Gelesen: "Zero to One"

Der US-amerikanische Investor und Unternehmer Peter Thiel, der unter anderem PayPal und Palantir gegründet hat, hat ein Buch geschrieben: "Zero to One". Darin beschreibt er, warum Technologie und nicht Globalisierung die treibende Kraft für die Zukunft ist und worauf beim Aufbau eines Start-ups zu achten sei.

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Von
  • Golo Roden
Inhaltsverzeichnis

Der US-amerikanische Investor und Unternehmer Peter Thiel, der unter anderem PayPal und Palantir gegründet hat, hat ein Buch geschrieben: "Zero to One". Darin beschreibt er, warum Technologie und nicht Globalisierung die treibende Kraft für die Zukunft ist und worauf beim Aufbau eines Startups zu achten sei.

Peter Thiel, der ursprünglich aus Frankfurt am Main stammt, ist einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Investoren und Unternehmer im Silicon Valley. Den ersten großen Erfolg hatte er mit PayPal, das er unter anderem gemeinsam mit Elon Musk gegründet hat. Außerdem war er der erste Investor von Facebook, zudem hat er Palantir gegründet.

Im Jahr 2014 hat er zusammen mit Blake Masters das Buch "Zero to One" geschrieben, das auf einer von ihm gehaltenen Vorlesung an der Universität von Stanford basiert. Er beginnt mit der Frage, welche persönliche Überzeugung man hege, der nur sehr wenige Menschen zustimmen würden. Die Frage lässt sich auf Unternehmen beziehen, indem man fragt: Welches vielversprechende Unternehmen wurde noch nicht gegründet?

Seine eigene Antwort auf die Frage lautet, dass die meisten Menschen glauben würden, die Zukunft werde von der Globalisierung bestimmt – tatsächlich sei es jedoch Technologie. Nur diese sei nämlich in der Lage, die Menschheit dauerhaft und nachhaltig voranzubringen.

Auf den Gedanken bezieht sich auch der Titel des Buchs: Innovation als Schritt in das Unbekannte und Neue (von 0 auf 1) sei dem Verbreiten von bereits Bestehendem (von 1 auf n) vorzuziehen. Das setzt allerdings eine positive Sicht auf die Zukunft und Vertrauen in die eigene Fähigkeit voraus, die Zukunft zu gestalten. Thiel nennt das bestimmten Optimismus. Diese Denkart sei beispielsweise die Triebfeder für das Raumfahrtprogramm gewesen und habe die Menschheit zum Mond gebracht. Seit den 1980er-Jahren sei sie aber zunehmend von anderen Ansichten verdrängt worden.

Das moderne Europa sei beispielsweise von unbestimmtem Optimismus geprägt: Man sei sich zwar sicher, dass die Zukunft besser als die Gegenwart werde, wisse aber nicht, was man dafür konkret machen könne. Noch schlimmer seien jedoch der unbestimmte und bestimmte Pessimismus, bei dem man davon ausginge, dass die Zukunft schlechter werde, man aber nicht wisse, was man dagegen unternehmen könne, außer bestenfalls für die Katastrophe vorzusorgen.

Weiter führt er aus, dass Monopole von vielen Menschen als schlecht angesehen würden. Tatsächlich sei dem aber nicht so, denn Monopole seien aufgrund der sich rasch verändernden Welt nie von Dauer, würden aber Innovation besser ermöglichen als ein hochumkämpfter Markt. In diese Sichtweise spielt die Überzeugung von Google-Gründer Larry Page hinein, ein Produkt müsse mindestens zehnmal so gut sein, ansonsten sei es nicht Wert, entwickelt zu werden.

Man merkt dem Buch rasch an, dass Thiel in großen Maßstäben denkt. Es gilt, revolutionär und anders zu denken, um innovativ zu sein, genau so wie vor dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende. Die bereits angesprochene Raumfahrt sei ein weitaus besseres Beispiel für Innovation als die meisten technischen Errungenschaften der vergangenen 30 Jahre.

Das klingt ganz anders als die übliche Lean-Startup-Literatur, die empfiehlt, jegliches Risiko zu meiden und stattdessen iterativ vorzugehen und den Markt zu befragen. Wirkliche Innovation funktioniere nicht evolutionär, sondern ausschließlich revolutionär.

Wer die in "Gelesen: 'Wie Elon Musik die Welt verändert'" vorgestellte Biografie von Elon Musk gelesen hat, bekommt bei der Lektüre von "Zero to One" zunehmend das Gefühl, die theoretischen Grundlagen für das praktische Wirken von Elon Musk kennenzulernen. Thiel und Musk halten beide nicht viel davon, Grenzen hinzunehmen, sondern erschaffen ihre eigene Version der Wirklichkeit.

Das hat Steve Jobs als "Eine Delle ins Universum schlagen" bezeichnet, und auch er war ein Vertreter dieser Denkart. Auffällig ist, dass die drei vielleicht erfolgreichsten Unternehmer der modernen IT wenig mit der unter anderem von Eric Ries verbreiteten Lean-Startup-These gemein haben. Eventuell gilt es deshalb, die eigene Sicht nochmals zu überdenken.

Alles in allem ist das Buch von Peter Thiel äußerst lesenswert, insbesondere in Verbindung mit der Biografie von Elon Musk.

tl;dr: Innovation ist ein Schritt von 0 auf 1. Nur der revolutionäre Bruch mit der Gegenwart ermöglicht wahre Innovation. Das ist zwar schwieriger umzusetzen als das Verbreiten bereits bestehender Ideen, aber zugleich auch weitaus nachhaltiger und erfolgreicher. ()