Berlin 50 Cent hinzu. Insgesamt investierten 20 Unternehmen rund 38,5 Millionen Euro in das Projekt, das eine Laufzeit von sechs Jahren hat. Dabei kommen Axel Springer Plug and Play, die Bundesdruckerei, Intel, SAP, Deutsche Telekom sowie Zalando aus dem engeren IT-Bereich. Acht außeruniversitäre Forschungseinrichtungen stellten gemeinsam mit den Berliner Universitäten 8,5 Millionen Euro für Berufungen bereit. Von den angepeilten 50 Professorenstellen sind derzeit 32 ausgeschrieben und vier bereits besetzt. Die allererste Junior-Professur mit einer Laufzeit von sechs Jahren ging an den Informatiker Florian Tschorsch.

In diesem Gebäude ist das ECDF untergebracht.

(Bild: heise online / Detlef Borchers)

Im ECDF wollen sich die Forscher mit all den smarten städtischen Themen (Smart Housing, Smart Cities, Smart Mobility, Abwassersysteme 4.0 usw.) befassen. Mit Bioinformatik, personalisierter Medizin, Digitaldiagnostik, Genomanalyse, biomedizinischer Bildgebung ist ferner ein medizinischer Schwerpunkt erkennbar, gefördert durch die nahegelegene Charité. IT-Sicherheit, das Internet der Dinge und die Digitalisierung der Arbeitswelt sind ebenfalls vertreten.

Festredner Christian Thomsen, Präsident der TU Berlin betonte, dass das ECDF kein reines IT-Projekt sei, da die Digitalisierung umfangreicher sei und alle Lebensbereiche betreffe. Er sah im ECDF einen Forschungsleuchtturm, der weithin sichtbar ins Ausland strahlen kann. Bereits jetzt würden über 60 Letters of Intent zur Zusammenarbeit mit dem ECDF vorliegen. Im Anschluss an Thomsen erhoffte sich Günter Stock, Vorstandsvorsitzender der Einstein-Stiftung von dem Center, dass viele neue Geschäftsideen und Geschäftsmodelle entstehen werden.

ECDF-Vorstandssprecher Odej Kao kündigte an, dass man die Fehler vergangener, disruptiver Änderungen nicht wiederholen werde und alle Beteiligten, auch die Bürger Berlins mitnehmen werde. Heute gehe es um die Digitalisierung des Lebens, morgen um die autonome Welt und übermorgen um die kybernetischen Organismen. ECDF-Sprecherin Gesche Joost kündigte einen laufenden Dialog mit der Öffentlichkeit an, um Ängste vor der Digitalisierung abzubauen, die "unglaublich groß" seien. Geplant seien außerdem Hackathons und Cryptoparties. "Wir werden das Thema digitale Souveranität mit Leben füllen", versprach Joost. (anw)