Blizzard gegen Bossland: Cheat-Entwickler will Schadensersatz nicht zahlen

Zwischen dem US-Spiele-Publisher Blizzard und dem deutschen Cheat-Entwickler Bossland kracht es seit Jahren. Ende März wurde Bossland von einem kalifornischen Gericht zu Schadensersatz in Millionenhöhe verurteilt. Zahlen will der Chef aber nicht.

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Activision Blizzard

(Bild: dpa, Michael Nelson)

Lesezeit: 2 Min.

Schadensersatz in Höhe von 8,56 Millionen US-Dollar: Das ist die Summe, die das deutsche Unternehmen Bossland dem US-Publisher Blizzard nach einer Entscheidung des kalifornischen United States District Court vom 31. März leisten muss. Bossland-Chef Zwetan Letschew will aber nicht zahlen, wie er in einem Mail-Austausch mit dem Techmagazin Motherboard klarstellt. Das Verfahren wurde in Kalifornien, dem Unternehmenssitz von Blizzard, ausgetragen. Das US-Gericht sei aber für deutsche Unternehmen gar nicht zuständig, meint Letschew.

Bossland und Blizzard liegen seit Jahren im Clinch: Das Zwickauer Unternehmen entwickelt Cheat-Programme und Bots für Blizzard-Titel wie World of Warcraft, Hearthstone oder Diablo 3. Damit verderbe Bossland ehrlichen Spielern den Spaß und mache das Produkt für Käufer unattraktiver, argumentiert Blizzard. In Abwesenheit der Gegenseite entschied das kalifornische Gericht für den Kläger und befand Bossland der Verletzung von geistigem Eigentum in 42.818 Fällen für schuldig.

Bossland-CEO Letschew greift das Urteil gegenüber Motherboard in zwei Punkten an: Bei der von dem US-Gericht ausgeurteilten Summe handele es sich erstens um Bußzahlungen. Das sei aus juristischer Sicht problematisch, da Strafzahlungen im EU-Zivilrecht gar nicht vorgesehen sind. Im Urteil steht allerdings unmissverständlich, dass die Summe keine derartigen "punitive damages" umfasst. Vielmehr basiert sie auf einer Schätzung des entstandenen Schadens – hier 200 US-Dollar pro Verstoß.

Unabhängig davon ließe sich das Urteil des US-Gerichts in Kalifornien überhaupt nicht in Deutschland durchsetzen, sagt Letschew. Bossland habe sich daher dagegen entschieden, überhaupt zum Gerichtstermin zu erscheinen. Jetzt erwägt der Unternehmenschef, gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen. "Diese Verhandlung in den USA soll nur unser Geld verschwenden und uns in die Insolvenz treiben. Es wird ein langer Kampf, und am Ende wird sicher die Gerechtigkeit siegen."

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(dahe)