Macht’s mal einfach

Mit wenigen Mitteln lassen sich erstaunliche Dinge umsetzen. Wir haben acht der besten Beispiele gesammelt – darunter ein Blutanalysegerät mit Papier, eine Plastiktüte, die Babys rettet und Häuser aus Wüstensand.

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Dieser Text-Ausschnitt ist der aktuellen Print-Ausgabe der Technology Review entnommen. Das Heft ist ab 22.6.2017 im gut sortierten Zeitschriftenhandel und im heise shop erhältlich.

Sie sind auf dem Wasser schwimmende technische Meisterleistungen – und doch waren die Messbojen vor der Küste Indonesiens beim deutsch-indonesischen Tsunami-Frühwarnsystem (GITEWS) der große Makel. Dabei war die Idee doch eigentlich gut gemeint. Beim verheerenden Tsunami am 26. Dezember 2004 im Indischen Ozean kamen Hunderttausende Menschen ums Leben. GITEWS mitsamt dem Netz aus Messbojen auf dem Wasser sollte eine Vielzahl an Daten sammeln, um die Einwohner künftig früh genug zu warnen, damit sie fliehen können, und um ein zweites solches Drama zu verhindern.

Zehn der insgesamt 16 Bojen waren technische Meisterleistungen. Sie dienten zum einen als Relaisstationen, um Daten der Ozeanbodeneinheiten weiterzuleiten. Zum anderen erfassten sie selbst Daten vom Luftdruck, Windgeschwindigkeit, Wassertemperatur und -Salzgehalt. Sie verfügten über einen Bordrechner, Datenspeicher, GPS-Empfänger und Solarzellen sowie einen Windgenerator, um für Energie zu sorgen. 250000 Euro pro Stück sollen die Bojen gekostet haben. Sie waren perfekt – bis auf den Umstand, dass sie für ihren Zweck wahrscheinlich zu perfekt waren.

Piraten klauten sie, Fischer nutzten sie als Anlegestelle und rissen sie aus der Verankerung, oder sie gingen schlicht kaputt. Ersetzt hat sie niemand. Die Wartung hätte sowieso erhebliche Kosten verursacht. Projektleiter Jörn Lauterjung vom Helmholtz-Zentrum für Geoforschung GFZ versichert aber, dass das Warnsystem auch ohne die Bojen funktioniere, da das Herzstück 160 Seismometer an Land seien. Fraglich bleibt dann, warum die teuren Bojen überhaupt installiert werden mussten.

GITEWS zeigt, warum die perfekte Lösung nicht immerdie beste Lösung ist. Und es ist nicht das einzige Beispiel dafür. Facebook oder Google fassen seit Jahren nicht so recht Fuß auf dem afrikanischen Kontinent, weil ihre Produkte noch immer nicht zur afrikanischen Realität passen. Stattdessen springt nun eine neue Generation von afrikanischen Programmierern ein – und treibt die Digitalgiganten vor sich her. Weitere Beispiele lesen Sie in unserem Themenfokus.

Die Fokus-Artikel im Einzelnen:

Seite 70 - Bauen: Mithilfe von Wüstensand sollen stabile Behausungen entstehen

Seite 73 - Reinigen: Der Oleo-Schwamm nimmt Öl aus dem Hafenbecken auf – und gibt es wieder ab

Seite 74 - Analysieren: Forscher entwickeln günstige Mini-Labore, um Blut und DNA zu untersuchen

Seite 77 - Operieren: In einem neuen Sterilisator wird OP-Besteck völlig ohne Strom gereinigt

Seite 78 - Coden: Kids in Afrika lösen per App Probleme vor Ort

Seite 81 - Gebären: Wie ein Plastikschlauch Geburten sicherer machen soll

(jle)