JavaLand 2017: Veranstalter freuen sich über Besucherrekord

Auf der vierten Auflage der JavaLand-Konferenz konnten die Veranstalter 1655 Teilnehmer begrüßen – nach 1220 im letzten Jahr ein neue Bestmarke. Ansonsten zauberte das sonnige Wetter den Besuchern im Vergnügungspark Phantasialand ein Lächeln ins Gesicht.

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JavaLand 2017: Veranstalter freuen sich über Besucherrekord
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Michael Müller
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Im Rahmen der Begrüßung hieß es auch Abschied nehmen: Markus Eisele, bisher für das Vortragsprogramm zuständig, wird fortan andere Aufgaben wahrnehmen. Für vier Jahre Programmgestaltung erhielt er von Fried Saacke von der Konferenzleitung die erste JavaLand Forever überreicht, eine Dauerkarte für künftige Auflagen. Dieses Mal hatte Eiseles Team die Aufgabe, aus mehr als 400 Einreichungen ein Programm mit mehr als 100 Sessions und anderen Aktivitäten zusammenzustellen. Traditionell wird dabei viel Wert auf Sprechervielfalt gelegt – von international bekannten Sprechern bis hin zu Newcomern aus der Community. So werden rund drei Viertel der Vorträge auf Deutsch, die übrigen auf Englisch gehalten. Als besonderer Service war im Silverado-Theater eine Übersetzerkabine aufgebaut: Bei Bedarf konnten die Teilnehmer via Kopfhörer den Vorträgen wahlweise auf Deutsch oder Englisch folgen.

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heise Developer ist gemeinsam mit der DOAG (Deutschen Oracle Anwendergruppe) und dem iJUG, der Interessengemeinschaft deutschsprachiger Java User Groups, Ausrichter der JavaLand-Konferenz.

Wie im letzten Jahr fand schon am Vortag die JavaLand4Kids statt. Die kleine Schwester der Java-Konferenz richtet ihren Fokus auf die Programmierer von morgen. In der dritten Auflage lernten die rund 30 teilnehmenden Kinder einer vierten Grundschulklasse in drei Workshops spielerisch das Programmieren kennen.

In der ersten von zwei Keynotes sprach Jean-Jacques van Oosten über die Rolle des CDO als Chef Product Owner. Damit war kein technisches Thema gesetzt, sondern ein organisatorisches. Der Chief Digital Officer der Rewe-Gruppe berichtete über seine Arbeit als Servant Leader und vermittelte als Botschaft, keine Kompromisse einzugehen. Das war zunächst interessant, kurzweilig und ein wichtiger Beitrag, weil für viele Unternehmen die digitale Transformation ein zentrales Thema ist. Leider glitt gegen Ende die Keynote in eine Recruiting-Veranstaltung für sein Unternehmen ab. Recruiting prägte auch die Ausstellerhalle, in der viele Aussteller primär um Entwickler buhlten – Fachkräftemangel hautnah.

In der zweiten Keynote – gehalten von Martin Thompson – spielte Java als Sprache ebenfalls keine Rolle, sondern sie ging mit dem Thema "Listening to the Design Pressures" mehr in Richtung Architektur. Sie ergebe sich aus dem Druck der nichtfunktionalen Anforderungen heraus, die Thompson lieber Servicequalität nennt, – insbesondere für Performanz, Usabilty und Sicherheit.

Wie sehr Entwickler vor Ort an Softwarearchitektur interessiert waren, zeigten die teils vollen Säle hierzu. Insbesondere Carola Lilienthal lockte die Community und sorgte für übervolle Räume. Und das obwohl sie einen ihrer Vorträge in einem größerem Raum als ursprünglich geplant hielt.

Carola Lilienthal zum Mob Architecting

Die Security-Vorträge hingegen waren, wie im letzten Jahr, schwächer besucht. Möglicherweise liegt das an der Besucherstruktur: Für viele war es der erste Kongressbesuch, sodass es mehr ums Programmieren und um Architektur ging. Security nehmen da viele nur als leidiges Randthema wahr. Security-Experten besuchen außerdem möglicherweise spezialisierte Veranstaltungen – eine ebensolche startet beispielsweise Mitveranstalter heise Developer im Herbst.

Während im letzten Jahr mehrfach Oracles Stillstand bei Java EE bemängelt wurde, hat das Thema nun wieder an Fahrt aufgenommen. Die Besucher reagierten gemischt: Bei einigen Enterprise-Java-Sessions war der allerdings sehr große Saal kaum halb gefüllt. Ein MVC-Framework, vormals geplanter Bestandteil von Java EE 8, hat Oracle mittlerweile aus der Spezifikation entfernt. Einige Mitglieder der Expert Group treiben die Entwicklung weiterhin aktiv voran. Die rechtliche Übertragung auf Ivar Grimstadt soll kurz vor dem Abschluss stehen. Den aktuellen Stand präsentierte er zusammen mit Christian Kaltepoth. Der Vortrag bewies das weiterhin bestehende Interesse an diesem Action-Based Framework. Die beiden Referenten forderten das Publikum ausdrücklich dazu auf, Feedback zu liefern oder sich gar an der weiteren Entwicklung zu beteiligen, konnten aber noch kein Releasedatum nennen.

Das Thema Search gehört zwar nicht direkt zu Java EE. In Kombination mit Hibernate Search setzt der Platzhirsch ElasticSearch auf Java-EE-Techniken (ORM) auf und erlaubt so eine relativ einfache Nutzung. Ein ausgebuchter Saal zeugte vom enormen Interesse an ElasticSearch.

In der Early Adaptors Area feierte Projektleiter Ed Burns mit einigen Mitgliedern der JSF Expert Group die "JSF 2.3 Release Party". So ist eines der ersten Teile von Java EE 8 fertig. Die Transition von MVC an die Community wurde als Vorbild auch für JSF genannt: Damit wird es möglich, bei Bedarf kürzere Releasezyklen zu leben, als durch Java EE vorgegeben.

JSF 2.3, das erste Stück Java EE 8

Doch nicht nur Java EE 8 steht vor der Tür, auch Java SE 9. Hierzu wurden ebenfalls Vorträge angeboten, wenn auch vorerst in eingeschränkter Zahl. Sie waren meist gut besucht, und man braucht wohl kein Hellseher zu sein, um wesentliche Themen der nächsten JavaLand-Konferenz auszumachen. Dabei wurden nicht nur neue Sprachfeatures thematisiert. Vielmehr zeigte Sander Mak, wie sich klassenpfadbasierte Applikationen in modulbasierte überführen lassen. Das Ganze ist davon abhängig, wie sehr eine bestehende Applikation Gebrauch von eher sprachinternen Funktionen macht, die im Rahmen der Modularisierung des Sprachkerns anders gekapselt wurden. Im einfachsten Fall läuft das Programm ohne Änderung. Es kann aber auch ein Automodul oder eine feiner konfigurierte Modularisierung erforderlich werden, um bestehende Software nach Java 9 zu überführen.

Wie im letzen Jahr gehörten Microservices und Docker zu den Top-Themen. Das zeigt, dass es sich hierbei nicht nur um einen Hype handelt, sondern dass wohl ein grundlegender Wandel stattfindet. Gern gesehen war die Kombination aus Microservices und Docker. Aber auch Vorträge zu Microservices mit Java EE sorgten für voll besetzte Räume. Da bleibt nur zu hoffen, das Oracle das MicroProfiles-Projekt tatkräftig unterstützen wird. Unzufrieden mit der jüngeren Entwicklung angesichts der Inaktivität Oracles hatten sich im letzten Jahr mehrere Unternehmen zur Entwicklung der sogenannten MicroProfiles zusammengetan, einer Untermenge von Java EE zur Entwicklung von Microservice-, Cloud- und Container-Anwendungen.

Trotz ihrer Größe hat die JavaLand-Konferenz nicht die Community vergessen. Nach wie vor breiten Raum bekamen die Aktivitäten der Java User Groups. So konnten die Teilnehmer im JUG Café Vertreter ihrer Communities treffen. Oder einzelne User Groups stellten ihre Aktionen vor. Aktiv war beispielsweise die JUG Goldstadt, die ihren Java-Flipper präsentierte. Dabei handelt es sich um eine Eigenkonstruktion: Gebaut in Holz, ausgestattet mit diversen Sensoren wird das Gerät von einem mit Java programmierten Raspberry Pi gesteuert.

Markus Karg von der JUG Goldstadt demonstriert den Java-Flipper.

Sollte sich der Besucherzuwachs so fortsetzen, könnte die kommende Auflage der Java-Entwicklerkonferenz die Marke von 2000 Teilnehmern knacken. Platz ist genug vorhanden: Beispielsweise wurde in diesem Jahr mit dem Silverado-Theater ein Saal mit deutlich größerem Platzangebot als der bisherige für die Keynotes und einige andere Vorträge genutzt.

Insgesamt wusste die JavaLand-Konferenz zu gefallen. Sie bot Vorträge unterschiedlichen Niveaus, sodass sowohl Einsteiger als auch erfahrene Entwickler auf ihre Kosten kamen. Im nächsten Jahr findet sie vom 20. bis 22. März statt.

Michael Müller
ist als Bereichsleiter Softwareentwicklung der InEK GmbH verantwortlich für Projekte im Web-, Java- und .NET-Umfeld. Daneben betätigt er sich als freier Autor und verfasst Fachartikel zu diversen Entwicklungsthemen sowie Buchrezensionen.
(ane)