Britische Regierung ist wegen Leaks über US-Behörden wütend

Screenshot des NYT-Artikels mit geleakten Fotos.

Die Polizei von Manchester wird nach Veröffentlichung von Polizeibildern in der New York Times keine Informationen mehr an die US-Sicherheitsbehörden und Geheimdienste übermitteln

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Das ist außergewöhnlich. Die Polizei von Manchester teilt Informationen nicht mehr mit US-behörden über den Selbstmordanschlag, die britische Regierung ist verärgert. Grund seien Leaks, die die britische Regierung "wütend" gemacht habe. Regierungschefin Theresa May, die einst unterwürfig zu Donald Trump gereist war, um sich Brexit-Rückendeckung zu holen, will sich nun bei diesem beschweren.

Die New York Times hatte forensische Fotos von Bombenteilen, einem Rucksack und Batterien veröffentlicht. Der Täter, so die NYT mit Verweis auf vorläufige Ergebnisse der britischen Behörden, soll eine Fernbedienung zur Sprengung der selbstgebauten Bombe in der linken Hand gehalten haben. Der Oberkörper von Salman Abedi soll weit entfernt gefunden worden sein, was darauf hinweise, dass er die Bombe in einem Rucksack bei sich trug, der ihn fortschleuderte.

Die Briten gehen davon aus, dass die NYT die Bilder und Informationen von US-Behörden erhalten hat. Seit Monaten gibt es einen Leak nach dem anderen aus den US-Behörden, die meisten betreffen Donald Trump, sein Team und deren Vorhaben. Trump ist selbst erbost und beklagt sich gerne darüber, dass die Geheimdienste nicht diese Leaks untersuchen, sondern die angeblichen Beziehungen seines Wahlkampfteams und Mitarbeiter zu Russland.

Manchesters Bürgermeister Andy Burnham erklärte, er habe über das Thema mit dem amerikanischen Botschafter besprochen: "Diese Leaks sind völlig inakzeptabel und müssen sofort aufhören", forderte er. Auch aus der Regierung heißt es, die Leaks seien nicht akzeptabel. Selbst die enge Beziehung der Geheimdienste könnte darunter leiden. So bezichtigte ein Mitarbeiter der National Counter Terrorism-Behörde die US-Sicherheitsbehörden, das Vertrauen gebrochen zu haben. Das behindere die gemeinsame Antiterror-Arbeit - vor allem wenn Details aus einem großen, nicht unaufgeklärten Fall an die Öffentlichkeit gelangten. Innenministerin Amber Rudd zeigte sich "irritiert" und warnte, dass so etwas nie mehr passieren dürfe.

Sky News veröffentlichte inzwischen Bilder aus Überwachungskameras, die Abedi kurz vor der Tat zeigen sollen. Mittlerweile befinden sich im Rahmen der Untersuchung über mögliche Komplizen des 22-jährigen Briten libyscher Abstammung acht Menschen in Haft. Heute wurde erneut eine kontrollierte Explosion bei einer Hausdurchsuchung durchgeführt. Der Selbstmordattentäter Salman Abedi war nicht nur öfter in Libyen, sondern offenbar vier Tage vor dem Anschlag auch in Deutschland. Sein Vater und sein Bruder, die sich in Libyen aufhielten, sind dort ebenfalls festgenommen worden.